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box 41/1
1. Miscelianeons
Telephon 12801.
Llex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERYER“
Nr. 11
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Auschnit aust Fulshit üin Jisen bast.
von Z 7 2
*Um noch einmal auf die Angelegenheit zurückzukommen, von
der wir unter der Spitzmarke Arthur Schnitzler II kürzlich
unseren Lesern Mittheilung machten, geben wir nachstehend einen
Brief des Direktors Ritterfeldt vom Karl =Wei߬
Theater wieder, in dem er zusammenstellt, was ihm von der
Sache bekannt ist.
„Da sich die meisten Berliner Blätter an mich wenden, um
event. von mir den wahren Namen des Verfassers von „Die Kinder

der Armen“ zu erfahren, theile ich Ihnen ergebenst Folgendes mit:
Ehrenwörtlich gebe ich Ihnen die Versicherung, daß wir
der ganzen empörenden Telegrammaffäre vollständig fern stehen. Das
50
Für
Stück „Kinder der Armen“ habe ich im letzten Sommer für unsere
100
Bühne erworben, ohne den Verfasser irgendwie zu kennen. Derselbe
200
500
n
Autornamen sein bekanntes Pseudonym Ernest von Jurco anführen
1000

zu wollen, u. A. wörtlich Folgendes: „Ich veranlaßte
Im bereits, daß diese Première der Aufmerksamkeit'
Abonneme der Kritiker sämmtlicher bedeutenden Blätter
Abonnent Berlins durch einen beruhmten Fachmann empfohlen
werde.“ Der Brief ist unterzeichet mit Gréger=Jurco, Mien IV, Pre߬
De gasse 28. Ich stelle den Brief im Original zu Ihrer gefl. Einsicht.
Inhaltsan Sammtliche, auf die Telegrammaffäre Bezug nehmenden hiesigen
blätte Preßstimmen habe ich an den Hof= und Gerichtsadvokaten O. F.
wodurch Eirich, Wien II, Praterstraße 38, durch dessen Verlag ich das
Leben de Stück „Die Kinder der Armen“ erworben, geschickt, und zwar mit
theilunge dem Ersuchen, Herrn Gréger=Jurco zu veranlassen, sich über die qu.
Angelegenheit zu äußern. Das ist Alles, was ich weiß. Uebrigens
habe ich das Jurcosche Stück in Folge der ganzen unerquicklichen
Affäre vom Spielplan abgesetzt.“
Kari¬
K
ick des
Das Carl Weiß=Theater wollte uns hen
a
sich
ramatisch kommen. Eine geistige Sensation sollte es
oluten
werden und am Morgen des ereignisvollen Tages
Sache
kamen Telegramme von Arthur Schnitzler an die
9e
Redaktionen, die Stimmung für das Werk machen
K
sollten. Arthur Schnitzler als Reklameheld für
ochter 1 das Carl Weiß=Theater, das kann vielleicht*
e

D n
Nr. 98.
garnisten noch eine kleine Nachsensation bezüglich des
wirklichen Urhebers der Telegramme werden.
esondere
Das Gebiet des socialen Dramas — ein solches will
Umweg
es sein — ist bei uns schon in so viel besseren
rd sie
Variationen gebracht worden, daß „Die Kinder
der
der Armen“ wirklich nichts mehr Neues bringen.
Der Idealist Carlo, der sich gegen die bestehende Ge¬
sellschaft aufbäumt, dabei aber ein Querkopf ist, der
mit seinen eigenen Genossen zerfällt, will sich
eren
an der Gesellschaft dadurch rächen, daß er
ciratet
sich und die Seinen durch Kohlengas in ein
ungs¬
besseres Jenseits befördern will. Bei seinem Vor¬
man
haben erwacht seine Frau, und ihr Angstruf
„Mörder“ bringt ihn zum Bewußtsein, aber nur
eheuer
soweit, daß er hinausstürzt und den Tod auf den
zplatt
Schienen der Eisenbahn sucht. Ueber und über mit
muß
Blut bedeckt, wird er im vierten Akt auf die Bühne
gekind
gebracht, wo er in den Armen seiner Frau stirbt.
reiche.
Ein großer Teil der weiblichen Zuschauer verläßt
n als
bei dieser blutrünstigen Geschichte das Thealer, aber
wie
die Sensation ist gerettet. Italienische Schauerrom
er und
ohne innerlichen Gehalt. Schablonenfiguren, aber
Das
Menschen.
en, die
Von den Darstellern konnten nur Alex Tyr¬
innig,
kowsky als Carlo und Milli Wichmann als
auch
seine Gattin einigermaßen interessieren. Die Anderen
ßlich
waren ebenso farblos wie das Stück. Am besten war
Pelt.
noch der kleine Carletto in seiner frischen Natürlichkeit.
G. M—I.
sse
Kasperles Secession. Ein mit der Schreib¬
maschine hergestellter Brief, der die Unterschrift
WIn Guimié, Schriftstellerin, Ham¬
in Besuch einer Nach¬
—.
P. M.
strebt ist, die
Das angebliche Telegramm Hrtbur Schnitzlers.
frachter aka¬
Der Verdacht, den ich in der heutigen Morgen¬
der in ihnen
nummer aussprach, nämlich: „daß man mit dem
ätät auszu¬
Namen eines feinfühligen Poeten argen Mißbrauch
seschmack an¬
getrieben“ habe, erweist sich als begründet. Auf
eine heute früh drahtlich an Herrn Dr. Schnitzler
ich nicht nur
in Wien gerichtete Anfrage, ob er vorgestern
auch immer¬
ein Telegramm an mich abgesandt habe, das mich
auf die „Urpremiere“ von „Die Kinder der Armen“
in des gött¬
hinwies, lief heute Mittag seine Antwort ein:
ehnten Jahr¬
Schnitzler hat jenes Telegramm nicht
inen Bildern
abgesandt, er weiß nichts davon und bittet mich
nstücke lagen
Zum gelegentliche Aufklärung.
Bodenraum
Es handelt sich also hier um einen groben
litterarischen Schwindel, der zur Vermeidung ähn¬
und Böcklin
lichen Unsugs unbedingt auf seinen Urheber ver¬
rhöhnt und
folgt werden muß. Ob der Verfasser des unsinnigen
sen und -
Volksstücks selber oder ein guter „Freund“
in Wien das Telegramm aufgegeben hat, wird ja
Geschmack;
wohl herauszubekommen sein; vorläufig sei hier nur
seits=Ideal
sein trauriger Antorname noch einmal festgenagelt,
nd meisten¬
er lautet: Ernest von Jurco; das Schundstück
i Umlernen
aber, das er in vier Akten verbrochen hat: „Die
Kinder der Armen“ Vielleicht wird der Erfolg
stler allein
dieses starken Stückes überraschender und durch¬
sie zu ver¬
schlagender für ihn sein, als die liebe Seele es sich
wünscht.
Karl Strecker.
ändlich und
noch lange
Allerlei.
selbst auf
#8 Herrn