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Text

S
Wittner
genau so aussieht, wie
einen M. vorstellt, den
zähliger Witze
Fritz
lit dem lustig bekümmer¬
älteren Gymnasiasten
losoph unter den Con¬
der Tat: wenn seine
pe den erchen Für¬
seine Rasenflügel
serung weltlicher Zusam¬
hen, seine Ohren aber
n, um alles, alles und
aufzuschnappen vom Ge¬
ser persiflieren wird...
vielen Falten seiner be¬
auf einen starken Hang
Fritz Grünbaum
ich hoffnungsloser Intel¬
Wesen des Conféren¬
in die Formel fassen
sprechen, nie denken!
kürzung und Umkehrung
Losung Gambettas (siehe
Band 6, Seite 750). Er
Singer und Sager, viel¬
und Denker.
schon. Fritz
Grünbaums
sind, mit Namen Fritz
en mich: „Wie können
Dichter nennen? Meine
der letzte...!" (Es folgt
ses Wort, das mit Dr an¬
fhört.) Vergebens versuche
um auseinanderzusetzen,
die zwar mit Geld, doch
kargt, auch anderen
wie zum Beispiel Kästner,
ichters nicht versagt, und
sen „Gebrauchslyrikern
te man ihren gereimten
nicht für bare Dichtung
Grünbaum weist es weit
zu heißen, und um mir zu
nig er es wäre, teilt er
mit, er hätte schon sehr
em... verdient
piel mag man gleich er¬
sich unser geschätzter Con¬
andere erfreuliche Ge¬
hilosophieren gelegt hat
Professor Grünbaum ein
simistischer Observanz zu
er ja nicht glatterdings
hie Dichtung sei, könne
singen, und ein wahrer
Kabarett, sondern ein
Aber auch als Philosoph
aum nicht gelten wollen.
lle wahren Talente (die
cht haben, will er nicht¬
in kleiner Lustigmacher
dieser kluge Herr leicht,
teellisieren, denn wir werden
seine Statur beziehen,
sagt. Der Schlingel!
Grünbaum erweist sich
jahrelang geübten Bilanz
verschleierung, die wir hiemit rücksichtslos
aufdecken wollen. Bekanntlich zeichnen sich
die gesprochenen Werke dieses erstklassigen
Conférenciers durch eine gewisse Gelehrsam¬
keit aus, die sie vom üblichen Pallawatsch
Ragout, Potpourri, Risibili, oder wie man
das sonst nennen will, der üblichen An¬
lager vorteilhaft unterscheidet — während
sie sich von den üblichen philosophischen
Disputationen durch ihren Witz abheben
Auch physiognomisch kommt diese Gelehr¬
samkeit durch die Brille zum Ausdruck, die
seinen Augen vorgesetzt ist und längst mit der
Gesamtpersönlichkeit verwuchs (die Augen
sind übrigens melancholisch wie bei jedem
anständigen Humoristen); gestisch aber durch
die Gebärde des erhobenen Zeigefingers, die
ein Fingerzeig der Gelehrsamkeit seit eh
und je ist, aber auch des Lehrertums.
Nun war es doch aber immer so, daß
uns die Vorträge dieses Dozenten nicht
nur durch ihre elegante und runde Form
bestachen, sondern auch durch ihre gebildeten
Einschiebsel verblüfften; aber nicht nur des¬
wegen, weil hier ein Conférencier, unter
dem Vorwand, die Leute zu unterhalten,
Bildungsgut ins Kabarett schmuggelte, son¬
dern weil wir uns die Verwandlung des
kl. Moritz, eines altklugen Repetenten also,
in einen neugebackenen Dozenten nicht er¬
klären konnten. Woher, zum Uhu noch
mal! (denn die Eule ist der Wissenschaft
Sinnbild) hat denn dieser Grünbaum das
alles? Und er selbst, der Worte wie
Psychoanalyse, Schopenhauer,
Para¬
digma so wissend ausspricht, er selbst, der,
wenn er Freud sagt, nicht a Hetz" meint,
Fritz Grünbaum also hat dabei ganz un¬
schuldig, als hätte er nur im Vorübergehen
am Grünbaum der Erkenntnis mascht.
