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1. Mis
Scellaneons
Auch ein Epigone Raimunds!
Ein Gebiet gibt es noch, wo das Judentum in
Wien unbeschränkt herrscht. In der Politik hat man
es in den Hintergrund gedrängt, auch in der frei¬
sinnigsten Gesellschaft hält man den Juden nicht mehr
für ganz salonfähig, im Wirtschaftsleben sind Ansätze
zu einer Emanzipation vom jüdischen Spekulations¬
kapital vorhanden, selbst in der Wissenschaft wurde
dem Gelehrtenring um Eisler manch kräftiger
Stoß versetzt — nur in unseren Theatern besteht die
Alleinherrschaft des Judentums noch unangefochten
hat den Anschein, als sollte
fort,
diesem Gebiete
auf
die gefährliche Macht
noch gestärkt werden. Felix Dörmann soll
artistischer Leiter des Raimundtheaters werden. Grasser
könnte nichts den Verfall des Theater=Wien
charakterisieren, als die Tatsache, daß man ernstlich
daran denkt, jene Bühne, die den Namen des
Klassikers der deutschen Komödie, des größten Wiener
Volksdichters trägt, einem Felix Dörmann, richtig
Biedermann, auszuliefern. Raimund=Dörmann! Das
klingt wie eine Lästerung. Es ist eine Vergewaltigung
der Manen Raimunds. Auch Lautenburg, der ge¬
gangene Direktor des Raimundtheaters, stammte aus
dem Ghetto. Aber er zwang sich wenigstens zur Geste,
als wäre er der Erbe großer Traditionen, wie der
Parvenü das erworbene Schloß mit erworbenen
Aber
schmückt.
„Ahnenbildern“
Dörmann
kommt aus dem Zentrum der Schmonzes¬
der
Er,
Literatur.
als
905
Dekadent mit
neurotischen Gedichten den ersten Gehversuch ins
Literatencafé machte, soll nun das Raimundtheater
retten, an dessen Wiege Raimunds Volksweise ihren
Segen sprach. Wie sich Dörmann diese Rettung des
Theaters in der Wallgasse vorstellt, das erfährt man
aus den Reklamenotizen der jüdischen Presse: er will
Werke der „Wiener Volksdichter“ (!) Werkmann (!),
Schrottenbach und Artur Schnitzlen(!) aufführen.
Buchbinder und Salten werden vermutlich folgen und
die „ledigen Leute“ des „Herrn von Abadessa“ werden
uns wohl auch nicht erspart bleiben. Raimund wird,
nach allen Anzeichen zu schließen, in der Wallgasse ein
Kabarett zu patronisieren haben. Der Freudenhaus¬
poesie der diversen Nachtlokale wird eine gefährliche
Konkurrenz erwachsen. Vielgeprüftes Raimundtheater!
Nach den verunglückten Experimenten Guttenbrunn,
Gettke, Lautenburg, ein Experiment Dörmann. Und
da soll „Wien als Theaterstadt“ nicht auf den Hund
Maw-##enn 7
kommen!

Telephon 12801.
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
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Nr. 39
„OBSERYER‘
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Tünkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
St. Petersburger Heroick,
vom: ###%
Zuschrift an die Redaction.
□—
Berlin, den 25. (12.) November 1902.
Sehr geehrte Redaction!
Eben kommt mir Ihre Besprechung des Charlotte Wiehe¬
Gastspieles in Theater Schabelskajn zu Gesicht. Ich er¬
sehe daraus, daß Frau Wiehe auch die von mir verfaßte
„Colombine“ gespielt hat. In Ihrem geschätzten Blatt,
sowie in anderen Petersburger Zeitungen ist als Autor:
dietes Stückes Schnitzler angegeben. Gestatten Sie mir,
diesen Irrthum zu berichtigen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr sehr ergebener
Dr. Erich Korn.]
Berlin, Zimmerstraße 26. Jlusive
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