I, Erzählende Schriften 34, Spiel im Morgengrauen. Novelle, Seite 38

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34. Spiel Mor
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N4
Telefon: Norden 3051
Die Welt am Abend, Berlin.
22 Jun 1927
Arthur Schnitzler: Spiel im Morgen¬
grauen. S. Fischer=Verlag A.=G., Berlin.
Eine Novelle von 159 Druckseiten. Jetzt
weiß ich schon nicht mehr, was ich noch schreiben
soll, denn das, was in der Novelle erzählt wird,
geht uns wirklich gar nichts mehr an. Ein
fescher Leutnant eines K. und K. Regiments
setzt sich an den Spieltisch, gewinnt, denkt an
einen armen Kameraden, dem er mit Geld sehr
gut helfen könnte, spielt weiter, verliert natür¬
lich. Da erfaßt ihn Spielleidenschaft, und in
kurzer Zeit ist ein kleines Vermögen, das er
nicht hat, verloren. Spielschulden sind Ehren¬
schulden. Sie müssen im Laufe des nächsten
Tages bezahlt sein. Alle Versuche, den brutalen
Gläubiger zu befriedigen oder mit Hilfe eines
Wechsels zu vertrösten, mihlingen. Ehren¬
—!? Unmöglich, und das
schulden
K. und K. Regimentt einen Leutnant
weniger. Der Onkel, der das Geld hat und
auch bezahlen will, kommt zu spät. Das wird
auf 159 Seiten erzählt. Mit allem Drum und
Dran und dem dummen Muskoten als Burschen
und vielen Feinheiten und Niedlichkeiten. Aber
für wen? Für die, die zwischen dem Mittag¬
essen und dem 5=Uhr=Tee ein leichtes Schlaf¬
mittel brauchen.
Wir würden dem S. Fischer=Verlag
wirklich dankbar sein, wenn er, statt diese voll¬
kommen überflüssigen Schnitzlekeien zu drucken,
sich einmal wieder dem jungen, heimatlosen
Schaffen zuwenden würde. Wir machen uns
aber nur wenig Hoffnung, daß das geschieht.
Arthur Sechof.
box 6
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BBRLIN N 4
Teleton Norden 3051
Ausschnitt aus
Breslauer Zeitung
2 2. J0N. 1927
Literarische Rundschau
Erzählende Literatur
ArthurSchnitzler: Spiel im Morgengrauen. Novelle.
S. Fischer Verlag A.=G., verlin. Dieser Novelle fehlt das dunkel
Problematische der „Kraumnovelle“, das aus dem Ineinanderspielen
von Tre
keit sich ergebende magische Clair-obsc
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sie w
tseltiefen der menschlichen Seele greifende
Frage
peinigende Erregung durch weh¬
erwinden. Dieses Spiel im Morgen¬
ein in Tageshelle sich abspielendes
alten einer dunklen unentrinnbaren
der Mensche
geheimnie
ver¬
bedient, um ihr Zielz
ringen, beklemmend
Retters, der den
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Tod.
ilende Retter kor
„Traumnovelle“ ist dieser Erzählung nicht
mit ihrer bannenden Kraft, mit der durch fei
werte ausgezeichneten Darstellung, der stilistisch
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gültiges Zeugnis der ungeschwächten Künstlerschaft des Wiener
Meisters.
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N4
Teleion: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Neue Leipziger Zeitung
2 3. JUh 1927
Arthur Schnitzler: Spiel im Morgen¬
sgrauen. (Verlag#scher, Berlin). Eine große
Novelle, die an die Monologe des „Leutnants Gustl“
und des „Fräulein Else“ erinnert. Eine Schuld soll
bezahlt werden, das Geld vom Spieltisch könnte
helfen, wenn es nicht tiefer in Pein und Verstrickung
hineinführte. Stimmung aus dem alten Oesterreich,
jener Mollakkord, dem man um so weniger aus¬
weichen kann, wenn er mit Schnitzlers Worten redet.
Die Meisterschaft der Einfachheit bestimmt den Wert
eines Buches, das Schicksal, Abenteuer und Grazie
auf wundervolle Weise umschließt.
M. k.