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Soth and 55th Birthdar
Sohntag, 20. Mai,abenas S S05
Purre —
— „ „
in den „Reichshallen“
stimmten eiligen Sendungen an die Adresse von
Max Laufer-Posen, Ersatzdelegierter.
Frl. Betty Frankenstein, Posen, Residenz¬
Montag, 27. Mai, abends 8 Uhr: Festessen im
Ratibor: Siegfried Fröhlich, Frau Rös
hotel, zu richten.
Hotel „Friedrichshof“.
lich, Ratibor, Delegierte.
fertigen, vor andern und — vor sich. Sie schweben
er nur leben kann, in die Wirklichkeit
Arthur Schnitzler und sein Wien
in der Luft, jene Makler des Geistes, weil sie nicht
sieren, um sie dinglich zu sehen und
Schnitzler hat denn auch stilisiert und
in sich hineinhören können und dürfen. Denn sonst
(Zum 50. Geburtstage des Dichters — 15. Mai 1012.)
würden sie einen Posaunenton hören, der sie ins
Anatol, Lientnant Gustl, Marie (aus der „
(Schluß.)
sind die Namen für diesen Stil. Und so
Nichts wirft, in das eigene Nichts, welches sie aus¬
füllen, indem sie andere glauben machen, daß sie
denn zum Typus, zu seinem Typus. Un
Der Frühlingsabend und das Sterben sind denn
auch die herrlichsten und zartesten Gebilde Schnitz¬
fremde Lücken füllen. Die Jubelchöre Schnitzlers
„Jung-Wien“. Was das wirklich geistige „Jul
hervorbrachte, hat in Wien — dort wo es
sind das Wien der letzten Jahrzehnte, jenes Wien,
lerscher Kunst. Die Feinheit einer perlendurchwebten,
das nur aus Juden zu bestehen scheint, weil seine
wird — wenig Würdigung gefunden. Nur
einfachen Sprache zeichnet in diesen Bildern wunder¬
heit und das Literatentum wird hoch gewe
geistige Form von Juden gegossen wird. Nicht der
schöne Künstlerwerke reinster Art. Die Novellen
mannstals unaristokratische Stilnatur, die
Inhalt. Denn dieser ist entweder Unkönnen oder Halb¬
„Dämmerseelen“ und eine jüngst in einer Zeitschrift
Distanz vergebens strebt, weil ihr die Ei
erschienene Erzählung lassen die echte Kunst Schnitz¬
können, also nicht der Rede wert. Marktware, ge¬
lers erkennen. In dieser Erzählung — ihr Name ist
sprungene Töpfe ... Dies heißt „Jung-Wien“. Und
Eestigung fchlt, das Bewußtsein des Blutes
dort wurde auch Schnitzler eingereiht, weil — er
Adel auch in der Kunst ausmacht, hat hie
mir entfallen, sie ist noch nicht in Buchform er¬
gefunden. Noch mehr aber das unbedenklich
von einer Leichtigkeit des Lebens sprach. Diese ist
schienen — wird der Mord eines Mannes an seiner
Frau erzählt; als echtes Ende mit menschlichster
der Ruf seines Schaffens, die Sehnsucht seines Er¬
tum eines Felix Salten, Weniger schon
lebens. Sie ist die Sehnsucht aller Juden, die eine
in der Stärke der kalten Reflexion noch
Lebensgewalt, wohl die stärkste Kunst.
reine Seele haben, Aber die diesen Ruf hörten,
wenn auch stilisierte Künstlerschaft Stefal
Und diese starke, reine Kunst kam in eine
verstanden ihn falsch; sie glaubten, es handle sich
der sich leider zu früh ausgegeben hat. Und
schwache, unreine Zeit, die ihr zujubelte, Anatol
um die Seichtheit des Lebens, um die episodistische
machte seinen Autor berühmt. Er bekam die Marke
ist es geradezu, mit welcher kühl-verächtlig
Halbheit des Fühlens, während Schnitzler von der¬
furcht die Kunst Jakob Wassermanns gewel
„graziöses Wien“ und behielt sie. Was Schnitzler
Ganzheit des Erfühlens einer Episode sprach.
So
nachher schuf — es war im Sinne seines Schaffens
der einzigen Begabung, welche „Jung-W
immer die sinnengefaßte Episode, bald in die Szenen¬
wurde Schnitzler, der in Wirklichkeit nur zufällig
vorbrachte oder hervorgebracht haben will.
aus seinen Sinnen heraus sich in seinen Werken in
mann und sein Schaffen haben mit Wien
form gekleidet, bald im weich-anmutigen Waldbach¬
Wien gestaltet, „wienerisch“ Und wird gefeiert von
die Bezugsquelle für das zum Dichten unen
raunen seiner ungleich wertvolleren Novellen —, es
denen, die niemals die Größe seines Schaffens er¬
Papier gemeinsam.) Wassermann ist übrü
wurde immer als „graziöses Wien“, als „Anmut der
kennen können, weil sie — um nur eine Stärke
Beispiel des Ringenden, dem sein Schaf
fraulich-weichen Wiener Schönheit“ ausgerufen. Und
seines Werkes zu nehmen — nie das Ende des Lebens,
durch kein Volk, das ihm folgt, erleich
hatte Marktwert. Aus Mißverstand. Denn die da
den sinkenden Augenblick gut erleben können, sie,
und der darum im ungezügelten Drang d
bimmelten und himmelten, die hatten längst das Ver¬
testen Pfade beschreitet, um — sich im
die stets Gefahr laufen, in das furchtbare Nichts
ständnis dafür verloren, mit reinen Sinnen einen
Menschen, im Verstehenden zu finden.
geschleudert zu werden und sich darum dagegen
Augenblick zu erleben und die Episode des Augen¬
wehren müssen mit Verzweiflung.
Schnitzler: Ihm war das Glück des Mar
blicks zu einem dauernden Wert durch den Inhalt
Und doch zerstörte es etwas in ihm un
In den Geist „Jung-Wiens“ wurde Schnitzler hin¬
ihres echten Erlebens zu machen. Sie leben in der
ihn einsam.
einstilisiert, der Meister der Stilisierung — ein jüdi¬
Beziehung, die ihre Willkür konstruiert hat, ein halbes
sches Erbteil übrigens, halb urorientalisch, halb gohis¬
Leben, schaffen Zusammenhänge imaginärer Art, sind
Dem Dichter Schnitzler, welcher in de
haft; denn der Jude als Orientale sicht die Dinge
Herren über die Dinge, weil sie sie nicht sehen
können oder dürfen, und Knechte der Beziehungen,
der Empfindung wie in ihrer Reinheit de
im plastisch-konturierenden Glanz einer heißen Sonne
die sie herstellen müssen, um ihr Leben zu recht- und der Golusjude muß die Relationen, die allein! Herrmann Bang in gewissem Sinne