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60th Birthdar
„ulisliandig Seust- und nucugitei.
Trunden an ihe hungen. In
hält es Tschitscherin für sein.
keinem einzigen lese ich Aerger oder Erregung, sondern nur
scheinen.
eine stumpfe, ja sogar zufriedene, fast heitere Gleichgültigkeit.
Zu beziehen zum Nennwert von 100% durch
Der bärtige, rothaarige Her
alle Banken, Bankiers und Wechselstuben in
Die Maschine gibt Wärme während der eisigkalten Fahrt
allabendlich in den Frack, und n
Wien und den Bundesländern.
und somit hat man noch das große Los gezogen.
gißt er nicht, er erinnert sich seine
nicht genügen, dadurch werden sie tragisch oder komisch. Die
Artur Schnitzlers Theater.
dies ist ein Spiegel irdischer Vera
Umwelt hindert sie, oder sie sind zu weich, die Umwelt zu
artiger und erschütternder als all
Der Vorhang geht auf: und man beugt sich, lebhaft
hindern. „Du hast das Liebesleben in mir gemordet“, läßt
tänze. Nirgends nämlich artet das
miteinbezogen, der Bühne zu. Sonst, bei dramatischen
Ibsen in seinem größten Schauspiel, „John Gabriel
eine bloß artistische Ziergärtner
Werken von minder flimmernder Menschlichkeit, vergeht ein
Borkman“, eine alternde Frau zum alternden Manne sagen.
Wendungen (wieder ein schöpf
leerer Brückenweg, ehe es dem Autor gelingt, uns aus den
Sie erhebt diesen letzten Vorwurf gegen einen andern,
wältigter Gegensatz!) wurzeln
Resten des Wochentages zu sich herüberzuhoken; man sucht
denn Ibsen geht als Ethiker zu Werk. Schnitzler, der
griffigen Charakteren, und der glei
im Hause umher, liest den Zettel, putzt seine Brille, begrüßt
Medizinmann, horcht seinen Figuren, stumm hingegeben, die
lichen Mitleides, der etwa die S
die Nachbarin — während die dort oben schon Unrecht tun
Brust ab, in der die Motive wie im Märchen eng neben¬
eine Fracht stiller Volkslieder an
oder Schicksal erleiden. Bei Schnitzler sagen sie vorerst nur
einander hausen; und mit der flimmrig=fieberigen Selbst¬
auch noch dem letzten Gauner i
„Guten Morgen“ — und ein Magisches, gedeckt, doch
beobachtung, die den Großstadtmenschen impft, könnte jede
brüderlich um die Flicken.
sprungbereit, fremdartig, doch geschwisterlich, ernst, doch
dieser Figuren vor dem Spiegel von sich selber zeugen:
Wie nun aber sieht die Tech
heiter, spaßig, doch tragisch, heutig, doch allgeltend, ge¬
ich habe das Liebesleben in mir gemordet, ich bin an mir
der sich vermißt, sein Publikum
wichtlos, doch tief, tief, doch lieblich, zwingt uns mit
vorübergeboren. Jeder ist einmal um das Höchste aus¬
lassen? Welches Mittel schützt da
Ouvertürenzauber wie neue, noch nicht oft dagewesene Mit¬
gewesen, keiner hat sich ganz erfüllt. So tanzen sie, bald
Schnitzler geht technisch so zu Wer
erlebenslust in seinen Bann. Das macht: die Gestalten
rührend, bald erheiternd, immer aber unter Muß, den Tanz
trittsnot eine Handlungstugend ma
Schnitzlers sind im Blut widerspruchsvoll, sie riechen nach
um das frühe Grab schwacher Menschen; und neben ihren
es zu wissen — und unter den vie
Gott und Teufel. Jede bringt, in jedem beiläufigsten Wort
kleinen Schritten wuchtet der Schritt der Nemesis.
