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13. Miscellaneous
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und war gerade Direktor des Carltheaters steckte so viele Lichter auf, daß es in Oesterreich und dasselbe darf man von den schönen,
bald hell werden mußte. Vor achtzig Jahren
geworden, und fern von Wien, in Oberöster¬
edlen Novellen Ferdinand v. Saars sagen,
bis
erschien sein Roman „Der Amerikamüde
reich, wanderte ein Dichter unstet im Land
dichterisch und seelisch der Ebner=Eschenbach
umher und ging daran, eine Gesamtausgabe ein Lenau=Roman), dem noch andre erzählende
sehr nahe. Sie beide sind die Klassiker eines
Werke folgten. Höhere Bedeutung komm
seiner Gedichte zu veranstalten. Er hieß Franz
franzisko josefinischen Oesterreichs, von dem
chtung in
ihm aber als kulturpolitischem und literar¬
Stelzhamer, und vier Jahre vorher erschien
nur mehr eine schwache Abendröte in unsre
von ihm eines seiner schönsten Bücher:
kritischem Publizisten zu, er ist ein Meister und
Zeit herüberstrahlt. Noch in den Büchern
„D'Ahnl." Er dichtete in der Mundart seiner der eigentliche Schöpfer des österreichischen
mancher andrer spiegelt es sich wieder, in den
Heimat, und darin wurde im ganzen
Feuilletons, und wie trefflich seine Arbeiten Offiziersgeschichten Torresanis und den
deutschen Süden keiner größer als er¬
waren, dafür spricht die Tatsache, daß sie nach Romanen der Berta Suttner, von denen
Das Jahrzehnt zwischen 1850 und 1860
er vierund¬
freilich nur „Die Waffen nieder geblieben ist,
Jahrzehnten noch neu herausgegeben wurden
stand noch stark unter den Wirkungen vor
eines Lebens
aber schon von Anzengruber und Rosegger
Sie überlebten mit denen Ludwig Speidels
. Seit 1838
muß man sagen, daß ihre Werke mit einem
1848. Metternich und Windischgrätz waren des zum Wiener gewordenen Schwaben, der
lügt aus¬
zwar nicht mehr am Ruder, aber die
staatlich gedachten Oesterreich nichts mehr zu
Ruhm des Tages.
tun haben. Sie wurzeln zu sehr im Volk, als
Revolutionsfurcht beeinflußte in starkem Mas
tief gekränkt
Das waren (mit Ausnahme des letzt
daß sie von irgendeiner Regierungszeit ab¬
alles, was das Regierungssystem, und ein volles Jahr¬
genannten) alles noch Männer, die die geistig
Schlade. Und
hängig sein könnten. Anzengruber ist der
fünft hatte in Wien der Belagerungszustand
Bedrückung des Vormärz miterlebt hatten
der kaiser
Schöpfer des neuzeitlichen österreichischen
gedauert. Erst allmählich drangen die demo¬
Auch zwei Tiroler gehören zu ihnen, Hermann
Volksstückes, der geborne Dramatiker und
1856 in den kratischen Ideen durch. 1860 erhielt Oester¬
v. Gilm, der Freiheitssänger, der uns auch
gewandte Theatraliker: Rosegger ist, das hat
nes Hofrates
reich seine erste Konstitution. Im Reichsrat
einige unvergängliche Liebeslieder gegeben hat
man heute wohl schon anerkannt, mehr, er
es sonst von
saßen von bekannten Dichtern Anastasius und Adolf Pichler, Kommandant der Tiroler
ist der Repräsen int eines kräftigen, von
größter
Grün, der schon dem Frankfurter Parlamen¬
Studentenkompagnien, Dichter von Hymnen
Gott mit allen möglichen Gnaden und Gaben
en Dichtung angehört und seine deutsche und freiheitliche
und Tiroler Geschichten, ein begeisterter und
bedachten Volksstammes, und iese Würde hat
Namen auf¬
Gesinnung seit je mannhaft vertreten
kundiger Schilderer seiner Heimat, Professor
er Jahrzehnte lang mit einer eigenen starken
sich mit jenen
hatte, und Julius Schindler (Julius von der
der Geologie und bis in seine hohen Greisen¬
Dichterpersönlichkeit ausgefüllt, der auch das
