I, Erzählende Schriften 30, Casanovas Heimfahrt, Seite 23

Casanovas Heimfahrt
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30. Cesun heiuran
Das Sie
vor die unerquickliche Aufgabe gesteut, der Volkswehr vor
Weeil. Lad Antreichse Mrer sungertrurf... gehse in —
deren sang= und klanglosen Verschwinden ein wenigstens
Richtung so weit, daß die Empfänger von Offiziersgagen
Zerrissenheit, die sein ganzes Leben beherrscheen würde. #/#
Feuilleton.
Einzig die Jahre des Alterns haben einer Hauch von Tra¬
gik an sich, der aber mehr der sehr allgemeinen Tatsache des
Arkur Schnißler: Casanovas Heimfahrt.).
Altwerdens entspringt und keineswegs dder inneren Ver¬
anlagung Casanovas.
Die Wende im Leben des Mannes, da er zuerst ein
„In seinem dreiundfünfzigsten Lebensjahre, als Casa¬
allmähliches Erschlaffen seiner Kräfte fühlt, da er sich, um
nova längst nicht mehr von der Abenteuerlust der Jugend,
die gewohnten Erfolge zu erringen, nun gewaltsam zu¬
sondern von der Ruhelosigkeit nahenden Alters durch die
sammenraffen muß und er mit einem Gefühl ohnegleichen
Welt gejag wurde, fühlte er in seiner Seele das Heimweh
seinem Niedergang zusehen muß — die Tragödie des Al¬
nach seiner Vaterstadt Venedig so heftig anwachsen, daß er
terns, für den Mann eine ungleich größere, herbere und
sie, gleich einem Vogel, der aus luftigen Höhen zum Ster¬
tiefere als für die Frau — ist von jeher einer der dank¬
ben allmählich nach abwärts steigt, in eng und immer enger
barsten Stoffe für den Künstler gewesen, der Freude an
werdenden Kreisen zu umziehen begann!“ Noch ist er von
psychologischer Zergliederung findet. Daß er einen Schnitzler
Venedig verbannt, seine immer demütiger gewordenen Bitt¬
locken mußte, ist sehr begreiflich.
gesuche sind ohne Erfolg geblieben.
Ob aber die Wahl des Helden gerade sehr glücklich zu
Er hat sich, arm und verlassen, in Mantua in einem
nennen ist, mag füglich bezweifelt werden. Casanova ist
kleinen Gasthof niedergelassen und arbeitet, um die quä¬
unter den großen Genießern weder der Tiefste, wie Don
lende Ungeduld ein wenig zu beschwichtigen, an einer recht
Juan, noch einer der Brutalsten, wie etwa der Vicomte de
kläglichen Streitschrift gegen Voltäre, mit der er sich einmal
Valmont. Er ist vielleicht bloß der Graziöseste und — Ge¬
dem Rat von Venedig angenehm machen möchte. Ein alter
wissenloseste. Aber auch der innerlich Leerste. Einer, dessen
Bekannter, der ihn zufällig trifft, lädt ihn dringend auf
ganzes Leben auf Genuß, seelenloses Begehren eingestellt
sein benachbartes kleines Gut und ruht nicht fruher, als
ist. Ein Gourmand der Sexualität. „Die sinnlichen
bis er den halb Widerstrebenden im Wagen hat und mit
Freuden zu genießen, war immer meine Hauptaufgabe; ich
ihm aufs Land hinausfährt. Ist doch Casanova sein Wohl¬
habe nie eine wichtigere gekannt,“ schreibt er selbst. Es
täter gewesen! Er hat vor Jahren der damaligen Braut
ist keine Spur von innerer Tragik an dieser Gestalt, wie
Olivos, Amalia, durch ein Geldgeschenk die Heirat mit dem
sie Don Juan umwittert, keine innere Zerrlüftung und
armen Lehrer Olivo ermöglicht und sowohl Amalie als auch
*) A. Schnitzler, Casanovas Heimfahrt, S. Fischer, Berlin 1918. ihre Mutter haben damals nicht umhin gekonnt, sich dem
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