In Wirklichkeit aber
und das also
wollen wir enthüllen — ist dieser kleine
Herr nicht etwa ein Witzbold, der gelegent¬
lich, nach Art von Rätsellösern, im Lexikon
blättert, sondern ein — jetzt sage ich's aber
Akademiker. All die dreißig Jahre
seiner segensreichen Tätigkeit hat er uns
das verschwiegen, er hat vielmehr nicht
anders, wie ein Episodenspieler, der dem
Eisenbach ausgerückt ist und der sich, man¬
gels Statur und ausreichender Beschäfti¬
gung, selbständig machte und, justament, mit
seiner minutiösen Person das Brettl aus¬
zufüllen schwer und flüchte. Und nun
stellt sich heraus, daß Grünbaum Fritz,
Kla (die Klasse stimmt!), geboren zu
Brünn 1880, dortselbst das Gymnasium be¬
sucht und (Hört! Hört!) auch absolviert hat;
daß er des weiteren an der Wiener Uni¬
versität die Rechte studiert, 1901 die rechts¬
historische Staatsprüfung, 1904 das Rigo¬
rosum abgelegt hat; daß er zwischen Ma¬
tura und Staatsprüfung Journalist war in
einer Heimatstadt; daß er fast bei der
Finanzprokuratur und beinahe bei der
Wiener Polizei gelandet wäre, nicht als
Wachmann, sondern als juristischer Fach¬
mann; und daß er schließlich nur aus Zu¬
ein aus den Schlünden der
Hölle aufge¬
fall und Gage ein Lachmann geworden ist.
stiegener „Lustigmacher
Oder, am
Doch nicht genug an dem man erfährt, daß
Ende gar, nur ein etwas klein geratener
Herr Grünbaum, der Verfasser von einem
Revue- und Filmstar, der nebenbei Texte
Dutzend Operetten, darunter der berühmten
schreibt!!
Dollarprinzessin, und der entzückenden,
Nein, Herr F. Grünbaum ist ein heimlicher
neuartigen Dorine und der Zufall, eine
Humanist und er ist, pful Teufel, ein
verdächtige literarische Vergangenheit hat,
verkappter Literat! Er sammelt scheinbar
indem er nämlich, zu Brünn ein Student,
nur Pointen
in Wahrheit aber Bilder!
eine „Neue akademische Vereinigung für
Er hat viele Tantiemen in Kunst umgesetzt.
Kunst und Literatur gründete und Dichter
Scheinbar schreibt er nur — in Wirklich¬
wie Schnitzler, Halbe, Altenberg, ja sogar
keit liest er die ganze Nacht! Der Mann
Lilteneron, als Gäste nach Brünn brachte,
hat die Unverschämtheit, noch heute zu
ja persönlich einführte und einleitete. Und
studieren, er bildet sich! Und das nennt sich
dieser Fritz Grünbaum wollte uns mit seinen
Conférencier Hinter seinen Ohren, die
humoristischen Reimen, die er wuschnau¬
mit scheinbar clownesker Absicht abstehen,
bend verwirft, mit seinen Kabarettproduk¬
in Wirklichkeit aber, um einer andern
tionen, seinen theatralischen und konfilmi-
Substanz recht viel Raum zu geben, hat er
schen Gestaltungen einreden, daß er nur
es faustdick!
Zu einer
eitung
Von
Erich Rathner
Früh als noch die Gaslaternen brannten,
Wasser, Zeit und er sind fortgeronnen.
und als es dem Tag zu graun begann,
War er Künstler oder Komponist
sahen flüchtig mehrere Passanten
Vielleicht hätte er das Los gewonnen,
auf der Brückenbrüstung einen Mann.
dessen Ziehung übermorgen ist.
Anfangs hielten sie ihn für betrunken,
Vielleicht hätte er den Brief gelesen,
(sein Benehmen war auch sonderbar,
der für ihn noch Post restante blieb.
doch mit einmal war der Mann versunken,
Vielleicht wäre das das Glück gewesen,
weil er nämlich lebensmüde war.
vielleicht hat ihn wo ein Mädchen lieb.
Irgendwo erwarten ihn zwei Kinder,
Alles was man wußte: Er trug Brillen,
und wo anders wartet eine Frau,
er war mager und war mittelgroß
doch er hielt das Totsein für gesünder,
und die Wache suchte ihn mit Zillen.
es war Montag und er machte blau“.
Doch die Suche blieb ergebnislos.