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Bauernfeld-Preis
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Deutsche
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Das Curatorium der Ebuard
Prämienstiftung, bestehend aus den Herren Professoren Do## #
Alfred Freiherrn v. Berger, Sectionschef Dr. Wilhelm Ritter
v. Hartel, Hofschauspieler Josef Lewinsky, Professor
Dr. Jakob Minor und Hof= und Gerichtsadvocaten Doctor
Edmund Weißel, hielt am 20. d. eine statutarische Jahres¬
sitzung ab und beschloß einhellig, folgende Ehrengaben
zu verleihen:
Dem Schriftsteller Ferdinand v. Saar für seine
„Novellen aus Oesterreich“ dem Schriftsteller Arthur
Schnitzler für seine Novellen und dramatische Arbeiten,
dem Schriftsteller C. Karlweis für sein Volksstück „Das
liebe Ich“ Ehrengaben von je 1000 fl., ferner dem Schrift¬
steller Leo Hirschfeld für seine Komödie „Die Lumpen“
eine Ehrengabe von 500 fl.
Eine neue Preisausschreibung wurde nicht beschlossen.
Die im vorigen Jahre verlautbarte Preisausschreibung für
die beste biographische Arbeit, welche die Bedeutung Bauern¬
selds für die Entwicklung der deutschen Lustspieldichtung
rüberhaupt und für das Repertoire des Burgtheaters ins¬
(besondere behandelt, behält ihre Giltigkeit bis Ende
December 1899.
Diese Preiszuerkennung fordert zu den Klagen heraus,
die wir in Oesterreich bei fast allen Literatenprämiirungen
zu wiederholen haben. Ganz ungerechtfertigterweise erscheinen
darin zwei Juden mit Preisen bedacht, Arthur Schnitzler
und Lep Hirschfeld, von dem der Abstammung und Ge¬
sinnung nach derselben Clique angehörigen Karlweis
nicht zu sprechen. Die Verdienste Arthur Schnitzlers
um die heimische Literatur bestehen lediglich darin, daß er,
von der geschickt manövrirenden Bahr=Gemeinde empor¬
gehoben, bekannt geworden ist und das Wiener Literaten¬
thum mehrmals blamirt hat. Leo Hirschfelds von
den eigenen Genossen als mißglückt bezeichneter dramatischer
Versuch ist so wenig der Rede werth, so belanglos, daß es
geradezu als eine Kühnheit des Curatoriums bezeichnet werden
kann, die Erinnerung an dieses unlebensfühige und sofort
nach dem Erscheinen verschwund ne Ding überhaupt nur zu;
wecken, und gar erst auf dei Wege einer Preiszuerkennung!?
Wenn an solche Nichtigkeiten Preise vertheilt werden, was
soll dann einem wirklichen Dichter zufallen? Wird der nicht
vielmehr sich davor herzlichst zu hüten haben, damit er nicht
in einem Athem mit den früher prämiirten Inferioritäten
genannt wird? Es ist traurig, daß Männer wie Hartel,
Berger und Minor ihr Urtheil so mit gebundenen
Händen dem Terrorismus einer herrschenden Clique aus¬
Owanas¬
liefern, die gewisse Leute nur detzhalb mit an
Miteln emporzubringen trachtet, weil sie Juden sind. So
lange sich einflußreiche Deutsche in so unzweidentig Weise
ie Seite der Juden stellen, ist ein Gesnuben unserer
Verhältnisse un mein erschwert.