Tasten seiner Meisterklaviatur gibt
und von Anfang an, das Durchwachsene, Unlösbare,
Höchsten Zauber erreicht dies Schnitzlersche Wider¬
würdigsten, unnachahmbarsten Ton
Musivische des Lebens mit sich, es funkelt aus ihr heraus
spruchsspiel, wo es sich dem philosophischen Ur gegensatz zu¬
sätzliche des inneren Vorganges du
und ist doch irgendwie hemmungsvoll eingekapselt —
wendet: dem Gegensatz zwischen Sein und Schein. Die
äußeren Erfindung: das heißt, der
nirgends fehlt das närrische, erschütternde Kaleidoskop der
Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie verschwimmen
bub austreiben! So merkt mans
Welt. Dieser Mensch der zarten Augen und behutsamen
zu lassen, hat seit Laotse alle Dichter aller Völker verlockt.
gestiegen. Kann ein Beispiel Phys
Finger, Artur Schnitzler, ist zugleich Gestalter des Wider¬
Der Oesterreicher aber rückt dieses Grenzland in die Sphäre
dem Einakter „Die letzten Masken
spruches — unter allen Lebenden der eigentümlichste Drama¬
des Theaters: hinter dem Vorhang, unter Masken und
kranker, armer Tagschreiber
tiker des „und doch“: dies vor allem rückt ihn in die Gipfel¬
Musikanten, begeben, verstricken und lösen sich ihm die
dichter Weihgast
vor dem
höhe der Wenigen, der Morgigen.
kosmischen Rätsel. Im Grünen Kakadu“, einer Groteske,
Triumph eines Geheimnisses
Tragikomödie bleibt die höchste Form des Theaters.
deren Flügelweite ohne Blasphemie shakespearisch genannt
Dichters Frau hat sich, angeekelt vo
In Artur Schnitzlers Werk ist Tragikomödie nicht gesucht,
werden darf, improvisieren schlechtbezahlte Schmieren¬
Mannes, zu ihm, dem armseligen
doch gefunden. Wie sein auf und ab schwankender, hinter¬
komödianten zum Kitzel eines adeligen Publikums jeden
Aber dann, da der „Dichter“ und
gründiger, verborgen rhythmisierter, österreichisch musikali¬
Abend Schauerszenen. Sie spielen noch — und sie spielen
dem Kranken sitzt, verlegen, verdri
scher Dialog nachtwandlerisch die Balance zwischen Lachen
schon Leben. Wie hier die Feuerlinie der frechen Scherze in
schon abdunkelnden Ruhm, von alle
und der Träne hält, den Sinn mit Widersinn kontra¬
ungeahnte Wirklichkeit läuft, von dieser verschmäht und in
umschnakt, schließt der Sterbende st
punktiert und hinter allem Gesagten den Schatten von Un¬
den Schein zurückgeschleudert wird, abermals sich wegschnellt
ohne ein Wort verraten zu haben, I
sagbarem aufsteigen läßt, so speist sich jedes seiner Pro¬
und zum Beweis der eigenen Existenz schließlich ein Ereignis
und halb erlöst, mitfamt seinem
bleme, zwischen Lust und Friedhof mittwegs hingelagert,
wie die französische Revolution losbindet; wie am Ende alle
Totenkammer hin. Wie bereitet
aus dem Gegensätzlichen, Widerspruchsvollen dieser Erde:
zugleich Schauspieler und Publikum, zugleich Zwingende
vor, womit steigert er das Ausble
und ist schon darum dramatisch. Alle seine Gestalten haben
und Gezwungene sind und niemand mehr, auf der Bühne
schehens zu einem elementaren Blitz
hein ungestümes Lieverlangen (und sind schon darum nicht und nicht im Parkett, mit Nüchternheit das Erlebnis
Journalisten im Spitalzimmer eine
kMenschen): aber sie können oder dürfen diesem Verlangen vom Ergebnis, den Traum vom Tode zu sondern vermag:
genossen, läßt diesen Genossen
Don
9.
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