Therese
box 6/2
35. Aner2s
No. ssseseaae
ese 8. I.
Stand 40.05
ejournanx.
ngues.
des villes.
—
eitung,
JUl. 1928
liche Verwendung gefunden, um diese Epoche byzantinischen Kaiser= mit gutem Gelingen durchgeführt worden. Nur, daß gewisse
tums bildhaft klar undg plastisch vor das geistige Auge zu führen. reichlich „romanhafte“ Einzelheiten, die sich in fast allen Arbeiten
lngen.
Eine starke Handlung und unerschöpflich sich folgendes Geschehen Schnitzlers finden, hier um so störender wirken, als sie den ge¬
“ Roman, 1. und
hält den Leser bis zur letzten Seite des umfangreichen zwei= wollten, sozusagen anonymen Kollektivcharakter dieses Daseins
Wustet, München. —
bändigen Romans lückenlos im Banne unvermindert anhaltender gefährden. Da sich diese Dinge jedoch vorwiegend nur auf die
es Frauenlebens.
Spannung.
Vorgeschichte der „Heldin“ dieser Chronik beziehen, fallen sie für
den Gesamteindruck wenig ins Gewicht. Schwerer wiegen da
Kurz und gut: „Die Schmach des Kreuzes“ ist ein historischer
istorische“ Romane
schon die mehrfachen Weitschweifigkeiten und Breiten der Dar¬
Roman, der es in jeder Beziehung mit den meistgelesenen Werken
gewisse Oberlehrer¬
stellung, welche sich vor allem in der Mittelpartie des Buches
seines Genres (Wie beispielshalber Bulwers „Die letzten Tage
#e sich die „Butzen¬
finden. Gut fünfzig Seiten sind zuviel! ... Auch das Verständnis
von Pompeji“ und Sienkiewicz' „Quo vadis“) aufnehmen kann,
ulius Wolff u. Co.
und sich auch getrost mit jenen in einen Konkurrenzkampf ein= dafür, daß der Autor mit der oftmals sich wiederholenden Dar¬
nagen, daß daraus
stellung ganz ähnlicher Situationen dem Leser die, in stetem Still¬
lassen darf!..
n weitestwirkenden
stand zermürbende und erbitternde Erbärmlichkeit dieses Daseins
ezwar brave, aber
naheführen wollte, ändert nichts an dem Manko. Der Verfasser
Der Wiener Autor Arthur Schnitzler stand in den letzten
ewie Beyer, Dohse
hätte solche Verdeutlichung auf andere Weise erreichen müssen.
konnte. Und zu all Jahren wiederholt zur heftigen Debe Wie immer derlei
Dennoch würde ich „Therese“ vielleicht als einen der besten und
och den modischen publike Debatten, gipfelte auch der Streit um Schnitzler letztlich
2
formvollsten Romane letzter Zeit ansprechen, wäre nicht ein weite¬
... Nein!!. in einen sowohl in Zuspruch als auch in Ablehnung wirr über¬
rer sehr bedenklicher Mangel: man vermißt jegliche betontere ein¬
gem und sehr ent= steigertem Geschrei. Inzwischen hat des Kärm um Schnitzler sich
g auf zeitgenössische beruhigt und das allgemeine Interesse sich anderen Dingen zu deutige Stellungnahme des Autors zu den ethischen und sozialen
gekehrt. Doch ist infolge jener Debatte der Wiener Autor in Problemen, die sein Buch zur Diskussion stellt! —
Kründen prinzipieller
Es wäre beispielshaber unbedingt notwendig gewesen klar
d was zumeist viel unseren Kreisen seitdem in stärkstem Verruf geblieben. Verruf,
der wohl nicht völlig stichhaltig ist insoweit, als man Schnitzler zu sagen, daß das Schicksal Theresens keineswegs Resultat einer
Erfahrungen.
en Bestand haben, niedrige Spekulationen und gesinnungslose Sensationsgier vor¬
unlösbaren Verknüpfung äußerer Verhältnisse und Umstände ist,
sondern daß sich der Ablauf der Geschehnisse in Theresens Leben in
warf. — Diese gutwillige Beibemerkung bedeutet natürlich keines¬
wegs eine posthume Zustimmung. Vielmehr bleiben unsere sach= durchaus logischem Einklang zu deren Wesen vollzieht, also, daß
ealteteter
Peter Dörfler.
lichen Einwände gegen sein Schaffen nach wie vor unvermindert Therese durchaus ihr Schicksal in sich selber trug. — Diese Klar¬
ten katholischen Er= bestehen, und stehen wir, heute wie gestern, seinem Schaffen mit legung umgeht Schnitzler. Ja, erschwert sie sogar noch eher durch
die Aufmerksamkeit vom eigentlich Bestimmenden dieses
als ein in seinerprinzipieller Ablehnung gegenüber. Diese Ab= sein-
riftsteller — längst lehnung fußt auf unversöhnlichen Gegensätzen der Weltanschauung Schicksal ablenkendes — Beharren auf der äußerlichen Situierung,
e und historienhafte und Lebensauffassung; braucht aber deswegen doch nicht in per= dem „Milieu“ dieses Daseins. —
estaltung gereizt, so, sönliche Gegnerschaft und feindselig=unkritischen Abspruch zu ent¬
Dieser Mangel an klaren ethischen Entscheidungen, diese Art
en „Neuen Göttern“ arten.
