31. Fraeulein Else
da uen neuen den un ene ee e e e
NEUE FREIE PRESSE
Meistverbreitete Tageszeitung in Europa.
Maßgebendes politisches u. wirtschaftspolitisches Organ.
Wirkungsvolles Inseratenblatt. Täglich zwei Ausgaben.
Admi##stration:
WIEN, I. FIonzEGASSE 9—11.
„OBSERVER“
I. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I. Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus der
„NEUEN FREIEN PRESSE“
—I. DEZ 1936
Kaspar=Brandhofers Weg zum
Theater.
„Als fünfzehnjähriger Bursche“, erzählt das neue Mitglied
des Theaters in der Josefstadt Kaspar Brandhofer, der Mitt¬
woch in der Premiere von Schnitzlers „Fräulein Else“ debütieren
wird, „bin ich auf ein Ma###t# nach Wien gekommen und
habe im Burgtheater Josef Kainz als Fiesco gesehen. Dieser
unvergeßliche Eindruck hat in mir schon den Wunsch geweckt, ein¬
mal zum Theater zu gehen. Ich kaufte mir dann das Reclam¬
Büchel von „Fiesco“ und bemerkte, daß die Vorgänge beim Lesen
mir bei weitem nicht so nahe kamen als während der Theater¬
vorstellung. Im Krieg war ich bei den Tiroler Kaiserjägern ein¬
gerückt, bin auch zweimal verwundet worden und habe in den
Wochen der Ruhezeit meine erste große Rolle gelernt, den Jaromir
in der „Ahnfrau“. Nach dem Krieg habe ich eine kleine, später
eine größere Wirtschaft erworben und mir nach und nach eine
Bibliothek angeschafft. Ich suchte die Einsamkeit, war auf hoch¬
gelegenen Almen beim Vieh oder im Wold bei der Holzschlägerung
immer mit einem Klassiker in meiner Lederhosentasche. Ich habe
zuerst den Romeo, Melchthal und Hamlet, später den Tell und den
Macbeth studiert. Vor neun Jahren bin ich einmal nach Salzburg
gekommen und habe dort von Alexander Moissis Jedermann
den zweiten entscheidenden Theatereindruck meines Lebens er¬
halten. Nun machte ich mich daran, systematisch sprechen zu lernen
und meinen Tiroler Dialekt loszuwerden. Ich habe meine Rollen
silbenweise gelernt, mir manche Stellen sogar vorgesungen, um
selbst beurteilen zu können, wie ich spreche. Im letzten Sommer
bin ich viermal nach Salzburg gefahren, um Max Reinhardt
zu sprechen. Denn ich wollte das Urteil einer absoluten Autorität
hören, ob ich, der ich doch auch für Frau und Kinder zu sorgen
habe, wirklich zum Theater gehen soll. Ich konnte zu Reinhardt
nicht vordringen, man hat mir geraten, ihn anzurufen, ohne mir
seine geheime Telephonnummer mitzuteilen. Schließlich habe ich
an Helene Thimig einen Brief geschrieben, sie lud mich ein
und ihr habe ich den großen Tell=Monolog und Stellen des
Macbeth und Mephisto vorgesprochen. Tagsdarauf war ich um
vier Uhr nachmittags bei Reinhardt in Leopoldskron, er hörte
mich an und arbeitete sofort mit solcher Intensität mit mir, daß
ich um halb zehn Uhr erklären mußte, jetzt kann ich nimmer.
Auf Reinhardts Empfehlung habe ich dann bei Hofrat Lothar
vorgesprochen, der mir sofort einen Brief übergab, wonach ich an
die Josefstadt engagiert bin, vorausgesetzt, daß ich die Prüfung
für den Berechtigungsschein bestehe.
Ich habe dann die Prüfung im Theater an der Wien be¬
standen und bald darauf auf der Bühne des Burgtheaters vor
Professor Röbbeling Szenen aus „Macbeth“ und „Tell“ ge¬
sprochen. Ein Engagement kam aber nicht in Frage, da ich bereits
mit dem Theater in der Josefstadt abgeschlossen hatte. Meine erste
Rolle in Schnitzlers „Fräulein Else“ ist eine besonders interessante
Aufgabe. Ich nehme es als gute Vorbedeutung an, daß der Bruder
Helene Thimigs, die mir den Weg zum Theater bahnte, mein erster
Regisseur ist, und bin besonders glücklich darüber, daß Basser¬
mann mir nach der letzten Probe freundliche Worte der An¬
erkennung gesagt hat. Aber trotz alledem: ein wenig bange ist
mir bei dem Gedanken an mein allererstes Auftreten auf einer
Bühne dennoch.“
box 5/4
Badgastem
Heilkräftigste
Radiumtherme der Well!
