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nenen en sen en 1er 1 1 1er e 1110 1 11 1 1.
merken. Und grad den Teilnehmern am jetzigen Bau¬
meisterjubiläum is dös am augenfälligsten bewußt wor'n, wenn
s es mit dem früheren Baumeisterjubiläum verglichen ham.
Guat, 's Haus war vollbesetzt, guat, g'schrien und Tücher
g'schwenkt und Reden g’halten und laut und intim is g'feiert
wor'n, aber —. Ja, aber wo war diesmal der stadtbewegende
Rummel? Vor grad zehn Jahr'n war's, da san die Leut vorm
Theater um ara zehn Uhr Vormittag ang'stellt g’wesen, um si
no a Platzl sichern zu können, die Tramwaygeleise am Franzens¬
ring waren verlegt, so ham si die Enthusiasten g'staut und drei
Dutzend Wachleute mußten einschreiten, damit die Ordnung
halbwegs hat aufrecht erhalten werden können! Diesmal, — na,
a bißl kränkt hat si unser alter Meisterspieler schon, der 'n
Unterschied genau kennt hat, weil er von sein' Hotel aus nach'n
Essen an Rekognoszierungsspaziergang rings ums Burgtheater¬
gebäude unternahm. Als ob er die Ursach' wär' wenn die
Theaternarretei just vor dem Hause des Baron Berger merk¬
liche Abkühlung zeigt. Le baron Berger dispose ... und das
Publikum denkt. Und wahrlich nimmer so naw=begeistert, wie
zur Zeit der seligen Sonnenthal= und Kainzherrlichkeit.“
„Heißt elegische Töne angeschlagen,“ unterbrach hier der
Moritz, „na, gottlob, da dazu is ka Anlaß und net amal wenn
mir zwei in Wien de anzigen meschuggenen Theaterfreunde
wären. Uebrigens, was wollen Sie eigentlich? Braucht es
Massenaufläufe auf der Gassen, braucht es eingedruckte Rippen
oder Narren, was dem Automobil von aner gefeierten Per¬
ssenlichkeit das Benzin austrinken? De wahre heiße Verehrung
äußert sich etwas weniger geräuschvoll. Auf die Intensität des
Gefühls kommt es an. Da ham Sie den 50. Geburtstag vom
Artur Schnitzler. Sie mechten nicht glauben, wie sich in den!
Theatern, wo sie dem Geburtstagskind zu Ehren seine Stücke
spielen, der Vorverkauf für den betreffenden Abend glänzend
gestaltet hat. Trotzdem es sich um die abgespieltesten Stück'
handelt, was beweist, daß es der Schnitzlergemeinde net um den
Theatergenuß an sich, sondern um a demonstrative Treuebezei¬
gung für ihren Lieblingsdichter zu tun is. Und jetzt lassen Sie
sich von der originellsten Schnitzler=Feier erzählen; kane
Conference, ka Spezialheft, ka Vornotiz hat bis heute davon
etwas verlauten lassen. Also da gibt es in Wien einige
Künstler, was einerseits wegen der Repertoireverhältnisse net
zum Auftreten kommen, andrerseits an Wirkungskreis haben,
der von der höheren Literatur ziemlich weit abseits liegt. Das
hindert sie aber nicht, Feuer und Flamme für unseren Dichter
zu sein und so haben sie sich vor einigen Tagen zusammen¬
getan, um unter sich, im engsten Kreise, eine solenne Schnitzler¬
Huldigung zu beschließen. Da is zum Beispiel der Gesangs¬
komiker und tanzende Elegant vom — Ronacher (!), unser
liebenswürdige Josef Viktora, ham Sie a Idee! Der beliebte
junge Mann, der das hochliterarische „Hupf mein Mäderl“ und
andere Operettenschlager so populär gemacht hat! Der hat!
Stein und Bein geschworen, er muß Schnitzlern zu Ehren eine
Hauptrolle in — „Liebelei“ spielen. Wenn schon net die Kainz¬
rolle im „Zwischenspiel“! Und ein früherer Oberregisseur vom
Bürgertheater, — der jetzt unberufen bei der Trifailer Gewerk¬
schaft ausgesorgt hat, — rollte ähnliche Pläne im Kopf und
Annie Blaha, das frühere Burgtheaterkind, die mittlerweile zu
einer stattlichen Künstlerin herangewachsen is und noch andere
mehr schlossen sich an, ließen net locker und ham nach an Wiener!
Theater Umschau gehalten, um sich an würdigen Schauplatz
fir an Schnitzler=Abend zu sichern. Vergebliche Mühe. Keine
einzige unserer Bühnen, die ja alle noch geöffnet sein, war zu
haben. So ham sich diese Schnitzler=Verehrer, die so selbstlos
sind, daß sie auf jede Reklame verzichteten, kurz entschlossen
ganz einfach an die Provinz gewendet und richtig in — Kalten¬
leutgeben, wo die Theatersaison noch net eröffnet is, das Musen¬
tempelchen für den einen Abend, für Donnerstag gepachtet be¬
kommen. So was kost't aber nebbich Geld, für Pacht und
Regien is a ziemliches Stückl Geld gefordert worden und da is
ihnen nun a Retter in der Not erstanden, in Person eines
kunstsinnigen und gleichfalls Schnitzler verehrenden Hof= und
Gerichtsadvokaten. Dieser Doktor — seine Adresse sollt Ihr nie
erfahren, sie lautet: Hoher Markt Nr. 9, — hat sich sofort
bereit erklärt, net nur für alle Spesen aufzukommen, sondern
hat sogar die Verpflichtung übernommen, an Separatzug der
Südbahn, der für jeden Käuser einer Theaterkarte zur freien
Benützung steht, aus eigener Tasche zu bestreiten! Können
Sie sich denken, was in dem Bekanntenkreis der aktiven Teil¬
nehmer an dieser Feier diese originelle Begünstigung gemacht
und wie rasch das klane Kaltenleutgebener Theaterl „vergriffen“
Ausschaft am: Grazer Montags Zeitung
Een 1
(Artur
ler und-seine Kollegen.)
Unermorgen begeht Artur Schnitzler, der feinste Ge¬
stalter des Wienerischen Wesens, den 50. Geburtstag,
und wie in Graz rüstet man allerorten zur Feier. Der
Dichter der feinen einaltigen „Anatol“=Studien aus
dem weichen Leben der Wiener Lebewelt hat in der
Christine, der weiblichen Hauptfigur seines Schau¬
spiels „Liebelei“, eine der schönsten, liebreizendsten
und gemütvollsten Gestalten der modernen deutschen
Literatur geschaffen. Ein farbenbreiches Bild aus der !
italienischen Renaissance gibt seine Tragödie: „Der
Schleier der Beatrie“, wohl die interessanteste und
kunstvollste Schöpfung des WienerMeist #. Schnitzler ist
übrigens nicht der einzige unter den Dichtern, der heuer
seinen Fünfziger vollendet; außer ihm feiern in diesem
Jahre noch Joh. Lehlaf, Gerhart Hauptmann,
Max Dreyer, Otto Ernst und Ludwig Fulda
ihren 50. Geburtstag; auch der Belgter Maeter¬
linck zählt zu diesem gut geratenen 1862er Dichter
hrgang.