geistiger Fahnenflucht, ist sicher mehr, als nur künstlerisches
Das, was Dörfler
Aus dieser Ueberlegung her stehen wir denn auch nicht an, Versehen, ist irgendwie menschliches Mankol Schnitzler ist der
sünschen ließ, erfüllt
Schnitzlers wirkliche Fähigkeiten anzuerkennen und uns mit ent¬
vielleicht typischste Vertreter der österreichischen „Moderne“ (jener
bestem Buche über
sprechendem Ernste auch mit seinen Arbeiten auseinanderzusetzen.
im allgemeinen auf österreichisches Gebiet partikularistisch be¬
ist seit sehr, sehr
Sein neuer Roman „Therese. Die Chronik eines Frauenlebens“
schränkt gebliebenen Strömung des dekadenten sin de siecle=Zeit¬
historischer Roman,
bietet dazu Gelegenheit. Er ist sicher eins der besten Bücher geistes) und sicher entstammt seine Hinneigung zur „Moderne“
tigstem Vergnügen
Schnitzlers. Geschlossen im Aufbau, scharf konturiert und mit be= nicht, wie bei vielen anderen seiner Generationsgenossen, einer
stechendem technischen Können ausgeführt. Mit Eindringlichkeit bloß äußerlichen Modegeste, sondern vielmehr einer, in seiner
Zeit des Christen¬
und Aufrichtigkeit wird das Leben einer Frau erzählt, wird von ganzen Wesenheit bedingten inneren Gebundenheit. Er selbst
einem Schicksal berichtet, welches man „alltäglich“ nennen wird, eben ist ein rechter Typ der „Moderne“ ein Mensch der Halbheiten
Heraklius gegen die
weil es in allen seinen Phasen — so bewegt und unruhvoll diese und innerlichen Unentschiedenheit. Und mit dieser Einsicht sind
ißen, verzweiselten
igene heilige Kreuz.
zum Teil auch sein mögen — nie so eigentlich über die Sphäre wir dann wieder bei all den Einwänden angelangt, die wir seit
rischen und kultur= des Durchschnittlich=Mittelmäßigen hinauskommt.
Im allge= je gegen Schnitzler erheben und die unvermindert fortbestehen,
sige und unaufdring= meinen ist das Motiv des Buches: „irgendein“ Leben zu gestalten,
Glinski¬
box 6/2
35. Aner2s
No. ssseseaae
ese 8. I.
Stand 40.05
ejournanx.
ngues.
des villes.
—
eitung,
JUl. 1928
liche Verwendung gefunden, um diese Epoche byzantinischen Kaiser= mit gutem Gelingen durchgeführt worden. Nur, daß gewisse
tums bildhaft klar undg plastisch vor das geistige Auge zu führen. reichlich „romanhafte“ Einzelheiten, die sich in fast allen Arbeiten
lngen.
Eine starke Handlung und unerschöpflich sich folgendes Geschehen Schnitzlers finden, hier um so störender wirken, als sie den ge¬
“ Roman, 1. und
hält den Leser bis zur letzten Seite des umfangreichen zwei= wollten, sozusagen anonymen Kollektivcharakter dieses Daseins
Wustet, München. —
bändigen Romans lückenlos im Banne unvermindert anhaltender gefährden. Da sich diese Dinge jedoch vorwiegend nur auf die
es Frauenlebens.
Spannung.
Vorgeschichte der „Heldin“ dieser Chronik beziehen, fallen sie für
den Gesamteindruck wenig ins Gewicht. Schwerer wiegen da
Kurz und gut: „Die Schmach des Kreuzes“ ist ein historischer
istorische“ Romane
schon die mehrfachen Weitschweifigkeiten und Breiten der Dar¬
Roman, der es in jeder Beziehung mit den meistgelesenen Werken
gewisse Oberlehrer¬
stellung, welche sich vor allem in der Mittelpartie des Buches
seines Genres (Wie beispielshalber Bulwers „Die letzten Tage
#e sich die „Butzen¬
finden. Gut fünfzig Seiten sind zuviel! ... Auch das Verständnis
von Pompeji“ und Sienkiewicz' „Quo vadis“) aufnehmen kann,
ulius Wolff u. Co.
und sich auch getrost mit jenen in einen Konkurrenzkampf ein= dafür, daß der Autor mit der oftmals sich wiederholenden Dar¬
nagen, daß daraus
stellung ganz ähnlicher Situationen dem Leser die, in stetem Still¬
lassen darf!..
n weitestwirkenden
stand zermürbende und erbitternde Erbärmlichkeit dieses Daseins
ezwar brave, aber
naheführen wollte, ändert nichts an dem Manko. Der Verfasser
Der Wiener Autor Arthur Schnitzler stand in den letzten
ewie Beyer, Dohse
hätte solche Verdeutlichung auf andere Weise erreichen müssen.
