Faksimile

Text

box 39/3
goth Birthdar


Litag
59 Eugeberien
68
60
S M
Brünn, Sonntag den 53. Juli 1922
72. Jahrgang.
anmeenmereee
Wer neectrurten
W
chun und gegen die schon allbekannten Schlüsse von der Be¬
die zweite ist die Krümmung des Raumes, welche eben
einflussung des Uhrganges von der Bewegung des Systems
durch dieses Gravitationsfeld verursacht wird. Es ergibt
auf dem sich die Uhr befindet.
sich für einen an der Sonne vorbeigehenden Lichtstrahl die
Ablenkung 1.73 Sekunden. Dieser Wert konnte bisher nur
Nicht nur die spezielle, sondern auch die allgemelne:
einmal nachgemessen werden, und das anläßlich der Son¬
Relatipitätstheorie hat schon wichtige Anderungen hinter
nenfinsternis am 29. Mai 1919. Es wurden dabei von den
sich seit ihrem Auftauchen. Ganz besonders die letztere
Astronomen Crommelin, Eddington und Davidson Werte
hat nänilich umstürzlerisch gewirkt auf dem Gebiete der
gefunden, die den Einsteinschen ziemlich entsprechen, jedoch
Physik und eben durch ihre Originalität wirkte sie be¬
noch keine bestimmte Sicherheit bezüglich der Größe der
fruchtend, indem sie einen riesigen Anstoß gab zu neuer
Ablenkung zulassen.
Jorschung. Die. Entwicklung hat zebech bisher größtenteils,
Eine Lichtablenkung ist sicher festgestellt worden. Strit¬
man könnte sagen, leider, rein mathematische Wege einge¬
schlagen.
tig ist nur ihre Größe. Vielfach wird von Physikern die
Anziehung des Lichtstrahls durch das Schwerefeld zuge¬
Wie schen oben bemerkt, ist die allgemeine Relativitäts¬
geben, die Krümmung des Raumes jedoch verworfen. Dar¬
theodie eine Verallgemeinerung der speziellen, und ihr
über können jedoch nur zukünftige Messungen sicheren Auf¬
Kernproblem ist die Unabhängigkeit der Naturgesetze von
schluß erteilen.
der Wahl des Bezugssystems.
Auf mathematischem Wege wurde die Existenz der von
Auch die allgemeine Theorie zwingt, zu der Folgerung,
Einstein geforderten Ablenkung von Prof. Embden bestä¬
daß die Maßverhältnisse des Körpers von seiner Bewegung
tigt. Dieser zeigte na##lich letzthin, daß die Erklärung der
abhängen. Mohorokovié hat in der speziellen Relativitäts¬
Lichtablenkung durch die Sonnenatmosphäre ausgeschlossen
theorie versucht, diese Folgerung als Schein hinzustellen. In¬
sei, da eine solche Abienkung bloß von unendlich kleiner
der allgemeinen Relativitätstheorie ist schon früher Weyl
Größe sein könnte, also nicht meßbar.
diese Wege gegangen (Annalen der Physik, 1919). Er stellte
nämlich ein Weltgesetz auf, das vernünftigerweise fordert,
Neuerdings weist wieder Reichenbächer darauf hin, daß
daß die Maßeintheiten unabhängig sein sollen von der Wahl
die Dichte der Gravitationsenergie, die ja nach Einstein
des Bezugssystems. Aus der Einsteinschen Theorie ergibt
mit der Masse gleichwertig ist, einen Einfluß auf die Licht¬
sich nämlich die Forderung, daß sich die Metrik des Körpere
ablenkung haben kann. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist je¬
ändere mit der Anderung des Bezugssystems. Diesen Man¬
doch dieser Einfluß verschwindend klein,
gel hat Weyl entfernt.
Kurz, es ist die Feststellung der Lichtstrahlablenkung
Seine Theorie baut nun Weisl auf der Einsteinschen
eine starke Säule des Einsteinschen Gedankengebäudes.
Relativitätsforderung auf und fügt ihm noch eine zweite
Nicht so gut steht es mit den anderen zwei Schlußfolge¬
hinzu. Diese Forderungen geben der Unabhängigkeit der
rungen der Theorie.
Naturgesetze von der Anderung des Bezugssystems und jetzt
Was die zweite anbelangt, so muß ich vorerst voraus.
noch von der Anderung der Eichung Ausdruck.
gehen lassen, daß die Planeten sich in Ellipsen bewegen,
„Der Einsteinschen Theorie haftet noch ein anderer er¬
in deren einem Brennpunkt sich die Sonne befindet. Ein
kenntnistheoretischer Mangel an. Und das ist die Unab¬
Plauet legt also von Perihel (Sonnennähe) zu Perihel
hängigkeit der elektromagnetischen und der Gravitations¬
einen Vogen von 360 Graden zurück. Man fand jedoch aus
wirkungen. Die Weylsche Theorie hat hier den großen Vor¬
Beobachtungen eine Abweichung dieses Winkels von 360
teil, daß sie diese Zweiteilung aufhebt und eine gemein¬
Graden um einen kleinen Betrag. Diese Abweichung eben
same Theorie des elektromagnetischen und des Gravita¬
erklärt die Einsteinsche Theorie. Sie kann jedoch andere
tionsfeldes schafft. Mathematisch drückt sich diese Zusam¬
analoge Erscheinungen nicht erklären, nämlich die Perihel¬
mengebörigkeit in der sogenannten Weltfunktion aus; die
sewegung 30
# und die Austenbeien
SemnS
iser ausbruck wirh mehleicht manchem sehr transzedent oder
Und daran scheitert sie, wie alle anderen vorrelativistischen
geisterhaft erscheinen. Und es scheint einmal der Anspruch,
Erklärungsversuche der Perihelbewegung.
den ich unlängst hörte, doch richtig zu sein.: Die Relativi¬
Und solcher Erklärungsversuche gab es mannigfaltige,
tätstheorie ist das Paradies der Mathematiker und der
von denen nur diejenigen genannt seien, die am Newion¬
Irrgarten der Laien.
schen Anziehungsgesetz festhalten und das deshalb, weil in
Der Mangel, der der Einsteinschen Theorie anhaftet,
jüngster Zeit Prof. Poore von der Columbia=Unversität diese
nämlich die Unabhöngigkeit der elektromagnetischen und
frisch aufgeworsen hat. Poore schließt sich nämlich der Sech¬
Gravitationswirkungen wurde vielsach von Physikern auf¬
gerschen Erklärung an, welche die Perihelbewegung auf
gegrissen mit dem Bestreben, ihn zu beseitigen.
Mitwirkung von noch unbekannten Massen zwischen Sonne
1PI
Ernst Reichenbächer geht hier Wege, die sich an
und Merkur