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11. Miscellancens
fühl an die Geschöpfe seiner Einbildungstraft ausgab und aus¬) schaftliche Shmpathie miteinander — schrieb am Ausgang in .
gedörrt, leer, alt und kalt übrigblieb. Seine schlimme Laune und
Junggesellen.
sein Tagebuch: „Das größte Unglück meines Lebens war, daß
sein galliges Gemüt lud er bei seiner „ewigen Braut", Kath:
ich nicht allein blieb, weil ich nicht für ein Doppelleben paßte.“
nberg.*)
Fröhlich, ab; zur Einsamkeit verdammt, konnte er dennoch nicht
Das ist für sensible Naturen charakteristisch, dies Nicht¬
tammen nicht von Adam
allein bleiben, so hockte und verspann er sich in seine Mißmuts¬
passen zu den Täglichkeiten der Gemeinschaft, zu dem Haus= und
eitläufigen Vetter gehabt
hecke bei den Schwestern mit dem heiteren Namen ein, zum Zerr¬
Schwellenkommunismus von früh bis spät.
bild menschlicher Gemeinschaft.
Herr, den Kain und Abel
Ein reizbarer ästhetischer Sinn liegt dem zugrunve. Wie
ab.“
Von solchen Naturen sei hier nicht geredet, im Gegenteil,
die andern grade für die Negligéstunden der Seele, für Verstim¬
kommt das Wort, von
diesen Misogynen steht unser Junggeselle gegenüber, der nicht
mungen und Oedigkeitsmomente die Ablenkung durch die häus¬
n Leben als Legationsrat
deswegen die Ehe mied, weil er die Frauen nicht liebte, sondern
liche Gefährtin brauchen, Aussprache, Abwälzen, gemeinschaft¬
ndgehäus zwischen Natur,
vielleicht eher, weil er sie zu sehr liebte und an sich das Organ
liches Tragen, so scheuen diese Menschen durchaus davor zurück.
Dasein pflegte, Briefe
der Treue und der stillen Beständigkeit vermißte.
Ihre Gemeinsamkeiten wünschen sie sich festlich und besonders,
schrieb und wie ein fein
sie wollen nur ihre besten Stimmungen teilen, und wenn der
Wer besser von beiden, wer weiß es? Am Ausgang von
seiner Einsamkeit hegte.
Gram, die Melancholic über sie kommt, ziehen sie sich in sich
Hofmannsthals Komödie „Christinas Heimreise“ schaut Casa¬
em spielenden Wort zu¬
zurück.
nova, der Abenteurer, in ein ruhevolles Hausglück hinein, das
der unser kleines natur¬
er hätte haben können, und ein Schatten der Melancholie, etwas
Sie treiben eine Art Hochkultur in ihren menschlichen Be¬
1 sich bewegen wird....
von jener Stimmung: ich bin nur durch die Welt gerannt, fällt
ziehungen und erhalten sie dadurch reizvoll und neu. Aus
esen Traktat lieber über¬
egoistischer Wurzel stammend, äußert sich solchWesen dabei durch¬
über den Fremdling, den Unbehausten. Doch er schüttelt's ab,
genießerische Gesicht, das
die Pferde ziehen an, und in die Welt, zum Divin imprévu,
aus als Rücksicht, Rücksicht auf die eigene leicht verletzliche Ver¬
fassung und auf die der andern.
trägt es ihn weiter.
m mürrisch=weiberscheuen
Ausgeprägte Selbständigkeit gehört dazu, in inneren und
Der Erotiker kann kaum ein guter und zuverlässiger Le¬
sich etwa in der essig¬
äußeren Dingen. Nicht die Hilflosigkeit des „Sie=Mandls“ das
bensgemeinschaftler sein. Und hat er die Erkenntnis seiner Art,
erkopfes vorzustellen hat,
von der teuern Gattin zum Schneider geleitet und dem der Reise¬
ist er zudem noch ein Wissender um die Unsicherheit aller Lebens¬
Halbnaturen, die auf der
koffer gepackt wird.
beziehungen — Schnitzler hat dies oft geschildert — und kennt
Oede ihres Herzens her¬
er das Gesetz der Umwandlung, das Ibsen in ganzerSchonungs¬
Der Klasse von Menschen, die wir hier umschreiben, sind
erwerben konnten, und
solche Dienste nur fatal. Sie fühlen, daß, wer sie sich gefallen
losigkeit aufgestellt, dann handelt er- wohl ethischer, wenn er nicht
lieren.
heiratet und das Gebot Schleiermachers, des Predigers an der
läßt, dadurch hörig wird. Und daß ist ihnen der schlimmste Alp¬
er Dichter trugen in ihrer
druck. Sie lieben fanatisch die Unabhängigkeit, die Unverant¬
Dreifaltigkeitskirche, erfüllt: „Du sollst keineEhe schließen, die ge¬
Schopenhauer und
wortlichkeit, die Beweglichkeit aus jeder Laune des Moments
brochen werden müßte." Er wird dann in den Erregungen der
heraus, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen.
Liebe leben, Glück empfangen und Glück geben, leiden und leiden
igenen Gehirnzellen ver¬
machen, im Aufschwung und im Decrescendo müde werden und
Frauen, die lieben, fragen. Sie fragen nicht nur, wie es
bst mit Menschenhaß ver¬
wieder leuchtend jung, bis seine Stunde schlägt, le quart d’heure
in einem jetzt gespielten englischenLustspiel heißt: „Wann kommst
g in seinem helldunkeln
de Rabelais; und wenn seine menschliche Qualität gut, so hat
du wieder?“ sie fragen auch: „wo warst du und wo gehst du
tlitz das entsetzlichste ist,
er nach dem Tanz genügende Reserven der Betrachtsamkeit in
hin, und sie fragen vor allem: warum tust du das und warum
Mut für sieben hatte, er¬
sich gespeichert, daß er das Alter trägt ohne Horror vacui,
läßt du jenes, und sie fügen festnagelnd hinzu: „Du meinten
r und saß als Gesandter
Und der Erotiker wird dann vielleicht Bibliophile und Sammler,
aber doch damals ....“, und dem Abwehrenden und Ungedul¬
gern im „Schwan“ wenn
ein ästhetischer Eremit, wie der Abbé Galiani, wie Heinse, wie
digen halten sie bitter entgegen: „Ich werde doch wohl noch sagen
Grillparzer, der sein Ge¬
Stendhal, die in der geisterfüllten Stille ihrer Bücherei spazieren
dürfen ...“ und dann setzen sie sich in die Ecke und nehmen
gehen wie in einem Garten der Erkenntnis und, aller Möglich¬
übel
Ent im Verlage von Erich
keiten voll, Abenteuer der Seele erleben.
Ich verstehe die gequälte Unruhe einer eifersüchtigen Frau,
kenzüge“ von Felix
Der Fürst Pückler, der Typus des Junggesellen, trotz¬
und sie tut mir leid, daß sie, während sie sich an den Mann klam¬
nige, unsern Lesern schon
dem er verheiratet war — er ließ sich im gegenseitigen Einver¬
mert, jedes seiner Augenblicke teilhaftig zu sein, ihn um so eher
Plaudereien des bekannten
nehmen von seiner Frau scheiden, und sie pflegten eine freund=nur verliert.
17. 5#/70 Die Red.