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31. Fraeulein Else
„
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Salzburger Velksblatt.
vom:
S 10 DEZ 6
Badgastem
8 Der „Schauspieler aus Tirol“. In einer derzeit im
Theater in der Josefstadt in Wien stattfindenden Aufführung
Heilkräftigste
von Artur Schnitzlers „Fräulein Else“ erregte die Leistung
eines Schälspielers namens Kaspar Brandhofer Aufsehen.
Radiumtherme der Well!
Der Genannte hatte im Sommer in Salzburg das besondere
Interesse Reinhardts gefunden. Brandhofer galt als ein großes,
Verlangen Sie Prospekte
aber unausgebildetes Schauspieltalent, als ein einsamer Mann
von der Kurkommission!
aus Tirol, der mit einem blonden Vollbart ausgestattet ist und
in sich die Berufung zum Theaterkünstler fühlt. Tatsächlich
hatte Brandhofer nach einiger „Ausbildung“ auf der Bühne
Erfolg. Wie sich nunmehr herausstellt, verbirgt sich hinter dem
„OBSERVER
Namen des Genannten ein anderer, nämlich der des gelernten
Schauspielers Leo Reuß, der arbeitslos war, und dem es
Erstes österreichisches be¬
auf die geschilderte Weise gelungen war, das Interesse Rein¬
hördlich konzessioniertes
hardts zu gewinnen. Es handelt sich bei dem Schauspieler um
Unternehmen
ein Talent, das diesen mehr als merkwürdigen Weg ging, um
für Zeitungsausschnitte
sich durchzusetzen. Die Schauspieler des Theaters in der Josef¬
WIEN,
stadt werden sich demnächst in einer Versammlung über das
Wollzeile 11 4 Telephonz R. 23-9.43
weitere Schicksal des Brandhofer mit dem blonden Tirolerbart
einig werden. Leo Reuß ist emigrierter Schauspieler aus Ber¬
lin. Die Direktion des Theaters in der Josefstadt versendet eine
Ausschnitt aus
Verlautbarung, in der sie erklärt, „aus künstlerischen und
eTagespost, Linz
menschlichen Rücksichten davon Abstand zu nehmen, aus diesem
Vorfall disziplinäre Folgerungen zu ziehen.“ Der Vorfall ist
vom
DAUSGABN
ein ausgiebiger Hereinfall.
Theatersicherheit man sich in der Stille eines
kleinen Gebirgsdorfes aneignen kann. „Es
bildet ein Talent sich in der Stille“ — aber
Routine?
er
Etwas stimmt nicht. Man vermutet
allerlei. Steckt es dem Brandhofer. Aber
Der Brandhofer Kaspar spiell Max Rein¬
der Kaspar bleibt dabei: Selbststudium.
hardt vor.
Schließlich tritt man ihm nachdrücklich auf
die Zehen. Da kommt es heraus:
Als der Theatergewaltige Max Rein¬
Also, der Brandhofer Kaspar ist gar nicht,
hardt in der Salzburger Festspielzeit des
der er ist. Sondern ein gewiegter Schau¬
heurigen Jahres auf seinem Schlosse Leo¬
pieler, Leo Reuß, den die politischen Ver¬
poldskron weilte, wurde ihm ein nicht all¬
hältnisse im neuen Deutschland keine Be¬
täglicher Besuch gemeldet: ein Mann von
chäftigung mehr bieten. Da kam er auf
schlichtem, ländlichem Aussehen wollte von
Herrn Professor geprüft werden, ob er sich
Maske, trat vor Reinhardt als Kaspar
denn für das Theaterspielen eigne. Alsbald
Brandhofer und ließ sich entdecken.
stand ein richtiger Gebirgsbauer, Kaspar
Brandhofer mit Namen, vor dem weltbe¬
Nun fragt es sich: hatte der vielerfahrene
kannten Regisseur. Dreizehn Jahre habe er
Theaterfachmann Max Reinhardt gerade
daheim für sich selbst die Schauspielerei ge¬
einen „schlechten Tag, als der Brandhofer
lernt. Reinhardt ließ ihn sprechen und —
Kaspar bei ihm vorsprach, oder gelang es
entdeckte ihn. Wieviele leuchtende Sterne
Leo Reuß, den „talentierten Anfänger“
so
am Himmel der Theaterkunst hatte er schon
glänzend zu mimen, daß er selbst einen
entdeckt! Von der Tilla Durieux bis zu den
Professor Reinhardt zu tauschen vermochte?
weschwistern Thimig und der Paula Wes¬
Die an kuriosen Begebenheiten so reiche
ely. Professor Reinhardt irrt sich nicht,
Geschichte des Theaters wurde um ein nettes
sandte den Brandhofer Kaspar zum Hofrat
Histörchen bereichert. Und es ist dabei nie¬
Lothar, der in Wien das Theater in der
mand zu Schaden gekommen: Professor
Josefstadt leitet. Der Kaspar entwickelte sich
Reinhardt — irren ist menschlich auch bei
unglaublich schnell. Gleich seine erste Rolle
Leuten vom Bau — wird dieserwegen um
der Herr von Dorsday in dem nach der be¬
kein graues Haar mehr bekommen und Leo
kannten Schnitzler=Novelle konstruierten
Reuß' blond gefärbter Scheitel wird mit der
Stück „Fräukem Eise“, Wär ein durchschla¬
Zeit wieder schwarz werden, denn Direktor
gender Erfolg.
