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1. Miscellangels

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sonst aber gut pointiert. Keine Paraderol
für die Konstantin. Aber in ihrer Dialekti
jeden Affekt wieder sehr schön herausge
arbeltet. Zu einem vollständigen Bild ihrei
Persönlichkelt, die aus Künsten Kunst,
macht, nötig. Hans Gerhard Scholz.
„ARMUT“ VON ANTON WILDGANS.
Zum erstenmal in den Prager Kammer¬
spielen.
Etwas verschärft und übertrieben, im
Problem Hasenclever ähnlich. Hier wie dort
der Sohn (Hasenclever dem Vater, Wild¬
gans der Mutter gegenüber), der, von Sehn¬
sucht nach Aussprache verbrennend, aber
von innersten Orchestern zerstört. — „Der
Sohn“ fragt: Habt Ihr noch nie eine Sym¬
phonie dirigiert? —, den Weg nicht findet.
Aber der versöhnendere Wildgans — er ist
ja ein Wiener! — läßt der Mutter den Vor¬
tritt und kann so doch ein besänftigendes
Finale finden. Mutter und Sohn sind ganz
ausgezeichnet gesehen. Sogar manchmal
besser als bei Hasenclever, der dichterlsch
von uns Jungen vielleicht höher zu werten
ist, da uns vor allem ein bedeutend energi¬
scherer Schwung überfällt und mit fortreißt,
doch ist der Vater schief gezeichnet. Die
„Armut“ ist ein gutes Stück, — nicht vor¬
wärts, aber in stehendem Wasser genügend
tief und klar, stellenweise sogar in ver¬
meinter plötzlicher Wellenbewegung ans
Herz greifend.
Die Aufführung verhalf dem Stück zu
durchschlagendem Erfolg. Papa Postbeam¬
ter, schwindsüchtig, war Herr Schütz. Seine
Darstellung war ausgezeichnet und trotz
sehr sympathischer Zurückhaltung stand er
stark im Vordergrund. Die Mutter (Hilde
Pitschau) war im ganzen vorzüglich, nur
war sie manchmal statt Offizierstochter
hysterische Schauspielerin. Als Sohn hatte
Herr Soltau eine leicht unterklingende Me¬
lodie unterlegt, an den Höhenpunkten seiner
Rolle etwas Moissl. Am schwächsten war
Fräulein Bonda als Tochter. Es fehlte ihr
vollkommen an dem richtigen Erfassen der
ziemlich einfachen Situationen.
Die Regie (Herr Hans Demetz) sorgte für
beschleunigtes Tempo und gute Bilder. Ganz
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