Faksimile

Text

box 39/3
6oth Birthday
Mit den besth
Boston, 4. April 1922.
And
Nunmehr, da der Oesterreich betreffende Gesetzes= einsetzung Ihrer Heimat
4C0
reich har die nampffamp...
nicht ohne Bundesgenossen da. Polen mit seiner gleichfalls
starken Armee ist der Bauer in Frankreichs Schachbrett; vorschlag vom Senat und vom Repräsentantenhaus der Ver= aufrichtig ergebener
beinahe etwas verlogen
sichtlich zum Naturalismi
abgesehen und auch davon, daß, wie schon die gleiche Zahl; herrnsohn, der, in der Innern Stadt zuständig, jenseits der
Linienwälle des älteren Wien auf leichte Eroberungen aus¬
seine Mission war, mi
der Veröffentlichungen — je drei — auf den beiden von
geht, ist, zumindest in der kultivierten Form, in der ihn
Dichtern als ein Verteit¬
Schnitzler beherrschten Gebieten bescheinigt, der Epiker und
Schnitzler auf die Nachwelt brachte, eine ebenso frei erfundene
Verhunnung durch den
der Dramatiker im Jahrzehnt seiner Reife einander die
dichterische Gestalt, wie Christine, diese kleine, wienerische
neunziger Jahren vom d
Wagschale halten, ist die Betrachtung dieser doppelten Reihe
Butterfly. Aber spricht diese Erfundenheit seiner Jugend¬
Novelle abzuwehren.
lehrreich. Der Höhepunkt der etwas abfallenden dramati¬
gestalten gegen Schnitzler oder nicht vielmehr für ihn? Was
Es ist dies eine ##
schen liegt am Eingang des jüngsten Dezenniums („Pro¬
liegt daran, ob Anatol und Christine gelebt haben, da sie
Gemeinschaft mit den
fessor Bernhardi"); der Höhepunkt der ansteigenden epischen
doch leben? Hat Werther gelebt, hat Manon Lescaut gelebt?
Geistern der Wiener Sch
Interessant
an ihrem Ausgang („Casanovas Heimkehr“.
Gewiß nicht in der Form, in der sie noch heute ein Leben
ließen, jeder nach seiner
ud aufschlußreich ist auch der breite Raum, den die Figur
von Geistes, nicht von der Wirklichkeit Gnaden führen. Und
was, wissenschaftlich al
Casanovas im Bilde dieses letzten Jahrzehntes einnimmt.
ist es mit den ganz großen Gestalten der Weltliteratur etwa
wollte, als daß sie die I
Der frauentolle Venezianer kehrt als Hauptfigur in zwei
anders? Hat es einen Falstaff, einen Don Quichotte, einen
die naturwissenschaftlich
von den sechs genannten Werken wieder, außer demjenigen,
Achill jemals gegeben? Und wenn es sie gab, so war der
Literatur Trumpf war,
das seinen Namen an der Stirn trägt, auch in den
eine wahrscheinlich ein elender Wirtshausbruder, der andere
fühlbarsten machte sich
„Schwestern“, deren gemeinschaftlicher Liebhaber er ist; ja
ein armseliger Narr, der dritte ein gewöhnlicher Raufbold,
auf welchem das Epigo
drittes, die „Große
er spukt im Grunde auch durch ein
bevor sie ihr Dichter in die Hand nahm und ins Ewige
in Wien von jeher
deren Held, der
Szene“ in der „Komödie der Worte“,
stilisierte. Ins Ewige hat Schnitzler seinen „Fünfgulden¬
völlige Verwischung der
Schauspieler Herbot, auch eine Art Casanova ist; zumindest
Viveur“, wie eine boshafte Zunge den Anatol vor fünfund¬
Burgtheaterstück war d
belügt und „papierlt“ er seinen Nebenbuhler trotz einem
zwanzig Jahren nannte, nun freilich nicht stilisiert, nicht
oder ein französisches
Cusanova. Solch eine unzweifelhafte Bevorzugung eines
einmal noch im Casanova. Aber, wie es in der „Liebelei“
reich, ja sogar in Wie
als Charakter höchst zweifelhaften Liebeshelben hat sicher
heißt: „Es gibt Augenblicke, die einen Duft von Ewigkeit
deten nicht wahrhaben
etwas zu bedeuten und demienigen, der den Anfang und vor¬
um sich sprühen.“ Solche Augenblicke gibt es sicherlich, und
die Mundart das Path
läufigen Abschluß von Schnitzlers bisheriger Laufbahn
die „Liebelei“ selbst, die, unverwelklich, wie ein immer
solche zu. Man schätzt¬
überblickt, wird auch ohne weiteres klar, was. Casanova,
frischer Fliederstrauß inmitten von Artur Schnitzlers bücher¬
war, aber man betrach
so wie ihn der reife Schnitzler auf verschiedenen Lebens¬
reichem Arbeitszimmer aufduftet, mag einem solchen zauber¬
als eine Vorstadtange
stufen und in verschiedenen Verhüllungen sieht, ist nichts
haften Augenblick ihre geistige Entstehung verdanken. Die
auf und schrieb Burgs
anderes als der ins Große stilisierte Anatol.
Liebelei“ bildet die bewußte Fortletung des Weges, den
spielten und trotzdem a
Der Name Anatol versetzt uns in Schnitzlers Jugend
Schnitzler mit dem Anatol noch halb alsiungslos, einschlug,
die gesellschaftliche Prat
zurück, die, so angesehen, in seinem letzten Werke noch hör¬
während die dazwischen liegende feine Erzählung „Sterben“
ohne Aktschlußtiraden
bar nachklingt. An der Hand dieses leichtsinnigen Melan¬
künstlerisch eher einen Abweg bedeutet. Man kann sagen,
aber doch in geistig
cholikers, wie sich Anatol selbst, sein Wesen stilisierend,
daß der Dichter auf seinem nachdenklichen Spaziergang, der
tralisch fesselnde Weise
definiert, betreten wir Schnitzlers dichterisches Heim, das sich
ihn aus der bourgeoisen Umwelt der Innern Stadt immer
die Franzosen ersetzten
aus einer reizend eingerichteten Junggesellenwohnung
weiter in eine Garten= und ausblickreiche Umgebuna hinaus¬
Das war Artur Schn
allmählich in eine dominierend gelegene Cottagevilla er¬
führte, in dieser Novelle, an der der Arzt fast mehr Anteil hat
er nicht mehr gemein
weitert. Auch er, Anatol, ist bereits ein wenig stilisiert, wenn
als der Dichter, vorübergehend ins Allgemeine Kranken¬
Front vorging, sond
auch nicht, wie Casanova, ins Große und Vergangene, eher
haus des Naturalismus eintrat, doch nur, um zu erkennen,
Eckaireur des neuen
umgekehrt: ins Kleine und Gegenwärtige. Mit Recht zwar
daß er dort nichts zu suchen hatte. „Sterben“ ist ja ungleich
ihm eroberten Gebiet
hat man der Figur des Anatol vorgeworsen, daß sie, ebenso
wahrer, ungleich „naturalistischer“ als die aus Dichter¬
wie seine Partnermn, die von ihm so sichtlich bevorzugte Vor¬
schäumen aufgebaute Anatol=Welt, und wahrscheinlich wirkt erst in einem gewisse
stadtamoureuse, einen angeblichen Wiener Typus verewigte,
die Erzählung eben darum heute um so viel gekünstelter und man fratlich mit der
den es in der Wirklichkeit gar nicht gab. Der Wiener Haus¬