I, Erzählende Schriften 36, Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 8

Flucht in di
Finsternis
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3b. Pdcht in die Mnssuin

Süch-und Mus
Frsche
Bunte Reihe
Giviera
deutscher Erzähler
Go. Nach mehr als 3-jährigem Schweigen — in der
Erika und Klaus Mann beehren sich darzubieten: Paradies! Doch leider
Riviera.
Zwischenzeit gab es lediglich die Komödie: Im Spiel der
haltsam sein! L.
In der vom R. Piper u. Co.-Verlag, München begrüssens-Iwenig bedrücke
Sommerlüfte — beschenkt uns Arthur Schnitzler kurz vor
werterweise herausgegebenen Bücherreihe: Was nicht imOrientierung und
Vollendung seines 70. Lebensjahres mit einer Novelle: Flucht
Baedeker steht, erschien sneben das Rivierabuch der Ge¬
in die Finsternis (S. Fischer-Verlag Berlin). In dem voran¬
gibt's schliesslich
schwister Mann. Man durfte mit besonderer Erwartung dieses
gegangenen, gressen Prosawerk: 1ese, erlebten wir, wie
decker. Wir bi
Buch zur Hand nehmen, hatten die Beiden doch in ihrem herr¬
eine Frau sich immer weiter fallen liess. Die jüngste No¬
wusste, merkte
lich frischen, unvergessenen „Rundherum“ sich hinreichend
velle spannt den Erinnerungsbogen bis in Sclmitzlers früheste
auf, viel gute L
legitimiert, wie wenige Andere geeignet zu sein, von Reisen
Tage, gemahnt uns an die Meister-Novelle: Sterben. Flucht
Bucht
und Fahrten zu erzählen.
in Die Finsternis bedeutet nicht ein äusseres Abgleiten, wie
„Ob es woh
Und es gab keine Enttäuschung! Genau so unmittelbar
das Theresens, ebensowenig Hinscheiden als Folge körper¬
zwar nicht!?“
und charmant, so bunt, so amüsant, wie wir es ums wünschten,
lichen Siechtums. Robert, Sektionsrat im k. u. k. österreich¬
ist dieses Büchlein geworden.
Ja doch, es
ungarischer. Ministerium, ein musischer M#ensch, lebt in ge¬
Etwas bewusster Snobismus — nicht zuviel — steckt da¬
Und auch di
ordnet-bürgerlichen Verhältnissen. Er hat seine Frau vor
rin: hier und da kommen auch die Weltreisenden zum Vor¬
Matisse) dürfen
Jahren durch den Tod verloren, ohne daran, wie es scheint,
schein, wenn unversehens etwa San Franzisko zum Vergleich
dankt bleiben.
sonderlich schwer zu tragen. Robert mit seinem Bruder Otto,
nerbeigeholt wird; oft indes ist der Dichter spürbar. Jeder¬
einem angesehenen Arzt, eng verbunden, leidet seit seiner
Wenn S’e
zeit gegenwärtig iedoch ist die Jugend, die grosse, wunder¬
Jugend an der Furcht, eines Tages in geistige Umnachtung
Ihnen hoffentlich
bare Jugend der Zwei, so sehr inr auch durch das „Führer¬
zu fallen Er hat darum vor langem den Bruder schriftlich
Klaus oder Brik
sein-Müssen“ Zwang angetan werden mag. Man fühlt es
gebeten, ihn zu töten, falls die Krankheit in Erscheinung trete.
wird. garnich
förmlich, um wieviel lieber sie unbefangen zu plaudern be¬
Die depreizive Anlage Roberts bricht stets wieder durch,
der Suche nach
gönnen, wie froh sie wären, dürften sie noch ein wenig bei
wechse't indes mit lichten Epochen. Der Dämon scheint über¬
wollten Sie den
der zaubervollen und geheimnisreichen Zwitterstadt Marseille I meinetwegen zu
wunden, als Robert ein Mädchen findet, das seine Liebe er¬
verweilen — wie befreit, könnten sie uns doch von den tau¬
widert. Aber die Zwangsvorstellungen nehmen überhand.
alten Baedeker.