ergessen sind. Traun), der zündende Redner und liebens¬
jahre Bannerträger für Freiheit und Deutsch
ssenen gleich
tum. Eine Sonderstellung nimmt Charles volk afte Führertum nicht mangelte. In
würdige Schriftsteller, dessen „Schelm von
seinem Fahrwasser segeln manche andre: die
bert Stifter,
Bergen" die Unterlage zu Zuckmayers Schau¬
Sealsfield (Karl Postel) ein. Fast zögert man
Steirer Hans Grasberger und Karl Morré,
1853 waren
spiel bot. Uebrigens war er Herr von Leopolds¬
den in Znaim Gebornen einen Oesterreich
die Vorarlberger Josef Wichner und Felder,
1857 der
kron und Doppelgänger von Napoleon III., zu nennen, denn in jungen Jahren schon ent= und von Anzengruber ist gar kein so großer
Hebbel spielt
mit dem er eine viel bemerkte Begegnung
floh er seinem Kloster und verbrachte Jahr=Schritt zu Rudolf Hawel und Karlweis, die
in im Burg
hatte. Dem Durchbruch der konstitutionellen
zehnte in Nordamerika und der Schweiz. Sei¬
dem Wiener Volksstück neue Impulse gaben
ja, das heute
Idee hatten genug Männer der Feder vor¬
„Kajütenbuch“ wollen wir aber in der öster
und dadurch große Erfolge buchen konnten.
ht: „Agnes
gearbeitet, aus Deutschböhmen ist Moritz Hart
reichischen Literatur doch nicht missen.
Doch diese Namen führen uns schon in
kein Oester
mann zu nennen, gleichfalls Mitglied der
eine andre, eine gegenwartsnähere Zeit. Die
Je weiter wir uns vom Revolutionsjahr
Direktor des
Frankfurter Nationalversammlung, der an der
große Umwälzung, die das literarische Bild
entfernen, desto mehr wird das Zeitalter, wie
er und viel
Seite Robert Blums gekämpft hatte und ers
wir es heute überschauen, zu dem Franz Deutschlands der achtziger und neunziger
schen Gauen
in den sechziger Jahren wieder nach Wien
Josefs, und mit den Wandlungen, die unter Jahre charakterisiert, erstreckte sich natürlich
at gefunden
Auch sein Landsmann un¬
zurückkehrte.
ihm Oesterreich durchmacht, ändert sich auch
auch auf Oesterreich, und wie dort Berlin das
Winkel, aber
Freund Alfred Meißner, Verfasser zahlreichen
das Gesicht seiner Dichtung. Altersgenosse
Zentrum für den neuen Sturm und Drang
gsdichter des
Romane, verbrachte mehrere Jahre in der
des Kaisers ist Robert Hamerling, der prunk bildete, war es bei uns Wien. Der tempera¬
„Sohn der
Emigration. L. A. Frankl, gleichfalls aus
volle Epiker, dessen „Aspasia" und „Ahasver mentvollste Herold und Tribun Jung=Wiens
pertoireestücke
Böhmen, schrieb 1848 das berühmt gewordene
kam denn auch aus Berlin, über viele Um¬
in Rom", Lieblingsbücher des Bürgerhause
penna" hinzu
Gedicht „Die Universität", das von nich
wege, die ihn nach Paris, Rußland, Spanien
waren, Altersgenossin ist auch Marie
auch der alt¬
weniger als 27 Musikern komponiert wurde
v Ebner=Eschenbach, und sie ist auch im geführt hatten. Geboren aber war er in Linz:
sitte „Theater¬
Er war ein äußerst fruchtbarer und vielseitiger
Hermann Bahr. Sofort hatte er in Wien
gleichen Jahr gestorben wie Franz Josef
und der sich
Schriftsteller, der freilich nicht mehr gelesen Man darf sie unsre größte Dichterin nennen,
einen Kreis um sich gebildet, und die jungen
in das Leben
wird. Eine der glänzendsten Begabungen
Literaten, die ihm mehr oder weniger nahe¬
in ihren Romanen und Novellen lebt ein
er gleich vier,
jener Zeit war Ferdinand Kürnberger. Sein
Stück Oesterreich, das uns, trotzdem es unter standen, hatten fast alle bald berühmte
und
lebte noch Vater war Laternenanzünder, und er selbst gegangen, noch eng ans Herz gewachsen ist, Namen: Hugo v. Hofmannsthal, der viel zu
RREICH
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