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0. Antisenitien
„OBSERVER“
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Geobachter, München
7 8. FEB. 1933
vom:
Ein Abgesang:
Auch ein Heinrich, vor dem uns
graut
Leben und Taten des Dichterakademie=Präsidenten Mann
Dr. S. Was die literarische Physiognomie konnte — ein Autor solchen Schlages war
ein Rovemberling vom Scheitel bis zur Sohle,
einer preußischen Dich
des mit Recht so „zurückgetreten wordenen“ nach Ansicht der Novembergewaltigen dazu
ein Paneuropäer parexcellence.
stellt wurde!
Dichterakademiepräsidenten Heinrich berufen, die deutsche Geistigkeit zu repräsen¬
Hand in Hand mit dieser widervölkischen
Ein Schriftsteller, welcher
Mann anbelangt, so zitieren wir zunächst tieren!!! Dabei muß noch betont werden,
Einstellung ging eine Glorifizierung unseres
der französischen Jug
kinmal Adolf Bartels' Geschichte der daß Adolf Bartels, welchem seine Gegner
liche Gesinnung ausdrückti
erbittertsten Feindes Frankreich.
Deutschen Literatur“ Band II:
womit der deutschen Ju
mit eiserner Stirn blinden Haß gegen alle
Vorkriegsfrankreich, das ist das Land, in dem
kriegerische Gesinnung
„Heinrich begann im Jahre 1897 mit Novel¬
ihm unsympathischen Erscheinungen zu un¬
sittlicher Ernst herrscht, Vorkriegsdeutschland,
sollte?!
n und war dann schon ganz er selbst in dem
das ist die Hölle, wo Prahlerei, Anmaßung,
terstellen belieben, in hier vielleicht allzu
Roman unter feinen Leuten“ „Im Schlaraffen¬
Lüge, Selbstbetrug, Rassgier und Ungerechtig¬
Allen diesen novembe
wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit noch ver¬
and“ (1900), der in das Leben der Berliner
keit an der Tagesordnung sind. „Ententegläu¬
setzten dann die wiederh#
Börsen= und Journalisten=, also wesentlich
hältnismäßig wohlwollend geurteilt big“, so führt Albert Soergel aus, „beurteilt
üdischer Kreise einführt und in der Re¬
hat. Im Gegensatz nämlich zu dem angeblich Mann das Frankreich der Dreniuszeit nach den
Paris die Krone auf,
el als groteske Karikatur bezeichnet wird.
menigen, die wider den Strom, beurteilt
parteiischen Bartels hat sich der selbstver¬
jene ungeheuerliche Auher
Schon in diesem Roman wird der ausgeprägte
er das Deutschland der Kaiserzeit nach den
ständlich an „Objektivität“ nicht zu überbie¬
Frotismus Heinrich Manns, also die Nei¬
vielen, die im Strome schwammen,
seiner Ansicht nach sei d
tende Thomas Mann unvergleichlich
ung, das ganze Leben auf „Liebe“ zu stellen,
deutet er den Geist von 1914 in Eroberer¬
elendung des deutschen Ve
schärfer über die literarische Produktion sei¬
eutlich — vielleicht das Hauptwerk des deut¬
geist um;
hen Erotismus gibt er dann in seinem Roman
nes leiblichen Bruders geäußert, indem er
wahnwitzigen Reparation
ententegläubig hält er den Gedanken von Jac¬
Wie Göttinnen oder die drei Romane der Her
dessen Werke als
zuführen
ques Rivière, die Ruhrbesetzung sei eine etwas
gin von Assy“ (1902/3), die die angeblich Wi¬
grobe, aber ganz deutliche Einladung an Deutsch¬
ngerblut in sich tragende Heldin als Diana,
„Romane von aphrodisischer Pennäler¬
land, mit Frankreich zusammenzuarbeiten für] Wer über eine so schöne
Ninerva und Venus erlebt. Mit der „Jagd
phantasie, Kataloge des Lasters, in
überraschend und doch vielleicht nicht paradox'..“alle Welt mit Ausnahm
ach Liebe“ einem Münchner Roman (1903•4),
Iinalen Deutschlands, an
denen keine Nummer vergessen war“
mmt Mann wieder zu dem wüsten Stil des
Bestimmt paradox aber war es, daß Galt es, einen Aufruf der R#
bezeichnete. Und Albert Soergel, ein