Isend abenteuerlichen Vergnägungen und Freuden mitteilen,
Robert glaubt zeitweilig, alle Frauen, mit denen er in Be¬
benswürdegste u
die sie dort unten in Nizza, in Monte, in Genua genossen.
rührung gekommen, ermordet zu haben. Die Katastrophe
tritt ein, als Robert — kurz vor der Wiedervermählung —
von der fixen Idee besessen wird, sein Bruder Otto sei krank.
den Cyklus in Kürze abschliessen. Em Unbekannter,
halte ihn für wahnsinnig und wolle ihn darum töten. Robert
Liebesterne
flieht: Otto will ihn zurückholen, Robert erschlesst Otto und
zuvor nie genannt, dessen erstes Werk bereits das Stigma des I (Bruno Cassirer
stürzt sich selbst in einen Abgrund.
Genies trägt. So neu die Art der Darstellung für Deutschland
französische Sch
Das ist nun auf eine Art erzählt, die sich der deutenden
anmutet, wir finden in dem ersten Roman Spuren von Fontane
Zeit. Emige sehr
und Thomas Mann. Die Methode erinnert jedoch zuweilen an
einander in eine
Wiedergabe durch das Wort entzieht. Es ersicht ein Bild]Proust und — vor allem in dem zweiten Roman — an den littenes zu finde
scelischer Erkrankung, psychologisch hellseherisch, beklem¬
mend echt, dass es den Leser kalt überläuft. dichterich ge¬
jungen Engländer John Cowper Powys (Wolf Solent). Wohl Wirrsal. Man
werden Einzelschicksale gestaltst, aber sie stehen fest in
bannt. Unvergleichlich die kontrapunktische Knüpfung. Ge¬
gleich Zeitferne
einem Raum, verkörpern ihre Zeit, sind gleichsam nur Sym¬
bettet ist das in die milde Landschaft, die linde Atmosphäre
reiner Dichtung
bole für einen Zustand. Psychologisch subtii bis ins
des alten schnitzlerischen Oesterreichs. Der Dichtung ent¬
schrobenheit, pe
Aeusserste, wird hier die Sinngebung des Sinnlosen versucht.
strömt ein Zauber, der nur der zärtlichen Melancholie Pucei¬
der Held den To
Es wäre überaus töricht, wollte man in dem ersten Roman
nis in dessen begnadetsten Einfällen gleichkonnnt. Komposi¬
Prosaarbeiten be
nichts als die Soziologie des preussischen Junkertums, in dem
tion und Diktion muten schlechthin vollendet an. Seit Jahren
starke Enttäusch
zweiten Teil nur den Roman der Industrie erblicken. Her¬
hat es solch eine Schöpfung in deutscher Sprache nicht ge¬
Seine Tetral
geben.
mann Broch hat mit nachtwandlerischer Sicherheit den Dingen
mit dem Roman
bis auf den Grund geschaut. Der Kampf seiner Helden um
Man geniesst diese klassische Prosa wie einen edien Wein.
Stuttgart.) Auf
eine sittliche Ordnung lässt zuweilen an Franz Kafka denken,
Inzwischen schlug wie ein Blitz die unfassliche Todesbot¬
mit den Problem
ohne allerdings dessen Unentrinnbarkeit zu weisen. Broch
schaft ein. Vor wenigen Wochen hielt man in Nidden noch
anderzusetzen.
vermag sich ironisch zu distanzieren. Die Begegnung mit
einen Kartengruss Schnitzlers aus Gmunden in Händen. Un¬
sind hier d#rche
diesem Dichter gehört zu den geistig erregendsten Dingen der
möglich, in diesen Stunden tiefsten Schmerzes Zusammen¬
der nur ein Un
hängendes zu sagen.
letzten Zeit. Unmöglich, n diesem Rahmen eine auch nur
Arbeit ist Thies
einigermassen erschöpfende Würdigung zu geben. Hier sollte
Noch ein 70-jähriger überrascht uns durch eine thematisch
und Diktion sind
nur auf eine ungewöhnlich reiche Erscheinung hingewiesen
verwandte Novelle: Die Hochzelt auf Buchenhorst. Der
erscheint schief,
werden. Mehr bleibt nach Vorliegen des dritten Romans über
Autor heisst Gerhart Hauptmann (Velhagen und Klasings
nahnie und ist p
das Ganze zu sagen.
