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13.
Mis¬
an
box 44/9
CASINOS IN OSTERREICH
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österreichische Casino A. G.
Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVER
1. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien 1, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
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11.
vom
Den Ehren des Theaters, die er einheimsen
Vater seinem Kind schrieb, ein Dichter der
Welt, führt der Weg zu den Werken aus der könnte, wenn er wollte, dem Aufgeführt¬
biblischen Landschaft, in der der Dichter werden, weicht er im Bogen aus. Er will nicht
gespielt werden, geschieht es nicht so, wie er
Beer-Hofmann sein reinstes Gebet spricht.
Der siebzigjährige Beat Hofmann
einzig und allein gespielt werden müßte und
Dichten als große Sache des Herzens und
Den österreichischen Dichter Beer-Hofmann des Geistes, als gläubiges Bekenntnis, als Steel
wie er damals gespielt wurde, als „Der Graf
erreicht irgendwie das österreichische Schick
von Charolais“ und „Jaakobs Traum“ noch
lungnahme zur Welt, Dichten über die Zeiter
sal des Verkannt- oder zu wenig Gekannt
hinweg, das ist der spätere Beer-Hofmann. In Burgtheaterstücke gewesen sind.
seins. In ein paar Bänden nur steht die Fülle
seinen Worten wird das tiefe Rauschen echter
Siegfried Geyer.
seines Werkes da, denn er ist keiner der Viel
Lyrik hörbar, die reine Form, die den Vers
schreiber, die schreiben, um von sich reden zu andächtig vom Herzen an die Lippen führt
machen. Seine Dichtung, in der Einsamkeit und er bleibt auch im Reich des Traums der
eines abseits vom großen Weglärm Schaffen¬
diesseitigen Welt geneigt, in philosophischer
den ans Licht gelangt, hatte, als sie zum Erkenntnis ihrer Realität, im Bewußtsein der
Schmerzen und Qualen, die sie schafft; er
steht der Gottheit nahe, aber auch dem
irdischen Garten der Erkenntnisse, die immer
wieder die Zeichnung seiner biblischen Bilder
berühren. Er läßt die Menschheit sprechen,
auch dort, wo er uralte Melancholie aus hei¬
ligen Tiefen seines Blutes holt und die Fahne
der Schwermut über seine Helden und ihre
Schicksale pflanzt.
Was er tut, was er schreibt, geschieht immer
unter dem Himmel einer edlen Idee, ist stets
nach ehrfürchtigen Zielen aus, niemals von
Konjunktur, Geschmack oder Willen des
Tages getrieben. Er wendet sich nicht plötz¬
lich, von einer Diktatur der geistigen Mode
bestimmt, er bleibt seinen inneren Gesetzen
trou. So bewahrt er im Chaos dieser Welt die
schöne, aufrechte Haltung eines biblischen
König der Sprache und des Herzens.
Richard Beer-Hofmann kehrt manchmal als
stiller Gast in die Ereignisse dieser kleinen
Welt ein. So in die des Theaters. Er kommt
als Regisseur, er hat den „Faust" für das
ersten Male erschien, die Geltung wunder- Burgtheater eingerichtet und die Dichtung
schönen Treibhausgewächses, erst späterhin selber inszeniert, es war ein Meisterwerk der
erreichte sie Anerkennung des europäischen
Ehrfurcht und Dramaturgie. Er hat in der
Geistes, der sich dem Werk Beer-Hofmanns Josefstadt eine denkwürdige „Iphigenie", seine
stellte. Aus dem Luxusmilieu, dem auch Hugo
Kenntnis des Theaters, gegeben und die Schau¬
von Hofmannsthal zugetan, wurchs die seltsam spieler sind begeistert von dieser Arbeit mit
und reich geschmückte Prosa seines ersten einem Regisseur, der ein Durchschauer des
Buches vom „Tod Georgs, das damals wie
Theaters, begeistert vor seinen Wundern steht,
eine exquisite Köstlichkeit aus dem Prunk
zugleich aber seine Listen und Tücken kennt.
salon der deutschen Sprache gereicht wurde
Obwohl er nie Schauspieler gewesen, weiß er