Lothar trägt ihm die Sache nicht nach. Ende
Was Reinhardt, dem großen Talent¬
gut, alles gut — wäre das nicht, gäb's kein
entdecker, nicht aufgefallen war, das fanden
Theater.
die Kollegen heraus: seltsam, welche
31. Fraeulein Else
„
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Salzburger Velksblatt.
vom:
S 10 DEZ 6
Badgastem
8 Der „Schauspieler aus Tirol“. In einer derzeit im
Theater in der Josefstadt in Wien stattfindenden Aufführung
Heilkräftigste
von Artur Schnitzlers „Fräulein Else“ erregte die Leistung
eines Schälspielers namens Kaspar Brandhofer Aufsehen.
Radiumtherme der Well!
Der Genannte hatte im Sommer in Salzburg das besondere
Interesse Reinhardts gefunden. Brandhofer galt als ein großes,
Verlangen Sie Prospekte
aber unausgebildetes Schauspieltalent, als ein einsamer Mann
von der Kurkommission!
aus Tirol, der mit einem blonden Vollbart ausgestattet ist und
in sich die Berufung zum Theaterkünstler fühlt. Tatsächlich
hatte Brandhofer nach einiger „Ausbildung“ auf der Bühne
Erfolg. Wie sich nunmehr herausstellt, verbirgt sich hinter dem
„OBSERVER
Namen des Genannten ein anderer, nämlich der des gelernten
Schauspielers Leo Reuß, der arbeitslos war, und dem es
Erstes österreichisches be¬
auf die geschilderte Weise gelungen war, das Interesse Rein¬
hördlich konzessioniertes
hardts zu gewinnen. Es handelt sich bei dem Schauspieler um
Unternehmen
ein Talent, das diesen mehr als merkwürdigen Weg ging, um
für Zeitungsausschnitte
sich durchzusetzen. Die Schauspieler des Theaters in der Josef¬
WIEN,
stadt werden sich demnächst in einer Versammlung über das
Wollzeile 11 4 Telephonz R. 23-9.43
weitere Schicksal des Brandhofer mit dem blonden Tirolerbart
einig werden. Leo Reuß ist emigrierter Schauspieler aus Ber¬
lin. Die Direktion des Theaters in der Josefstadt versendet eine
Ausschnitt aus
Verlautbarung, in der sie erklärt, „aus künstlerischen und
eTagespost, Linz
menschlichen Rücksichten davon Abstand zu nehmen, aus diesem
Vorfall disziplinäre Folgerungen zu ziehen.“ Der Vorfall ist
vom
DAUSGABN
ein ausgiebiger Hereinfall.
Theatersicherheit man sich in der Stille eines
kleinen Gebirgsdorfes aneignen kann. „Es
bildet ein Talent sich in der Stille“ — aber
Routine?
er
Etwas stimmt nicht. Man vermutet
allerlei. Steckt es dem Brandhofer. Aber
Der Brandhofer Kaspar spiell Max Rein¬
der Kaspar bleibt dabei: Selbststudium.
hardt vor.
Schließlich tritt man ihm nachdrücklich auf
die Zehen. Da kommt es heraus:
Als der Theatergewaltige Max Rein¬
Also, der Brandhofer Kaspar ist gar nicht,
hardt in der Salzburger Festspielzeit des
der er ist. Sondern ein gewiegter Schau¬
heurigen Jahres auf seinem Schlosse Leo¬
pieler, Leo Reuß, den die politischen Ver¬
poldskron weilte, wurde ihm ein nicht all¬
hältnisse im neuen Deutschland keine Be¬
täglicher Besuch gemeldet: ein Mann von
chäftigung mehr bieten. Da kam er auf
schlichtem, ländlichem Aussehen wollte von
Herrn Professor geprüft werden, ob er sich
Maske, trat vor Reinhardt als Kaspar
denn für das Theaterspielen eigne. Alsbald
Brandhofer und ließ sich entdecken.
stand ein richtiger Gebirgsbauer, Kaspar
Brandhofer mit Namen, vor dem weltbe¬
Nun fragt es sich: hatte der vielerfahrene
kannten Regisseur. Dreizehn Jahre habe er
Theaterfachmann Max Reinhardt gerade
daheim für sich selbst die Schauspielerei ge¬
einen „schlechten Tag, als der Brandhofer
lernt. Reinhardt ließ ihn sprechen und —
Kaspar bei ihm vorsprach, oder gelang es
entdeckte ihn. Wieviele leuchtende Sterne
Leo Reuß, den „talentierten Anfänger“
so
am Himmel der Theaterkunst hatte er schon
glänzend zu mimen, daß er selbst einen
entdeckt! Von der Tilla Durieux bis zu den
Professor Reinhardt zu tauschen vermochte?
weschwistern Thimig und der Paula Wes¬
Die an kuriosen Begebenheiten so reiche
ely. Professor Reinhardt irrt sich nicht,
Geschichte des Theaters wurde um ein nettes
sandte den Brandhofer Kaspar zum Hofrat
Histörchen bereichert. Und es ist dabei nie¬
Lothar, der in Wien das Theater in der
mand zu Schaden gekommen: Professor
Josefstadt leitet. Der Kaspar entwickelte sich
Reinhardt — irren ist menschlich auch bei
unglaublich schnell. Gleich seine erste Rolle
Leuten vom Bau — wird dieserwegen um
der Herr von Dorsday in dem nach der be¬
kein graues Haar mehr bekommen und Leo
kannten Schnitzler=Novelle konstruierten
Reuß' blond gefärbter Scheitel wird mit der
Stück „Fräukem Eise“, Wär ein durchschla¬
Zeit wieder schwarz werden, denn Direktor
gender Erfolg.
Lothar trägt ihm die Sache nicht nach. Ende
Was Reinhardt, dem großen Talent¬
gut, alles gut — wäre das nicht, gäb's kein
entdecker, nicht aufgefallen war, das fanden
Theater.
die Kollegen heraus: seltsam, welche