konnte. Und zu all Jahren wiederholt zur heftigen Debe Wie immer derlei
Dennoch würde ich „Therese“ vielleicht als einen der besten und
och den modischen publike Debatten, gipfelte auch der Streit um Schnitzler letztlich
2
formvollsten Romane letzter Zeit ansprechen, wäre nicht ein weite¬
... Nein!!. in einen sowohl in Zuspruch als auch in Ablehnung wirr über¬
rer sehr bedenklicher Mangel: man vermißt jegliche betontere ein¬
gem und sehr ent= steigertem Geschrei. Inzwischen hat des Kärm um Schnitzler sich
g auf zeitgenössische beruhigt und das allgemeine Interesse sich anderen Dingen zu deutige Stellungnahme des Autors zu den ethischen und sozialen
gekehrt. Doch ist infolge jener Debatte der Wiener Autor in Problemen, die sein Buch zur Diskussion stellt! —
Kründen prinzipieller
Es wäre beispielshaber unbedingt notwendig gewesen klar
d was zumeist viel unseren Kreisen seitdem in stärkstem Verruf geblieben. Verruf,
der wohl nicht völlig stichhaltig ist insoweit, als man Schnitzler zu sagen, daß das Schicksal Theresens keineswegs Resultat einer
Erfahrungen.
en Bestand haben, niedrige Spekulationen und gesinnungslose Sensationsgier vor¬
unlösbaren Verknüpfung äußerer Verhältnisse und Umstände ist,
sondern daß sich der Ablauf der Geschehnisse in Theresens Leben in
warf. — Diese gutwillige Beibemerkung bedeutet natürlich keines¬
wegs eine posthume Zustimmung. Vielmehr bleiben unsere sach= durchaus logischem Einklang zu deren Wesen vollzieht, also, daß
ealteteter
Peter Dörfler.
lichen Einwände gegen sein Schaffen nach wie vor unvermindert Therese durchaus ihr Schicksal in sich selber trug. — Diese Klar¬
ten katholischen Er= bestehen, und stehen wir, heute wie gestern, seinem Schaffen mit legung umgeht Schnitzler. Ja, erschwert sie sogar noch eher durch
die Aufmerksamkeit vom eigentlich Bestimmenden dieses
als ein in seinerprinzipieller Ablehnung gegenüber. Diese Ab= sein-
riftsteller — längst lehnung fußt auf unversöhnlichen Gegensätzen der Weltanschauung Schicksal ablenkendes — Beharren auf der äußerlichen Situierung,
e und historienhafte und Lebensauffassung; braucht aber deswegen doch nicht in per= dem „Milieu“ dieses Daseins. —
estaltung gereizt, so, sönliche Gegnerschaft und feindselig=unkritischen Abspruch zu ent¬
Dieser Mangel an klaren ethischen Entscheidungen, diese Art
en „Neuen Göttern“ arten.
geistiger Fahnenflucht, ist sicher mehr, als nur künstlerisches
Das, was Dörfler
Aus dieser Ueberlegung her stehen wir denn auch nicht an, Versehen, ist irgendwie menschliches Mankol Schnitzler ist der
sünschen ließ, erfüllt
Schnitzlers wirkliche Fähigkeiten anzuerkennen und uns mit ent¬
vielleicht typischste Vertreter der österreichischen „Moderne“ (jener
bestem Buche über
sprechendem Ernste auch mit seinen Arbeiten auseinanderzusetzen.
im allgemeinen auf österreichisches Gebiet partikularistisch be¬
ist seit sehr, sehr
Sein neuer Roman „Therese. Die Chronik eines Frauenlebens“
schränkt gebliebenen Strömung des dekadenten sin de siecle=Zeit¬
historischer Roman,
bietet dazu Gelegenheit. Er ist sicher eins der besten Bücher geistes) und sicher entstammt seine Hinneigung zur „Moderne“
tigstem Vergnügen
Schnitzlers. Geschlossen im Aufbau, scharf konturiert und mit be= nicht, wie bei vielen anderen seiner Generationsgenossen, einer
stechendem technischen Können ausgeführt. Mit Eindringlichkeit bloß äußerlichen Modegeste, sondern vielmehr einer, in seiner
Zeit des Christen¬
und Aufrichtigkeit wird das Leben einer Frau erzählt, wird von ganzen Wesenheit bedingten inneren Gebundenheit. Er selbst
einem Schicksal berichtet, welches man „alltäglich“ nennen wird, eben ist ein rechter Typ der „Moderne“ ein Mensch der Halbheiten
Heraklius gegen die
weil es in allen seinen Phasen — so bewegt und unruhvoll diese und innerlichen Unentschiedenheit. Und mit dieser Einsicht sind
ißen, verzweiselten
igene heilige Kreuz.
zum Teil auch sein mögen — nie so eigentlich über die Sphäre wir dann wieder bei all den Einwänden angelangt, die wir seit
rischen und kultur= des Durchschnittlich=Mittelmäßigen hinauskommt.
Im allge= je gegen Schnitzler erheben und die unvermindert fortbestehen,
sige und unaufdring= meinen ist das Motiv des Buches: „irgendein“ Leben zu gestalten,
Glinski¬