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ndSth Birt
Weph: Ich weiß es wohl es ist ein Dorurtheil,
Allein genung mir ists einmal zuwieder,
den vorgeschriebenen Schauplatz zu geben („ein Kreuz am Wege, rechts
auf dem Hügel ein altes Schloß, in der ferne ein Bauerhüttchen"), wofern
man sich zu dem oft genug gemachten Dorschlag hätte bequemen wollen,
nur mit einfachen Prospekten (bei kurzer Bühne) zu arbeiten? Darüber,
daß die erste Begegnung fausts mit Ilargarete nicht auf offnem Platze vor
der Kirche statthaben kann, ist ebenso häufig geschrieben worden, wie über
das andere, daß die Szenen in Bretchens Zimmer des intimen Kaumes
bedürfen. Statt dessen bot man einmal ein Riesengemach, das andere
Ial, beim Spinnrad-Ionolog, saß Iargarete scheinwerferbelichtet vor
einem blauen Dorhang: Solche „Stilisierung“, die auch dreien anderen
Szenen einen merkwürdigen Rahmen schuf (einen kahlen Baumstamm
und eine Bank vor transparentem Hintergrunde), hat ihr Recht allenfalls
da, wo sie vollends durchgeführt wird. Einheitlichkeit aber fehlte
hier ganz. Kaum nötig, zu sogen, daß man am Versuch, das Dorbeisagen
am Rabenstein lebendig zu machen, scheu vorüberging: die hinter der
Szene gesprochenen Worte der beiden geben genau so wenig Illusion wie
die klägliche Gestalt, die man dem an sich guten Bedanken gegeben hatte,
den Erdgeist nur als flammenbildung erscheinen zu lassen. Hier hätte
man sich daran versuchen mögen, Boethes eigenen Ideen hierüber nach¬
zugehen, die er durch Zeichnungen belegt hat: das in der fensteröffnung
erscheinende Haupt des Seistes sollte immer größer werden und schlie߬
lich den ganzen Rahmen füllen. Darin hätte dann wohl etwas von der
übermächtigen Riesengröße der Erscheinung gelegen!
Indessen: nicht Tadelns wegen saßen wir da, sondern zu hören und zu
sehen und für Dargebotenes zu danken, auch wenn es minder gelungen
war. Und schließlich läßt sich dem Dank auch ein Loben gesellen, wenn
man an die Domszene denkt: wie da aus ganz finsterm Raum flackern¬
des Licht anfangs nur den bösen Seist erkennen, der, einer Statue gleich,
am Pfeiler neben Bretchen stand, wie dann bei den Klängen des Eber:
weinschen „Dies irge“ (aus der Mlusik zur ersten Weimarer faustauf¬
führung, 29. 8. 1829) allmählich ein paar betende Gestalten sichtbar wurden,
und wie das Ganze zum Schluß wieder ins Dunkel sank, ein entstehend
und vergehend Nachtgebilde: das war wundervoll gelungen.
Dr. hans Lebede.
Ludwig Hirschfeld: Don den Wiener Bühnen.
Der 50. Beburtstag Artur Schnitzlers, des Besten und Bedeutendsten
im heutigen literarischen österreich, hülle von den Wiener Bühnen schon
etwas lebhafter und herzlicher gefeiert werden können. Das Burgtheater
spielte das ohnedies im Repertoire stehende „Weite Land“, das Deutsche
Dolkstheater die „Liebelei“ und den „Grünen Kakadu“, das Theater in
der fosefstadt das „Dermächtnis“ — das war alles. Eine würdige zuklische
Aufführung der dramatischen Werke Schnitzlers, wie sie das Prager
Landestheater unternahm, wäre wohl am Platze gewesen, namentlich im
Burgtheater, aber hier befaßt man sich lieher mit ausländischer Literatur.
Der neueste Burgtheaterautor heißt francis de Croisset und besitzt schon
seit ein paar fahren ein Pariser Renommee. Teils wegen seines Lebens¬
ganges, der ihn vom armen Teufel zum Millionär geführt hat, teils wegen
seiner fabelhaften fihnlichkeit mit dem König von Spanien und wohl auch
376 wegen einiger sehr amüsanter Stücke, die er geschrieben hat. Sein Name
OGE
Ake