Faksimile

Text

box 39/1
1. 50th Birthdav
suchen, um Schnitzlers Christine eine gleich liebenswerte Gestalt an, versteckten Trieben der Seele, wenn sie im Dunkel tastet, und leidet,
die Seite stellen zu können. Trotz der Sentimentalität, die sie zu¬
wenn sich die Arme im Glücke betrügt.
letzt umgibt. Und wem hätte nicht die Bettlergeschichte „Vom
Fritz Droop.
tstage.
blinden Geronimo und seinem Bruder“ oder die Er¬
*) Sämtliche Werke von Schnitzter sind bei S. Fischer=Berlin erschienen.
Jahre alt wird,
zählung „Andreas Thameyers letzter Brief“ ans Herz
1
ublikums ein Me¬
gegriffen? Wen zöge nicht der, echteste Großstadtatmosphäre aus¬
nAnlasses bedarf,
strömende Roman „Der einsame Weg“ in seinen Bann, wer
machen. Wir
bliebe hart bei der Schilderung des langsamen Unterganges des
das Werden der
Schwindsüchtigen in der Novelle „Sterben“, die vielleicht das
Gaben, die uns
stärkste seiner Prosawerke ist?
Freude und wird
Als Schnitzlers männliche Leidenschaften die Oberhand ge¬
en, die uns nicht
wonnen hatten, brach seine Liebe für das Historische stark hervor,
Weg geraten sind,
und es entstanden jene Dramen von der Art des „Grünen Ka¬
noch lange, nach¬
ladu“ wo das Spielen zwischen Schein und Wirklichkeit ebenso
deutlich wird, wie im „Paracelsus“ das Ineinander von Wirklich¬
und Moll
— ein
keit und Traum. Im „Schleier der Beatrice“ zeichnet der Dichter
1 — ein
elig spricht
den Heißhunger nach Glück und die Enttäuschung, die dem lebens¬
Weinen, das von
durstigen Filippo schließlich die Waffe in die Hand drückt, die ihn
ich noch immer
von aller Erdenqual befreit. So wird das Weib der Feind, der die
nitzler las. Ein
Sehnsucht nach Glück bestraft, der Feind, der letzten Endes Sieger
ner Kultur, hat
bleibt. In neuerer Zeit ist Schnitzler zum historischen Drama zu¬
Strindberg und
rückgekehrt, indem er im „Jungen Medardus“ das Wien vor 1809
nten zu geraten.
zum Schauplatz leidenschaftlicher Kämpfe machte. Auch hier ist das
orden auf eigener
Weib der rollende Ball, den die Männer zu werfen glauben, und
Dunkel verfolgen
der sie immer wieder selber trifft. Der Roman „Der Wegins
ucht vom Baume
Freie“ endlich ist eine. Verstehen und Liebe heischende Geschichte
trug und Selbst¬
der gegenwärtigen jüdischen Strömungen und wie alle Bücher
zu Mensch, trotz
Schnitzlers von dem Pulsschlag starken inneren Erlebens durch¬
newig zwischen
glüht und geadelt.
So ist Artur Schnitzler weit über jene Erstlingswerke der
öffentlichung der
Liebespsychologie hinausgewachsan, die seine starke Position in der
ien auf die Spur
zeitgenössischen Literatur begründeten, und es liegt eine schwere
uinischen Grund¬
Ungerechtigkeit darin, ihn immer nur als den Dichter des „Süßen
n und Melancho¬
Mädels“ abzutun. Der Tod der Menschen, die er als Arzt hat
gt herb ein Weh,
ringen und sterben sehen, ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen,
der Novelle vom
und der Gedanke an das Nachher faßt ihn mit Schauern an, weil
logischen Analyse
weder der Glaube, noch die Wissenschaft hier Antwort geben, die
s „Dämmer¬
ihn trösten kann. „Warum reden sie vom Sterben?“ heißt es im
spiel“ in dem
„Einsamen Weg“ und die Antwort lautet: „Gibt es einen anstän¬
„Amadeus
digen Menschen, der in irgend einer guten Stunde an etwas ande¬
kilie an uns vor¬
res denkt?“ Wer so vom immer gegenwärtigen Todesgedanken be¬
e letzten Spuren
gleitet wird, für den gibt es kein lässiges Erfassen der Lebensidee,
ragik Platz ge¬
der hält mit allem, was er denkt und dichtet, wie Ibsen Gerichts'
schon fehr 1az#¬
über sein eigenes Selbst. Der sucht mit allen Fühlern nach de