31. Fraeulein Else
box 5/4
Badgastei
Heilkräftigste
Radiumtherme der Welt!
Verlangen Sie Prospekte
von der Kurkoramission!
JODSLRVEK
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
Unternehmen
für Zeitungsausschnitte
WIEN, I.,
Wollzeile 11 4 Telephon R 23-0-43
Ausschnift aus
Mein Film, Wien
vom
VI. DEZ.
chaubühne
Theater in der Josetstadt
Der Film hat vor Jahren sehon
Schnitzlers Novelle „Fräulein Eise“
ausdem Reich der Imagination ins
Sichtbare projiziert. Es war noch der
stumme Film, der seelische Vorgänge
ohne gesprochene Worte deutlich zu
machen versuchte und gera#e darum
für die Gestaltung dieses stillen und
doch so dramatischen Kampfes, der sich
in der Gedanken- und Empfindungsweit
einer Neunzehnjährigen abspielt,
be¬
sonders prädestiniert erschien. Er fand
mit wenigen Sätzen des Dichtere — als
Zwischentitel eingefügt,
das Abs¬
langen.
Die Bühnenaufführung erforderte
Pa¬
turgemäß eine viel weitgehendere Bo¬
arbeitung der Novelle. Ernst Lothar
hat
sie mit schönem Respekt vor dem Ver
mächtnis des Dichters und mit dem Ein¬
satz bedeutender eigener Mittel durch¬
geführt. Freilich verliert der Schicksals¬
weg der Heldin durch zwei Momente an
zwingender Tragik: das Fräulein Eise
der Novelle und des Films verschloß
den schweren inneren Konflikt in ihrem
Herzen, ganz allein und im Stillen mußte
sie ihn zu Ende kämpfen. Auf der Bühne
spricht Else, vertraut ihrer Tante
den Inhalt des Briefes an, in dem die
Mutter ihr schreibt, dai der finanzielle
und gesellschaftliche Ruin des Vaters
nur durch die Fürbitte der Tochter bei
dem reichen Herrn von Dorsday ab¬
zuwenden ist. Und noch eines: dieser
Vater, den Else durch die Preisgabe
ihres Körpers retten soll, ist in der
Bühnenbearbeitung kein leichtsinniger
Faiseur und Spieler, es ist ein Mensch,
der an seiner Güte scheitert. Dadurch
erscheint Eise bei weitem nicht so ver¬
lassen und ausgesetzt wie die Heldin der
Novelle, ihr Selbstmord verliert an ein¬
leuchtender Motivierung. Dennoch ist
die von Hans Thimig inszenierte Auf¬
führung des Theaters in der Josefstadt
ein künstlerisches Erlebnis. Rose Strad¬
ner, die es gewiß nicht leicht hat, sich
gegen den unvergeßlichen, von rührend
scheuer Kindlichkeit umflossenen Film¬
schatten der Bergner durchzuseiten, ver¬
mag, lieblich anzusehen, vom##ten bis
zum istzten Augenblick zu fecsein. Ihr
Fräulein Else ist aus härterem Stoff, sie
zerschellt nicht aus Lebensangst, son¬
dern zus gedemütigtem Stolz. In ###par
Bramlhofer Jernt man einen neuen au¬
spieler von bemerkenswertem Format und
Cirprägsamer Eigenart kennen. Pracht¬
voll Albort Bassermann, dessen einzige
Szene einen Höhepunkt des Abends bil¬
det, die übrigen Gestidten des Werkes
finden durch Eise Bassermann, Adrienne
Jeßner, Erik Frey, Lilian Skala und
Lioa Woiwode glaubhafte Verkörperung.
Ein interessanter Abend, dem ein inter
essahtes Publikum beiwohnte. Man eah
unter anderem Paula Wessely, Attila
Hörbiger, Martba Eggerth und Jan Kie¬
pura ir den lebhaften Beifall einstimmen.
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chaubühne
Theater in der Josetstadt
Der Film hat vor Jahren sehon
Schnitzlers Novelle „Fräulein Eise“
ausdem Reich der Imagination ins
Sichtbare projiziert. Es war noch der
stumme Film, der seelische Vorgänge
ohne gesprochene Worte deutlich zu
machen versuchte und gera#e darum
für die Gestaltung dieses stillen und
doch so dramatischen Kampfes, der sich
in der Gedanken- und Empfindungsweit
einer Neunzehnjährigen abspielt,
be¬
sonders prädestiniert erschien. Er fand
mit wenigen Sätzen des Dichtere — als
Zwischentitel eingefügt,
das Abs¬
langen.
Die Bühnenaufführung erforderte
Pa¬
turgemäß eine viel weitgehendere Bo¬
arbeitung der Novelle. Ernst Lothar
hat
sie mit schönem Respekt vor dem Ver
mächtnis des Dichters und mit dem Ein¬
satz bedeutender eigener Mittel durch¬
geführt. Freilich verliert der Schicksals¬
weg der Heldin durch zwei Momente an
zwingender Tragik: das Fräulein Eise
der Novelle und des Films verschloß
den schweren inneren Konflikt in ihrem
Herzen, ganz allein und im Stillen mußte
sie ihn zu Ende kämpfen. Auf der Bühne
spricht Else, vertraut ihrer Tante
den Inhalt des Briefes an, in dem die
Mutter ihr schreibt, dai der finanzielle
und gesellschaftliche Ruin des Vaters
nur durch die Fürbitte der Tochter bei
dem reichen Herrn von Dorsday ab¬
zuwenden ist. Und noch eines: dieser
Vater, den Else durch die Preisgabe
ihres Körpers retten soll, ist in der
Bühnenbearbeitung kein leichtsinniger
Faiseur und Spieler, es ist ein Mensch,
der an seiner Güte scheitert. Dadurch
erscheint Eise bei weitem nicht so ver¬
lassen und ausgesetzt wie die Heldin der
Novelle, ihr Selbstmord verliert an ein¬
leuchtender Motivierung. Dennoch ist
die von Hans Thimig inszenierte Auf¬
führung des Theaters in der Josefstadt
ein künstlerisches Erlebnis. Rose Strad¬
ner, die es gewiß nicht leicht hat, sich
gegen den unvergeßlichen, von rührend
scheuer Kindlichkeit umflossenen Film¬
schatten der Bergner durchzuseiten, ver¬
mag, lieblich anzusehen, vom##ten bis
zum istzten Augenblick zu fecsein. Ihr
Fräulein Else ist aus härterem Stoff, sie
zerschellt nicht aus Lebensangst, son¬
dern zus gedemütigtem Stolz. In ###par
Bramlhofer Jernt man einen neuen au¬
spieler von bemerkenswertem Format und
Cirprägsamer Eigenart kennen. Pracht¬
voll Albort Bassermann, dessen einzige
Szene einen Höhepunkt des Abends bil¬
det, die übrigen Gestidten des Werkes
finden durch Eise Bassermann, Adrienne
Jeßner, Erik Frey, Lilian Skala und
Lioa Woiwode glaubhafte Verkörperung.
Ein interessanter Abend, dem ein inter
essahtes Publikum beiwohnte. Man eah
unter anderem Paula Wessely, Attila
Hörbiger, Martba Eggerth und Jan Kie¬
pura ir den lebhaften Beifall einstimmen.