Monatshefte — Oktober). In leicht archaisierendem Stil er¬
dem die Geschöng
Max Mohr, der einst mit den entzückenden Improvisa¬
innert sich der Dichter eines Jugendfreundes von künstleri¬
innert an Zareks
itionen im Juni begann, kommt mit einem gewichtigen Roman:
scher Lebenshaltung, der, innerlich zerrissen, keinen Halt
tiöser, dazu gefl
Die Freundschaft von Ladiz (Georg Müller, München). Der
findet. Am Hochzeitstage entilicht er unmittelbar vor der
schen Erdgeruch
Trauung, um nie wieder aufzutauchen. Die Verlobung seines
Autor hat sein Werk dem Andenken von David Herbert
zu wirken. Wall
Lawrence gewidmet, und die Problemstellung älnelt stark der
einzigen Freundes löst sich unter ähmnlich eigenartigen Um¬
istisch sich gesch
in des toten Engländers Roman: Liebende Frauen. Die Hand¬
ständen. Die Erzählung dürfte ein Fressen für Psychoanaly¬
sprochener Kitsch
lung begibt sich zwischen dem Maler Philipp Glenn und dem
#tiker sein. Hauptmann mag es weniger um Seelenzerglie¬
der Jugend zu F
derung gegangen sein, denn darum, Schatten seiner Jugend
Alpinisten und Forscher Xaver Ragaz. Max Mohr führt die der einzig positiv
Kulturkrise der Gegenwart auf die Entgötterung des Bros zu¬
zu rufen. Mit wuchtigem Griff hat er auch hier wieder Leben
sonderlich organ
rück. Er erstrebt das Wiedererstehen des Männerbundes.
gestaliet und etwas Geschlossenes geschaffen, wie seit lan¬
Flugwesens.
gem kaum.
Glenn wird von der Geliebten, die in den Bergen den Tod
Diese Jugend
findet, selbst auf den Weg der Freundschaft zu Ragaz ge¬
Wendet man sich der an Jahren lüngeren Generation zu.
sagt hat auch der
dann fällt es schwer, ohne vermittelnden Uebergang fortzu¬
leitet. Es ist eine rauhe, heroische Welt, in der diese Dinge
stein-Verlag. Ber
sich begeben. Max Mohr ist weltaufgeschlossen genug, um
fahren. Ein einziges Werk darf ohne Zögern in dieser Nach¬
portage dar. Auf
nicht ein heiniatunkünstlerisches Bodenständigkeits-Traktat zu
barschaft genannt werden. Es ist Hermann Brochs Roman¬
zess bekannten
fabrizieren. Die Grenze zum Banalen hin wird kaum je über¬
Trilogie: Die Schlafwandler, von der bisher die ersten beiden
stellung des hum
Stücke: 1888 — Pasenow oder die Romantik und 1903 — Esch
schritten. Die Freundschaft von Ladiz ist mehr, aus ein guter
Man hat den Ei
oder die Anarchie (Rhein-Verlag, München) vorliegen. Ein
Unterhaltungsroman, ein durchaus ernst zu nehmendes Doku-Lehrertypen meh
dritter Roman: 1918 — Huguenau oder die Sachlichkeit, soljment zeitkritischer Natur.
Gegenwart festhä
Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick
Delikat Eva Kühnes krankes Mädchen in der Peer Gynt-]18 Bilder lang, te
Szene mit Wilhelm Voigt. Schnieke Ilse Hirths Pleureu¬
(Buchausgabe: Preosiäen Verlag, Berlin.)
gabt, ohne irgend
LLGAEIN
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