Verlangen Sie Prospekte
von der Kurkommission!
∆
„OBSERVER“
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
Unternehmen
für Zeitungsausschnitte
WIEN, I.,
Wollzeile 11•4 Telephon R 23-0-43
Ausschnitt aus Das Echo.
vom
—I. DEZ. 1936
Kaspar Brandhofer im Salzburger „Weltt
0
nicht mehr in Betracht kommen kan
Wie wir erfahren, ist Kaspar
Als nun Kaspar Brandhofer
Brandhofer, der neu entdeckte
Sommer bei Reinhardt vorspra
Schauspieler, der morgen im Theater
fand dieser ihn für den Bettler
in der Josefstadt in Schnitzlers
sonders geeignet. Kurz vor sein
„Fräulein Else“ debütiert, von
Abreise nach Amerika übergab Rei
Professor Reinhardt dazu aus¬
hardt ihm die Rolle und legte il
erwählt worden, in der geplanten
nahe, sie bis zum nächsten Somm
Neuaufführung von Hofmannsthals
zu studieren.
„Salzburger großem Welt¬
theater“ während der Salzburger
Festspiele die Rolle des Bettlers dar¬
zustellen.
Wie wir seinerzeit meldeten, ist der
Plan ernstlich in Erwägung gezogen
worden, das „Salzbürger große Welt¬
theater“, das zuletzt im Jahre 1925 im
Festspielhaus in Salzburg zur Auffüh¬
rung kam, im kommenden Sommer neuer¬
dings zu spielen. Und zwar würde es ab¬
wechselnd mit „Faust“ in der Reitschule
dargestellt werden, die eigens zu diesem
Zwecke mit einem leicht abtragbaren.
Ueberbau teilweise verdeckt werden
würde.
Von der Besetzung, die in Aussicht ge¬
nommen wurde, steht zunächst fest, daß
Helene Thimig, so wie seinerzeit, wie¬
der die Weisheit spielen würde. Für die
Rolle des Vorwitzes denkt man daran,
Hans Moser, und für die des Reichen
Aslan zu gewinnen.
Brandhofer statt Klöpfer
Die Rolle des Bettlers ist eine der
bedeutendsten in diesem Werk Hof¬
mannsthals. In der seinerzeiti¬
gen Aufführung wurde sie von Eugen
Klöpfer gespielt, der jedoch für
die geplante Neuaufführung wegen
seiner anderweitigen Verpflichtungen
da uen neuen den un ene ee e e e
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„NEUEN FREIEN PRESSE“
—I. DEZ 1936
Kaspar=Brandhofers Weg zum
Theater.
„Als fünfzehnjähriger Bursche“, erzählt das neue Mitglied
des Theaters in der Josefstadt Kaspar Brandhofer, der Mitt¬
woch in der Premiere von Schnitzlers „Fräulein Else“ debütieren
wird, „bin ich auf ein Ma###t# nach Wien gekommen und
habe im Burgtheater Josef Kainz als Fiesco gesehen. Dieser
unvergeßliche Eindruck hat in mir schon den Wunsch geweckt, ein¬
mal zum Theater zu gehen. Ich kaufte mir dann das Reclam¬
Büchel von „Fiesco“ und bemerkte, daß die Vorgänge beim Lesen
mir bei weitem nicht so nahe kamen als während der Theater¬
vorstellung. Im Krieg war ich bei den Tiroler Kaiserjägern ein¬
gerückt, bin auch zweimal verwundet worden und habe in den
Wochen der Ruhezeit meine erste große Rolle gelernt, den Jaromir
in der „Ahnfrau“. Nach dem Krieg habe ich eine kleine, später
eine größere Wirtschaft erworben und mir nach und nach eine
Bibliothek angeschafft. Ich suchte die Einsamkeit, war auf hoch¬
gelegenen Almen beim Vieh oder im Wold bei der Holzschlägerung
immer mit einem Klassiker in meiner Lederhosentasche. Ich habe
zuerst den Romeo, Melchthal und Hamlet, später den Tell und den
Macbeth studiert. Vor neun Jahren bin ich einmal nach Salzburg
gekommen und habe dort von Alexander Moissis Jedermann
den zweiten entscheidenden Theatereindruck meines Lebens er¬
halten. Nun machte ich mich daran, systematisch sprechen zu lernen
und meinen Tiroler Dialekt loszuwerden. Ich habe meine Rollen
silbenweise gelernt, mir manche Stellen sogar vorgesungen, um
selbst beurteilen zu können, wie ich spreche. Im letzten Sommer
bin ich viermal nach Salzburg gefahren, um Max Reinhardt
zu sprechen. Denn ich wollte das Urteil einer absoluten Autorität
hören, ob ich, der ich doch auch für Frau und Kinder zu sorgen
habe, wirklich zum Theater gehen soll. Ich konnte zu Reinhardt
nicht vordringen, man hat mir geraten, ihn anzurufen, ohne mir
seine geheime Telephonnummer mitzuteilen. Schließlich habe ich
an Helene Thimig einen Brief geschrieben, sie lud mich ein
und ihr habe ich den großen Tell=Monolog und Stellen des
Macbeth und Mephisto vorgesprochen. Tagsdarauf war ich um
vier Uhr nachmittags bei Reinhardt in Leopoldskron, er hörte
mich an und arbeitete sofort mit solcher Intensität mit mir, daß
ich um halb zehn Uhr erklären mußte, jetzt kann ich nimmer.
