I, Erzählende Schriften 35, Therese. Chronik eines Frauenlebens, Seite 2

Therese
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35. Ine1e5.
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Brode man eint Ansicht den en 2o, ckeiten d.s
Radikätgozalist
fügungen bemerkt, die gleichfalls geeignet sein uönnen, die
22. und 29. April zu äußern wagt, muß man wohl gewisse
man Linksrep
Reibungsfläche zwischen den beiden Staaten zu ver¬
Umstände in hohem Grad berücksichtigen. Der wichtigste
ständnis. Und
ringern. So hat das Innenministerium allen Verwaltungs¬
ist, daß die Wahlart neu ist, oder vielmehr daß der franzö¬
weil ihre Prog
behörden in den Grenzgebieten die Weisung zuteil werden lassen,
sische Wähler zu einem Wahlsystem zurückkehrt, das man
ihre Organisatig
die bulgarischen Emigranten, die sich noch in den
ihm abgewöhnt hat. Bei der enormen Zahl von Kandidaten
gearbeitet haber
Grenzgebieten aufhalten, sofort in das Landinnere
(es gibt ihrer mehr als 3800), ist es ganz unwahrscheinlich,
kämpfen die
abzuschieben, damit sie in den Grenzgebieten nicht Anlaß
daß schon im ersten Wahlgang bedeutsame Ergebnisse erzielt
stützten.
zu irgendeinem Konflikte geben. Die jugoslawische Regierung
werden. Ein gutinformierter Minister sagte mir gestern,
hat auch die Grenzsperre gegenüber Bulgarien ge¬
daß der erste Wahlgang voraussichtlich nicht mehr als
Die Ström
mildert, indem sie gestattet hat, daß die an der Grenze
150 Resultate bringen werde. Nehmen wir, um optimistisch
wohnenden Grundbesitzer die Grenze frei überschreiten können,
Außerdem
zu sein, an, daß es 200 sein werden. Dann wird man am
mit Ausnahme eines kleinen Grenzstreifens in Südserbien.
Gesamthei
29. April doch nicht weniger als 400 Abgeordnete in Stich¬
außerorde
wahl zu wählen haben.
schreitende Erzä
gewisser Kasimir Tobisch, eine Praterbekanntschaft. Nachdem
nimmt dieses unzeitige Gewimmer gleichsam nicht zur Kennt¬
wieder eine Ste
er ihr ein Kind gemacht hat, verschwindet auch er wieder aus
nis. Das Kind ist tot und soll tot sein. Hat sie es doch schon
macht auch and
ihrem Leben, worüber sie sich kaum noch wundert. Es scheint
vor seiner Geburt dreimal oder viermal umgebracht, und ob
sie sich bewegen
das Schicksal Theresens, daß sie von den Männern verlassen
nun einmal mehr, was liegt daran. So stopft sie es unter die
wiedersehen, den
wird. Sie bringt's zu nichts, nicht in der Liebe und erst recht
Kissen, sinkt in ihre Benommenheit zurück, schreckt wieder
und wendet sich
nicht in ihrem Beruf; sie wechselt den Platz wie den Lieb¬
empor, und ihr erster Gedanke ist nun: Jetzt ist es tot, ganz
Atmosphäre die
haber. Allerdings wird auch sie selten irgendwo warm, und
tot! Um sich davon zu überzeugen, schiebt sie die aufgetürmten
hat diese Metho#
wenn es geschieht, schickt man sie weg, etwa, weil man jetzt
Kissen weg. Da liegt das Kleine, bewegt die winzigen Finger
kennt. Ein Me
eine Französin für die schon heranwachsenden Kinder be¬
und niest. „Therese atmete tief, fühlte sich lächeln und hatte
er besser als alle
nötigt, oder die Familie den Sommer über ohne Couvernante
Tränen im Aug'.“ Sie zieht den Knaben weich an sich, sie
tur und zur an
auf Reisen geht, oder der Herr Bankdirektor die Zahlungen
gibt ihm zu trinken. „Morgenschein schwebte durch den
Raume ist. We
einstellt, oder die berühmte Pianistin mit der der gnädige
Raum. Geräusche des Tages drangen herauf, die Welt war
schieht es teils
Herr nicht eben glücklich verheiratet ist, zur Unzeit von einer
wach. Mein Kind! fühlt Therese: Mein Kind!“
nicht „Kunst nich
Konzertreise heimkehrt und, von ihren Abemeuern sich aus¬
Zwischen dieser Szene, der dichterisch bedeutendsten des
wie in einem P
ruhend, ihren Platz im Hause wieder einnimmt.
