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1. Miscellaneous
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Ein Fragment
Zeug über Deutschland geschrieben hätte, das neuerdings unter
seinem Namen durch die Zeitungen ging. Soll ich mich nun auch
noch öffentlich mit allem Ernste zu Shakespeare bekennen (dem
Engländer! ja, denn er ist in Stratford geboren) — oder fängt es
selbst den Zweiflern zu dämmern an, daß mir Shakespeare, auch
wenn dieser Krieg dreißig Jahre dauerte, immer Shakespeare be¬
deuten wird, und erläft man es mir für das Unvergleichliche und
Einzige nach Worten des Preises und der Bewunderung zu suchen?
So mag denn die leidige Angelegenheit für diesmal als abgetan
gelten. Doch später einmal, wenn der Friede wieder da ist, wollen
wir uns mit schmerzlichem Staunen erinnern, daß es eine Zeit
gab, in der wir genötigt waren, über die Grenzen hinüber einander
die Versicherung zuzurufen, daß wir zwar jeder unsere Heimat
gelicht haben, das wir aber trotzdem Gerechtigkeit. Urteil und
Dankbarkeit niemals verlernt, daß wir, um es kurz zu sagen, auch
in dieser ungeheueren Epoche der Verwirrung niemals gänzlich
den Verstand verloren hatten.
ARTHUR SCHNITZLER
Dezember 1914.
EIN FRAGMENT
Ein junger Kriegsfreiwilliger schickt dem
Forum die folgenden Sätze:
Kein Leitartikel, sondern ein Kellner hat es mir zum Bewußtsein
gebracht. daß unsere Zeit aus den Fugen ist. Denn statt mich zu
bedienen, erbrach er den Inhalt seines Leibblattes, und als ich es
wagte, ihn an seine Pflicht zu erinnern, dab er eine Antwort —
unvergeßlich in ihrem Triumph: „Ja. Herr, das war . .. Aber
nun is Krieg.
Wirklich? Ist es so. daß das Gewesene gewesen und das Zu¬