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13.
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und Rudolf Huch,
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Miscellaneous
der in Harzburg lebt, war Rechtsanwalt in Wolfenbüttel,
als seine ersten Romane erschienen. Daß der Berliner
Rechtsanwalt Dr. Alsberg sich auch als Dramatiker be¬
tätigt, ist bekannt, er sucht auf beiden Gebieten Lorbeeren
zu erringen. Wilhelm Schäfer, durch seine „Anekdoten
bekannt, ist ebenso wie Rudolf Stehr, der Schlesier, einmal
Lehrer gewesen. Wilhelm Busch, unsterblicher Schöpfer des
„Max und Moritz und der „Frommen Helene", hat in
Hannover die Technische Hochschule besucht, Max Eyth
heißt geradezu der „Dichter=Ingenieur“, weil er in seinen
Geschichten eigene Erlebnisse seiner Laufbahn als Techni¬
ker verwendet hat. Die große Hallenkonstruktion des An¬
halter Bahnhofs stammt von keinem anderen als Heinrich
Seidel, der wegen seines „Leberecht Hühnchen" aber doch
noch bekannter wurde. Georg von Ompteda, dessen Ro¬
mantrilogie „Deutscher Adel um 1900“ sein Hauptwerk
ist, war Offizier in sächsischen Diensten, da es wohl nicht
anging, daß der Sohn des Hofmarschalls des letzten Kö¬
nigs von Hannover in preußische Dienste trat. Ebenso
waren Rudolf Stratz und Josef von Lauff Offiziere, man
merkt es ihren Büchern noch an. Wilhelm Raabe und
Gustav Falke haben ihre dichterische Laufbahn vom Buch¬
handel aus begonnen. Otto Julius Bierbaum hatte zu¬
erst die kühne Absicht, in die Politik einzutreten und Di¬
plomat zu werden.
Es ist nicht immer verkehrt, von der Abenteuerlichkeit
einer Erzählung auf die abenteuerlichen Schicksale ihres
Vrefassers zu schließen. Das Beispiel Karl May ist be¬
kannt. Friedrich Gerstäcker, dessen „Flußpiraten des
Mississippi" die ältere Generation unter uns verschlungen
hat, ging 1837 zum ersten Male nach Amerika, „wo er ein
höchst abenteuerliches Leben führte und in den verschieden¬
sten Berufen tätig war“. Nach sechsjährigem Aufenthalt
auf dem anderen Kontinent kam er nach Deutschland zu¬
rück und begann mit der Schriftstellerei. Weitere Reisen
führten ihn dann nach Südamerika und Kalifornien, in
die Südsee und nach Australien. Als er 1872 in Braun¬
schweig starb, hatte er eben das 56. Lebensjahr vollendet
und ein Werk von 44 Bänden „Gesammelte Schriften" zu
Ende gebracht. Hinter dem klingenden Pseudonym „Sir
John Retcliffe, verbarg sich ein bescheidener Postbeamter
namens Hermann Goedsche, der sich allerdings vor jedem
Abenteuer hütete und sie nur als Zutat zu seinen histo¬
risch=politischen Romanen schätzte. Auf dem gleichen Ge¬
biete der Literatur bewegte sich Gregor Samarow, mit
richtigem Namen Oskar Meding, der nach 1866 für Han¬
nover gegen Preußen konspirierte und also wohl befähigt
war, seinen Roman „Europäische Minen und Gegen¬
minen“ glaubwürdig zu gestalten. Doch warum in die
zeitliche Ferne schweifen? J. M. Walsh, dessen moderne
Kriminalromane die des deutschenfresserischen Wallace
bald ausstechen werden, war nacheinander Buchhändler,
Auktionator, Viehzüchter in Australien, Schafhirt, Vogel¬
und Orchideenjäger in der Südsee und in Südamerika,
Koprahändler und Zeitungsverkäufer, bis er bei einem
literarischen Wettbewerb den ersten Preis für die beste
Kurzgeschichte eines Australiers bekam und nun seinen
wahren Beruf entdeckte. Man braucht aber auch nicht in
die räumliche Ferne schweifen: Joachim Ringelnatz war
nach seiner Schulzeit auf dem Gymnasium Schiffsjunge
und Luftschaukelschieber, Schaubuden=Ausrufer und Archi¬
var einer großen Privatbibliothek, im Kriege schließlich
Leutnant zur See, und späterhin erst der Dichter, als der
er sich uns zeigt.
Gilt nach alledem noch das Wort „Jedermann kann
dichten“ zu Recht? Keineswegs. Wenn auch in der
Schule gelehrt wird, sich geläufig auszudrücken und ge¬
legentlich Inserate in der Zeitung mit großen Buchstaben
Aufmerksamkeit erzwingen „Werden Sie Schriftsteller“
gehört dazu doch mehr, als nur einen armseligen Gedan¬
ken zu haben. In Richard Wagners „Meistersinger" lernt
Stolzing aus den Schriften des Walther von der Vogel¬
weide, er knüpft an die alte Tradition an, die er doch erst
kennen muß, und formt sie neu, wie es Wille und Vor¬
stellung bedingen.