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5oth and 55th Birthdav
doch Menschenblut, das in ihnen fließt, und die Liebe, die sie erwecken,
llenen,
strömt von ihrem Schöpfer aus, dem freien, beredten, beschwingten, tiefsinnigen
Werke
und entschlossenen Menschen.
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men
SCHNITZLER UND DIE JUGEND. VON STEPHAN ZWEIG.
ögen manche heute, an seinem fünfzigsten Geburtstage, genötigt
s in
sein, in ihrer inneren Wertung des „Jungwieners“, umzulernen
nheit,
und eine freundlich begleitende Anerkennung endlich in eine
244 überschauende und von dem Reichtum dieses Rückblickens selbst
erstaunte Bewunderung zu vertauschen — eine Generation ist schon zur
Stelle und teils noch unterwegs, die einer solchen Revision nicht bedarf,
für die Arthur Schnitzler als Künstler immer schon ein Vollendeter gewesen
ist. Wir, die wir auf der Schulbank seine Werke zu lesen begonnen haben,
die wir uns fortstahlen von den ach so notwendigen Präparationen, um
aus einem ganz rückwärtigen Winkel seinen Premieren beiwohnen zu können
(heiß vor Bewunderung, beglückt, ihn nur von Ferne zu sehn, den be¬
er
rühmten, den gefeierten Dichter), haben ihn vom ersten Augenblick verehrt
m
und geliebt. Was aber diese Verehrung erst zu einem wirklichen Wert
macht, ist ihre Befestigung durch ein immer reiferes Empfinden. Ist dies
Seltene, daß sie, indeß so viel anderes an besserem Erkennen schmolz und
zerrann, von Werk und Werk uns fester ins Herz gehämmert wurde. Und
dies ist das Bedeutsam-Schöne an unserm, der Jüngeren, Verhältnis zu ihm:
gingen wir innerlich mit unsern Ansprüchen weiter, so waren seine Werke
sich
ihnen auf der Straße der Vollendung immer schon vorausgewandert. Schien
ne
uns in manchen Momenten des Zweifels die Anatol-Welt zusehr im Gesell¬
einer
schaftlichen befangen, so hatte er sie schon im „Einsamen Weg“, im „Me¬
et ist,
dardus“, im „Ruf des Lebens“ zu größerem Kreise geweitet und vertieft.
chlichtheit
Meinten wir ihn zu fern von zeitgenössischen Problemen, so tat der „Weg
Deutschen
ins Freie“ eine Tür auf mitten in unsere Welt, begehrten wir, artistisch
las Publi¬
verführt, eine stärkere Bindung seiner epischen Begabung, so zeigte er uns
vertilgbare
im Wandel seines novellistischen Stils vollkommene Vollendung. Immer blieb
Gebilden,
er unsern Wünschen voraus. Mochten wir persönlich mit Eigenem zu Resul¬
reizvolle
taten gelangt sein, so fühlten wir sie doch gering an seiner Leistung. Und
dere den
noch heute, da er fünfzig ist und wir dreißig, gerade beginnend unseren
underung
Weg deutlich zu wissen, sind wir ihm (so sehr er uns als Persönlichkeit
ten Male
vertrauter geworden sein mag) in der Wertdistanz nicht näher. Noch immer
ten, eine
fühlen wir mit Achtung den Abstand zwischen seinem vollendeten Werke
spirituelle
und dem werdenden, noch immer vermögen wir ihn nicht anders als den
schaubare
„Meister“ zu empfinden, in dem schönen Sinn wie die Franzosen zu ihren
el. Ist es
Vorbildern „maitre“ sagen, in diesem Wort die Überlegenheit des Hand¬
so ist es
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