I, Erzählende Schriften 31, Fräulein Else, Seite 250

31.
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Frazulein Else

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ERVEI
I. österr. behördl. konzessionjertes Unternehmen für
Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TEI.EPHION R 25-0-43
Ausschnitt aus: „NEUES WIENER JOURNAL“
22
*
vom
9 0KT
Bassermann in Wien.
Albert und Else Bassermann sind gestern zu vorüber¬
gehendem Aufenthalt in Wien eingetroffen. Das Künstler¬
ehepaar kommt aus der Schweiz, wo es in der Nähe von
Lugano seinen dauernden Wohnsitz hat. Albert und Else Basser¬
mann werden sich in Wien vorläufig nur einen Tag aufhalten,
um Anfang nächster Woche wioder nach Wien zurückzukehren.
Der Wiener Aufenthalt Bassermanns gilt Besprechungen
mit Direktor Hofrat Dr. Ernst Lothar und Direktor Doktor
Rudolf Beer wegen der Rollen, die die beiden Künstler in der
nächsten Zeit hier spielen werden. Bekanntlich wird Albert
Bassermann die Hauptrolle
in
Emmet Laverhs
„Monsignores große Stunde“ im Theater in
der Josefstadt darstellen. Dieses Stück ist als nächste
Novität der Josefstadt vorgesehen, wo am gleichen Abend auch
„Es kommt nicht zum Krieg“ von Jean Giraudoux
zur Aufführung gelangt, in dem Else Bassermann spielt. Als
eine der nächsten Rollen im Theater in der Josefstadt wird
Albert Bassermann voraussichtlich den Vater in der von Hofrat
Dr. Lothar verfaßten Dramatisierung von Schnitzlers
„Fräulein Else“ darstellen. Er hat diese Rolle seinerzent
auch in dem gleichnamigen Film verkörpert.
Während des vertraglichen Urlaubs, der Bassermann vom
Theater in der Josefstadt zusteht, wird er mit seiner Gattin
bei Direktor Dr. Beer in der Scala auftreten. Die Rollen
werden erst in einer persönlichen Aussprache festgesetzt werden.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß Albert Bassermann in Wien
noch im Laufe dieser Saison auch Ibsens „John Gabriel
Borkmann“ spielt, eine Rolle, die ihm besonders am Herzen
ltogt.
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„OBSERVER
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
Unternehmen
für Zeifungsausschnitte
WIEN,
Ausschpiff ous
Jeniereils Weltbiatl. Wien
vom
10 DEZ. 1936
Die Falschmeldungen des „Kaspar
Brandhofer“.
Wien, 9. Dezember.
Gelegentlich der Erstaufführung von Schnitz¬
lers Schauspiel „Fräulein Else“ im Theater in
der Josefstadt, wurde die schauspielerische Leistung
des unter dem Namen Kaspar Brandhofer
mitwirkenden Schauspielers vielfach erörtert.
Es hieß, daß dieser Schauspieler aus Tirol
stamme und bis jetzt als Bauer in seiner Heimat
gelebt und niemals mit dem Theater etwas zu
tun gehabt habe.
Vor zwei Tagen aber stellte sich zur all¬
gemeinen Ueberraschung heraus, daß dieses ver¬
meintliche Naturtalent ein langjähriger Schau¬
spieler namens Leo Reuß ist, der an ver¬
schiedenen Berliner Bühnen gewirkt hat.
Nunmehr interessiert sich auch die Polizei
für den Fall, und zwar vom Standpunkt
eines eventuellen strafbaren Tatbestandes
der Falschmeldung.
Leo Reuß war unter seinem richtigen Namen
bis 15. Juni 1936 in der Cottagegasse 63 ge¬
meldet und hatte sich dann im Hotel Höller
unter dem Namen Kaspar Altenberger
einquartiert. Kurze Zeit darauf übersiedelte er
nach Hietzing in die Titelgasse 15, wo er sich
unter dem Doppelnamen Altenberger¬
Brandhofer polizeilich meldete. Da nun
eine polizeiliche Vorschrift besteht, wonach Schau¬
spieler sowohl in ihren Reisedokumenten wie
auch in den polizeilichen Meldepapieren außer
ihrem Pfeudonym auch den bürgerlichen
Namen anzumelden haben, besteht nach An¬
sicht der Polizei der Tatbestand der vorsätz¬
lichen Falschmeldung.