I, Erzählende Schriften 31, Fräulein Else, Seite 211


31. Fraeulein Else
BUTYAPT
Sia
28.110
3
— Schnitzlees „Fräulein Else“ als Schauspiel.
Wien, 27. d. Im Theiter in der Josefstadt ge¬
langt als nöchste Premiere die von Hofrat
Lothar besorgte Dramatisierung der berühmten
„Fräulein Else“ von Schnitzler zur
Novelle
Uraufführung. Roie Stradner spielt die Titel¬
rolle. In der männlichen Hauptrolle tritt Kaspar
Brandhofer, ein neuer Schauspieler, sein Enga¬
gement an. Er war bisher Landwirt in Tirol
1.
und hat im diesjahrigen Sommer Pros. Rein¬
hardt in Salzburg mit solchem Erfolg vorge¬
sprochen, daß dieser ihn ans Josefstädter Theaker
Lothar hat außerdem ein
wies.
Direktor

zweites aufsehenerregendes Engagement astätigt:
er verpflichtete die 15jährige Schauspielerin Ge¬
raldine Katt, die aus dem Reinhardtsseminar
kommt und als Trägerin der Hauptrolle in dem
Mädchen Irene"=Film vollen Ersol, erzielte.
Fodors
Als Weihnachtsnovität bringt Lothar
Thimig
Matur:“ mit Hilde Krahl, Edthofer,
der.
und Jane Tilden.
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hördlich konzessioniertes
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WIEN, I.,
Wollzeile 11 4 Telephon R 23-0-43
Ausschnitt aus
G A1S
29.1.
Schnitzler=Uraufführung in der Josef¬
stadt
* Im Theater in der Josefstadt findet Mitt¬
woch den 2. Dezember die Uraufführung des
Schauspiels in sieben Bildern „Fräulein
Else“ nach der gleichnamigen Novelle von
Artur Schnitzler, für die Bühne bearbeitet
von Ernst Lothar, statt. Die Hauptrollen
sind wie folgt besetzt: Dr. T., Rechtsanwalt
Albert Bassermann, Seine Frau
Lilia Skalla, Else, beider Tochter — Rose
Stradner,
Tante Emma, Schwester
Dr. T.s — Else Bassermann, Dr. Paul,
Elses Vetter — Erik Frey, Herr v. Dors¬
day, Antiquitätenhändler — Kaspar Brand¬
hofer, Frau Cissy Mohr — Adrienne
Geßner, Frau Winawer — Lina Woi¬
wode, Portier — Max Brebeck, Stuben¬
mädchen — Daisy Solms, Empire
— Leo
F. Stöger, Kellner — Fritz Gamberti,
Regie: Hans Thimig, Bühnenbilder: Otto
Niedermoser, technische Einrichtung:
Karl Dworsky.
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Wollzeile 11: lelephon 43-0-47
Ausschnitt arss
9. HOV
vom
Bassermann telephoniert mit
Fräulein Else.
Man betritt den halbdunkeln Zuschauerraum des Theaters
in der Josefstadt. Probe unter der Regie Hans Thimigs.