Schlaraffenlandes“ zurück. Es folgten dann die
der Mann dieser Meinungen an die Spitze zeichnen, so verschloß sich Hei
Schulgeschichte Professor Unrat“ (1905) das in
Literarhistoriker, dessen „Objektivität“
be¬
talien spielende Zwischen den Rassen“ (1907) kanntlich schon an Urteilslosigkeit grenzt, hat
nd „Die kleine Stadt“ (1909), und darauf gab
Dienst am kommunistischen Untern
Rann den sogenannten Arbeiterroman Die geäußert, in Heinrich Manns „Jagd nach
rmen“ (1917), der ein außerordentlich grelles Liebe“ erschiene
nd auch aufzeizendes Bild des Lebens in
selbstverständlich nicht. Wurde ein jüdischerszu gut begriffen
die Welt
nem isolierten Industrieorte bietet —„der Ex¬
Landesverräter wie Hatvani wegen Beschimp= Der Demokratismus samt sei
in
ressionismus macht sich's bequem', schrieb ich
fung Ungarns zu sieben Jahren Zuchthaus ver= Ergänzung ist geistig längst
kgendwo über ihn, „er nimmt vom Naturalis¬
urteilt, so erhob er gemeinsam mit den Juden langweilig, sich mit ihm
ein einziges Bordell
aus, was er brauchen kann, erkennt aber keine
Einstein, Theodor Wolff, Ludwig Juld
n nicht genehme
Verantwortlichkeit an'. Ich muß ge¬
Schnitzler,
HRRR
Hoffmannsthal
benten nunmehr auc
verwandelt“. Unumstößlich steht jedenfalls Fekix Satten, Franz Wersel und Max Rein¬
ehen, daß ich Mann nie habe ernst neh¬
perlich“ an die Luft
fest, daß die immer bedenkliche, meist
en können, bis dann seine letzten Werke,
harde sofort im Berliner Tageblatt“,
den. Sorgen braucht sich
sogar wüste Lebensdarstellung Heinrich
Der Untertan“ (1918), der angeblich das Zeit¬
in der „Vossischen Zeitung", in der
deswegen ja nicht zu machen
ter Wilhelms II. darstellt, aber weiter nichts
„Frankfurter“ ein markerschütterndes Wut¬
Manns vom Standpunkt des deutschen
weiterhin noch
geheul!
s eine freche Karikatur deutschen Le= Volkstums aus von Anfang an scharf ab¬
Vorträge in Sy#
ns ist, „In einer Familie“ (192 , und Der
gelehnt werden mußte. Auch das gestalterische
halten, womit er ja unlän
Schutz den Landesverrätern !!
opf“ (1925), meinen Zorn wachriefen. Nun
Vielleicht setzt sich auch Leo
Können dieses „Dichters“ ist immer gering
ht mir Mann neben Heine als Verfasser von
Wurde ein Komitee gebilde, um den
ihn ein, worauf man nach
Deutschland, ein Wintermärchen“. Mann hat
gewesen, wenn auch ein gewisses Geschick und
Zeitungsanzeige schließen kön
ich Novellen und einige Dramen veröffent¬
später eine gerissene Routine nur ästhetisch
Mordbrenner Hölz
cht.“
„Der Dichter Heinrich
Urteilenden die Erkenntnis dieser Tatsache
Montag, den 20. Oktober
aus dem Zuchthaus zu befreien so figurierte
Diese äußerst treffende und dabei sehr
erschwert haben mögen. Klarsichtigen indessen
saal des „Pfalzbaues' Lu##
Heinrich selbstverständlich neben Einstein, Georg
rückhaltende Charakteristik des literarischen
öffnete schon die „Unrat“=Dichtung die
über Literatur im Jahre 14
Bernhard, Dr. Feilchenfeld, Dr. Goldschmitt,
chaffens von Heinrich Mann dürfte jeden
tritt gegen einen Gutschei
Dr. Lion Feuchtwanger, Dr. Sally Friedlän¬
Augen, dieses breitgewalzte, jeden (deut¬
Gutscheine werden bis
ufmerksamen Leser über den Expräsidenten
der, Dr. Gumbel, Dr. Kerr Dr. Lasker Emil
schen!) Humors entratende, haßstrotzende
1930 heim Einkauf von
Ludwig Cohn, Paul Schlesinger, Dr. Wolsen¬
er Dichterakademie schon hinreichend unter¬
Zerrbild, das weiter nichts als einen ab= stein, Arnold Zweig, Toller und Tucholski im
Wert in Zahlung genom
chtet haben. Ein Autor also, dessen Phan reagierten Komplex darstellt. So wenig wir! Vorstand
Gutscheine an unserer Kat