Auf Reinhardts Empfehlung habe ich dann bei Hofrat Lothar
vorgesprochen, der mir sofort einen Brief übergab, wonach ich an
die Josefstadt engagiert bin, vorausgesetzt, daß ich die Prüfung
für den Berechtigungsschein bestehe.
Ich habe dann die Prüfung im Theater an der Wien be¬
standen und bald darauf auf der Bühne des Burgtheaters vor
Professor Röbbeling Szenen aus „Macbeth“ und „Tell“ ge¬
sprochen. Ein Engagement kam aber nicht in Frage, da ich bereits
mit dem Theater in der Josefstadt abgeschlossen hatte. Meine erste
Rolle in Schnitzlers „Fräulein Else“ ist eine besonders interessante
Aufgabe. Ich nehme es als gute Vorbedeutung an, daß der Bruder
Helene Thimigs, die mir den Weg zum Theater bahnte, mein erster
Regisseur ist, und bin besonders glücklich darüber, daß Basser¬
mann mir nach der letzten Probe freundliche Worte der An¬
erkennung gesagt hat. Aber trotz alledem: ein wenig bange ist
mir bei dem Gedanken an mein allererstes Auftreten auf einer
Bühne dennoch.“
box 5/4
Badgastem
Heilkräftigste
Radiumtherme der Well!
Verlangen Sie Prospekte
von der Kurkommission!
∆
„OBSERVER“
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
Unternehmen
für Zeitungsausschnitte
WIEN, I.,
Wollzeile 11•4 Telephon R 23-0-43
Ausschnitt aus Das Echo.
vom
—I. DEZ. 1936
Kaspar Brandhofer im Salzburger „Weltt
0
nicht mehr in Betracht kommen kan
Wie wir erfahren, ist Kaspar
Als nun Kaspar Brandhofer
Brandhofer, der neu entdeckte
Sommer bei Reinhardt vorspra
Schauspieler, der morgen im Theater
fand dieser ihn für den Bettler
in der Josefstadt in Schnitzlers
sonders geeignet. Kurz vor sein
„Fräulein Else“ debütiert, von
Abreise nach Amerika übergab Rei
Professor Reinhardt dazu aus¬
hardt ihm die Rolle und legte il
erwählt worden, in der geplanten
nahe, sie bis zum nächsten Somm
Neuaufführung von Hofmannsthals
zu studieren.
„Salzburger großem Welt¬
theater“ während der Salzburger
Festspiele die Rolle des Bettlers dar¬
zustellen.
Wie wir seinerzeit meldeten, ist der
Plan ernstlich in Erwägung gezogen
worden, das „Salzbürger große Welt¬
theater“, das zuletzt im Jahre 1925 im
Festspielhaus in Salzburg zur Auffüh¬
rung kam, im kommenden Sommer neuer¬
dings zu spielen. Und zwar würde es ab¬
wechselnd mit „Faust“ in der Reitschule
dargestellt werden, die eigens zu diesem
Zwecke mit einem leicht abtragbaren.
Ueberbau teilweise verdeckt werden
würde.
Von der Besetzung, die in Aussicht ge¬
nommen wurde, steht zunächst fest, daß
Helene Thimig, so wie seinerzeit, wie¬
der die Weisheit spielen würde. Für die
Rolle des Vorwitzes denkt man daran,
Hans Moser, und für die des Reichen
Aslan zu gewinnen.
Brandhofer statt Klöpfer
Die Rolle des Bettlers ist eine der
bedeutendsten in diesem Werk Hof¬
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