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Miscellanes
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unseren vieljährigen Langmut und durch unsere Schafsgeduld,
nicht daran denkt, die Bretter, welche die Welt bedeuten und
die sie so lange behauptete, ohneweiters freizugeben. Bühne
und Presse soll ihnen, wie so vieles andere, allein gehören;
wissen sie doch, welche Macht das gedruckte und das von der
Bühne gesprochene Wort auf die breiten, an Herdenbewegungen
gewohnten Massen ausübt. — Aschylos, Calderon und So¬
phokles werden im „Sechsuhrblatt" gegen den neuen arischen
Mann ins Treffen geführt, womit natürlich Schnitzler,
Salten und andere „Dichter“ dieses Schlages gemeint sind.
Selbstredend blasen alle „liberalen Blätter in dasselbe
Horn. Alle! Die der Provinz nicht ausgenommen. Hier eine
Probe: „Der Bürgermeister begrüßte das christlich germanische
Schönheitsideal, das Herr von Milenkovich unter Ausschluß
der „quälenden" und „langweiligen Stücke zu pflegen ver¬
sprach. Damit ist die gewiß literarisch gemeinte Programmrede
in — jetzt kommt der Hiebt — eine parteipolitische (!)
Beleuchtung gerückt, die besser vermieden worden wäre
wir leben doch in den Zeiten des Burgfriedens¬
u. s. f. Ja, der „Burgfrieden!“ über diesen schimpflichsten
aller Frieden schrieb ich gerade vor einem Jahre an dieser
Stelle: In unserer großen Zeit spricht man viel und gerne
vom „Burgfrieden“ — Schonzeit also für jenes ver¬
kappte Gelichter, das unter den verschiedensten
Masken im sicheren Hinterlande sein Unwesen
treibt, dessen schleichendes Gift nicht weniger Schaden an¬
richtet, als die vernichtenden Bomben des erklärten Feindes
das Kino mit seinem nervenaufpeitschenden Lasterdarstel¬
lungen (zumeist noch immer welsche Filme!), wie nicht minder
das moderne Stück (Schnitzlerschul¬
— gegen diese
„Kunst nichtungen General¬
sturm geblasen werden. Krieg dem alles Heilige ver¬
höhnenden Geiste der Ich, Hab- und Genußsucht, Krieg dem
Pharisertum, Krieg überhaupt jener — Richtung, die das
große Unheil über die Welt gebracht hat. Erst mit der Nieder¬
zwingung der Gesellschaftslaster wird der Weg frei werden
für eine bessere Zukunft. Die gute Presse und eine reine
Kunst können viel dazu beitragen. Es hat beinahe den An¬
schein, als ob mein frommer Wunsch, wenigstens teilweise, de¬
Verwirklichung entgegenginge. Jedenfalls stünde es weit besser,
wenn der „Burgfrieden“ sowie das Zensurhemmnis schon längst
ausgeschaltet wären. Wo der Burgfrieden nicht neu¬
reicht, tritt die Unverschämtheit in ihre Rechte. Das Unglaub¬
lichste an Unverschämtheit leistet sich der Wiener Mitarbeiter
des „Prager Tagblattes“ mit dem Schimpfartikel: „Der
Burgtheaterskandal“. Der saubere „Schornalist be¬
zeichnet die Berufung Morolds, dieses „Amateur-Schriftstel¬
lers, zur Leitung des Burgtheaters als — „Skandal." Kleri¬
kals und deutschradikale Blätter im Bunde hätten an dieser
Berufung keinen geringen Anteil, bekenne sich doch Mar Mo¬
d (dem Himmel sei Dank) zur „neuen Zeit", zu jenem
Neusterreichertum, das in der Tapezierung des optimistischen
Untalents seine Mission sieht. „Er liebt heißt es weite¬
„jenen Positivismus, der sich architektonisch in der Fassade des
Kriegsministeriums, belletristisch in den Romanen der Herren
Ginzkey und Hans Michael Schöps, dramatisch in den Schöp¬
sungen der Herren Kralik, Keim und Csokor und politisch in
den Namen Hummer und Pacher ausdrückt (von offizielleren
nicht zu reden). Man spürt, daß ihn der „frische Hauch
mit hereingeweht hat. (Endlich!) Er riecht nach Reform (glück¬
licherweise nicht nach Judoform
an Haupt und
die Glieder..." Schöner internationaler Sprachstil
— Wer den tiefgründigen Künstler Max Morold kennt, wird
empört sein über Schmacks gemeine Absicht, einen Hochstehen¬
den, dessen Geistesadel anerkannt ist, aus reinem Rassenhaß
vor aller Welt bloßstellen. „Gäbe es in Wien noch mann¬
baren Geist“ (!) — mit diesem Satze beschließt der Wiener
Preßjude seinen gistsprühenden Schmähartikel — „man brauchte
jetzt das „christlich germanische und wie die nebulosen Ge¬
hirnbilder des Herrn Morold noch lauten mögen, nicht ernst
zu nehmen."
Das Gegeifer gegen ein offenes Bekenntnis zum Deutsch¬
tum und zum Christentum zeigt die Internationalen in ihrer
waschechten Wesenheit. Deutlicher denn je tut sich vor uns
der endlose Abgrund auf, der zwischen christlichem Germanentum
und jüdischer Rassenart besteht. Diese Offenbarung, ein
Segen des furchtbaren Weltkrieges, wird und muß zur Er¬
kenntnis führen.
Franz Goldhann.