Auf der Bühne: „Fräulein Else“. Sie selbst ist nicht an¬
wesend — sie spricht jetzt nur durch das Telephon, aus ihrem
Hotelzimmer in San Mactino di Castrozza, mit der Wohnung
ihrer Eltern in Wien. Es ist die einzige Szene des Stückes,
die in Wien spielt (alle andern gehen im Hotel in San Mar¬
tino vor sich). Es ist die einzige Szene Albert Basser¬
manns, der den Rechtsanwalt Dr. 2., Fräulein Elses Vater,
spielt. Dr. T. braucht eine große Gumme, und seine Gattin
(die von Lilian Skalla dargestellt wird) schrieb an die
Tochter, oh es ihr nicht, da alle andern Möglichkeiten versagt
hätten, möglich wäre, diesen Kunsthändler Dorsday, den sie
doch in San Martino kennengelernt habe, um das Geld zu
bitten. Und nun warten Rechtsanwalt Dr. T. und Gemahlin
auf den telephonischen Anruf der Tochter, jeden Augenblick
wird der Apparat läuten und die Entscheidung bringen. Das
Telephon läutet, und Bassermann fragt angstvoll: „Else..,
bist du es...?“
Seine Frau: „Laß mich doch mit ihr sprechen..., also, was
sagt sie denn um Himmels willen?“ Aber Bassermann läßt
sie nicht sprechen, er hält den Hörer fest, auch wenn für
Sekunden, obwohl gerade. als Else das entscheidende Wort
sprechen wollte, die Leitung unterbrochen wird. Dann ist die
—,
Tochter wieber zu vernehmen — und Bassermann steht auf
und dann weiß man, daß Else gesagt hat: „Er gibt das Geld!“
Denn Bassermann hält erschöpft inne, er fällt fast in den Stuhl
zurück, er streichelt ein bißchen den Hörer. „Er gibt es,“ sagt
er zu seiner Frau — dann faßt er sich wieder: „Else... För
einmal . .., bist du noch da? Also, sage mir doch, was für Be¬
dingungen er stellte?" Er hört die Antwort der Tochter, er
ist erstaunt, er kann es nicht fassen: „Ganz ohne Be¬
dingungen..., Else, ich frage dich jetzt..., und ich bitte dich,
antworie mir aufrichtig — ganz ohne Bedingungen?“ Und
dann leuchtet die nächste Szene auf, und sie beginnt damit,
daß Fräulein Else, Rose Stradner, in ihrem Hotelzimmer
den Hörer auflegt, das Gespräch mit ihrem Vater beendet hat.
Man sieht sich um im Zuschauerraum und erblickt Otto
Niedermoser, der das szenische Gewand für die von Ernst
Lothar dramatisierte Novelle geschaffen hat. Niedermoser
sagt, daß es seine Aufgabe war, eine realistische Welt zu
schaffen, mit einem Hauch von Irrcalität, der vom Zuschauer
gleichsam nur unbewußt empfunden werden dürfe. Die im
Laufe eines Tages abrollende Handlung, die Umwelt der
Berge und des Hotels, die Else bedrückt, müsse wohl halb
traumhaft erscheinen. Niedermoser war bestrebt, trotz den
realen Geschehnissen, alles ein wenig in Unwirklichkeit zu
tauchen. Die Dolomiten werden — wenn auch nicht allzu
deutlich wahrnehmbar — den Hintergrund bilden, das H. el
selbst wird jedoch nicht alpin, sondern ganz neutral ein¬
gerichtet sein. Im übrigen war Niedermoser, wie er sagt. be¬
strebt, das im Dekorativen zu geben, was Schnitzler in seinem
Werk gab: die Vielfalt des Lebens.
Die Hauptrollen des am Mittwoch, den 2. Dezember, im
Theater in der Josefstadt zur Uraufführung gelangenden
Schauspieles in sieben Bildern „Fräulein Else“ nach
der gleichnamigen Novelle von Arthunschnitzlex, für die
Bühne bearbeitet von Ernst Lothar sind wie folgt besetzt:
Dr. T., Rechtsanwalt — Albert Bassermann; Seine Frau
Skalla; Else, beider Tochter — Stradner; Tante Emma,
Schwester Dr. Ts—Else Bassermann; Dr. Paul, Elses
Vetter — Frey; Herr v. Dorsday, Antiquitätenhändler —
Brandhofer; Frau Cissy Mohr — Geßner; Frau Winawer¬
Woiwode; Portier — Brebeck; Stubenmädchen —Solms;
Empire — Stöger; Kellner — Gamberti. Regie Hans
Thimig. Bühnenbilder Otto Niedermoser. Technische
Einrichtung Karl Dworsky.