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Soth and 5511Birthdar
0 U.
Mrumsorgan Bayerns, der
. des „Lonalanz.“ Nur über den
„Bayerische Courier“ in München, erklärt, der
Wortlaut bestehen verschiedene Versionen, der
ganze Gedankengang in der Aeußerung des
Sinn aber ist derselbe.
Kaisers sei der scharfmacherischen Berliner „Post“.
Frucht vom Baume der Erkenntnis brach. Denn
alles Leben ist Betrug und Selbstbetrug. Das
Feuilleton.
ist der Wechselstrom von Mensch zu Mensch, trotz
aller Wahrheit, aller Ehrlichkeit. Wir schaukeln
Krthur Schnitzler.
ewig zwischen Wirklichkeit und Schein.
Zum 15. Mai 1912, seinem 50. Geburtstage.
Schnihzlers Ruhm begann mit der Veröffent¬
Don Britz Droop.
lichung der Anatol - Szenen, die uns schon durch
Daß Arthur Schnitzler heute 50 Jahre alt wird,
ihren Namen auf die Spur französischen Ein¬
flusses setzen. Aber in den sanguinischen Grund¬
mag auch für jenen Teil des lieben deutschen
ion der Abenteuer, die Schnitzler den aus
Publikums ein Momento sein, der immer erst
Leichtsinn und Melancholie gemischten Genießer
eines gewissen äußeren Anlasses bedarf, um sein
Interesse für einen Dichter mobil zu machen.
Anatol erleben läßt, klingt herb ein Weh, das
uns
Wir anderen, die wir wissen, was große Geister
nicht verhallen will. Aehnlich geht es
mit der Novelle vom „Leutnant Gustel“, der
für das Werden der Seele sind, überschauen in
meisterhaften psychologischen Analyse „Frau Berta
solchen Stunden die Gaben, die uns ihre Huld
Garlans“, dem Novellenzyklus „Dämmerseelen“
geschenkt, und unser ganzes Herz wird Freude
und dem dramatischen „Zwischenspiel“ in
und wird Dank. Arthur Schnitzler gehört zu
Schnitzler die Eheirrung des Kapellm
jenen Starken, die uns nicht wieder freigeben,
Amadeus Adams und seiner abenteuergierigen
wenn wir einmal auf ihren Weg geraten sind,
Frau Cäcilie an uns vorüberziehen läßt. In der
zu jenen Seltenen, deren Wort in uns nachzittert,
„Liebelei“ haben die letzten Spuren des
noch lange, nachdem wir ihre Bücher fortgelegt
Theatralischen einer schlichten zwingenden Tragik
haben.
Platz gemacht, und man muß in der modernen
Ein schmerzliches Ringen zwischen Dur und Moll
Literatur schon sehr lange suchen, um Schnitzlers
ein Glück, das uns zerstört, und eine Hölle,
Christine eine gleich liebenswerte Gestalt
die uns selig spricht — ein starkes Lachen über
an die Seite stellen zu können, trotz
Zeit und Raum, dazu ein Weinen, das von
der Sentimentalität, die sie zuletzt umgibt.
schönen weichen Lippen strömt: so etwas habe
Und wem hätte nicht die Bettlergeschichte „Vom
ich noch immer empfunden, wenn ich ein Buch
blinden Geronimo und seinem Bruder“ oder die
von Arthur Schnitzler las. Ein Mann von

Erzählung „Andreas Thameyers letzter Brief“
dichterisch und menschlich gleich feiner Kultur,
hat Schnitzler von den Franzosen, wie von Ibsen,
ans Herz gegriffen? Wen zöge nicht der echteste
Großstadtathmosphäre ausströmende Roman
Strindberg und Shaw gelernt, ohne ins Fahr¬
„Der einsame Weg“ in seinen Bann, wer bliebe
wasser der Genannten zu geraten. Er hat sich
hart bei der Schilderung des langsamen Unter¬
emporgerungen und ist ein Freier geworden auf
r die Wege der
ganges des Schwindsüchtigen in der Novelle
eigener Höhe. So lernte
„Sterben“, die vielleicht das stärkste seiner Prosa¬
Menschen im Dunkel verfolgen und weh¬
mütig lächeln, wenn er die bittersüße werke ist?
0 0.0
10
Adrnftuche Kimmr.e
den gesunden Menschenversu. „Smme
Justiz nicht aus. (Lebhafter Beifall.)
Dr. Neuber: Wir wissen doch alle n
sind. Schwere Verwundungen sind hö
mangeinder Asepsis vorgekommen, sonst
S
Als Schnitzlers männlichere Leide
Oberhand gewonnen hatten, brach sei
das Historische stark hervor, und e
jene Dramen von der Art des „Grün
wo das Spielen zwischen Schein und
ebenso deutlich wird, wie im „Pard
Ineinander von Wirklichkeit und
„Schleier der Beatrice“ zeichnet der
Heißhunger nach Glück und die Entt#
dem lebensdurstigen Filippo schließli
in die Hand drückt, die ihn von alle
befreit. So wird das Weit der Je
Sehnsucht nach Glück bestraft, der
letzten Endes Sieger bleibt. In neu
Schnitzler zum historischen Drama zu
indem er im „Jungen Medardus“ de
machte. Auch hier ist das Weib der ##
den die Männer zu werfen glaube
immer wieder selber trifft. Der R
Weg ins Freie“ endlich ist eine De¬
Liebe heischende Geschichte der ge
jüdischen Strömungen und wie
Schnitzlers von dem Pulsschlag stark
Erlebens durchglüht und geadelt.
So ist Arthur Schnitzler weit übe
lingswerke der Liebespfnchologie hin
sen, die seine starke Position in der zeif
Literatur begründeten, und es liegt
Ungerechtigkeit darin, ihn immer
Dichter des „Süßen Mädels“ abzutur
der Menschen, die er als Arzt hat
sterben sehen, ist nicht spurlos an ihr
gegangen, und der Gedanke an das I
ihn mit Schauern an, weil weder der
die Wissenschaft hier Antwort gebe
trösten kann. „Warum reden Sie vom