neuen Werkes, und dem Ende, das sich mit unerbittlich
Lebenstatsachen
arme Therese hat wirklich kein Glück im Leben, und hat sie
schmerzhafter Logik aus ihr entwickelt, liegen zwanzig Jahre.
ist der Roman
einmal Glück, so wird erst recht ein Unglück daraus.
In diesen zwei Jahrzehnten durchläuft Therese ein durch¬
Schule, wobein
Wenn man dem Erzähler in diesem zweiten Drittel der
schnittliches Erzieherinenschicksal. Schnitzler malt es grau
dreißig Jahren,
Erzählung einen Vorwurf machen darf, so ist es gewiß nicht
in grau, ohne den Versuch einer anderen Stilisierung als ins
weitem so natur
der allzu sorgloser Flüchtigkeit. Wir lernen mit Therese
Graue. Therese geht an den Folgen eines ersten Fehltrittes
der tieferliegend
„alle Widerwärtigkeiten und Häßlichkeiten bürgerlicher
zugrunde, als Mutter, wie sich später zeigen wird, und auch
des Lebensgang
Familien“ gründlich kennen und ob sie nun Eppich, Greitler
als Frau. Tochter eines der Paralyse verfallenden höheren
Leser veranschaf
] oder Rottmann heißen, es ist im Grunde immer derselbe eng¬
Offiziers, wird die in Salzburg Herangeblühte, achtzehn¬
eine Pappelalle#
herzige, dünkelhafte und sparsame Bourgeoistyp,
jährig, ven einem schmucken Leutnant, der sie auf dem
Seite sind die
Schnitzler nicht eben liebevoll abwandelt. Nach unten begrenzt
Domplatz ansprich; wie Faust das Gretchen, verführt.
der andern ihre
ihn etwa ein heraufgekommenes Kleinbürgertum, das sich
Warum wird sie verführt? fragt der Leser. Warum sollte sie
regelmäßig mit
schon, nach oben ein herabgekommener Adel, der sich noch
nicht verführt werden? dürfte Arthur Schnitzler fragen.
von Baum. zu ##
eine Gouvernante hält, aber ihr nichts zu essen geben will.
Therese ist hübsch, unbehütet, der Vater sitzt im Narrenhaus,
aus Luderhaftig
Eine leichtsinnige Hutmacherfamilie und eine mehr als
die Mutter, eine Dilettantin der Feder, strickt Romaue. Von
ganz einfach, wc
knickerische Baronin veranschaulichen in Schnitzlers Roman
Lieblosigkeit umgeben, wird das liebebedürftige Töchterlein
und ihr ganzes
diese beiden Pendelpunkte, zwischen welchen das Wiener
ein Opfer der Liebe oder was die Leutnants dafür halten.
Reihe von Fehl
Schicksal der armen Gouvernante schwingt. Es sind vielleicht
Die Geschichte dauert einen lustigen Winter lang, dann geht
Begünstigte ei
zwei Dutzend Familien, die solcherart durchquert, und hier
Therese, von Max betrogen, nach Wien und wird, was so
dann wieder ei
läge wohl das eigentliche Romanthema, das der Dichter freilich
viele schlecht erzogene Mädchen werden: Erzieherin. Aber der
oder das ander
nur streift. Er kennzeichnet jeweils mit ein paar Strichen,
Vater ihres unter den Kissen halb erstickten kleinen Franz ist!
schon nicht mehr jener Salzburger Leutnaut, sondern ein zuweilen meisterhaft, die Personen, mit denen die fort¬ allem dürften