I, Erzählende Schriften 30, Casanovas Heimfahrt, Seite 32

Casanovas Heimfahrt
30. Casunc ds Auaram„ box 4/10
Kusse leservier
#e das Betreten des Gebietes der Neutrali= Ende 1918 einen Betrag von 4,8
auch uns nicht geschehen wird. Das Programm
reicht hat; für 1919 ist im Budge
tätspraxis den soliden Boden zu gewin¬
des Weltfriedens ist daher unser Programm ...“
Million eingestellt. Als außerorden
nen für die Formulierung der Antwort, die wir sind der Hilfskasse sodann zuzuwen
In dieser Idee der Bundesgenossenschaft
uns in der Ueberschrift gestellt haben.
Erhöhung des anrechenbaren Jah
gegenüber dem Gewaltakt, dem Friedensstörer,
(Schluß folgt.)
vom Bunde 5 und von den Versiche
irdischen Zusammenhänge ist fesselnd genug, um Blick erkennt nun auch die Id
Feuilleton.
die Mühen einer Analyse zu lohnen. Der Held] Hauptmotivs. In der Novelle tritt
in Schnitzlers letzter Novelle „Casanovas Heim¬
Lorenzi die schöne Marcolina d
fahrt“ ist uns aus seinen älteren Werken wohl¬
Casanova ab — für eine Liebesn
Die „Heimfahrt“ aus dem „weiten Land“.
bekannt: es ist der vollkommene Verführer, der
unerkannt, als der Geliebte geltend,
Um den alternden Dichter der Erotik herum
alle Frauen fasziniert und an sich zieht, den
Eine Abtretung der geliebten Frau
erhebt sich stets ein halbunterdrücktes, hämisches
Männern in anderem Sinne gefährlich, weil er
nicht so klar ausgesprochen und
Kichern, ein boshaftes Zischeln, als ob er sich jetzt
stets bereit ist, in Duell und Spiel sein Alles zu
geführt ist auch der Inhalt des
vor die Wahl gestellt sähe, beschämt zu verstum¬
wagen. Wir kennen ihn, der hier zum erstenmal
junger Künstler hat sich getötet, w#
men oder mit grauen Haaren und welken Lippen
den ihm gebührenden historischen Titel „Casa¬
Frau Hofreiters, ihn nicht erhörte.
immer weiter die Abenteuer und Gefühle seiner
nova, Chevalier de Seingalt“ führt, schon längst
wird durch diesen Tugendbeweis sei
lockigen Jugend zu wiederholen. Ein solcher Hohn
als „Herzog von Cadignan“, „Der grüne Kakadu“
nicht aufs neue verbunden, sonder
bildet sich gerne auf den Lippen der Mittelmäßi¬
„Herr von Sala“, oder in grotesker Karikatur als
mit einem Gefühl des Grauens ##
gen, denen die eigene Geistigkeit mit ihrer Jugend
Kassian und Herzog von Lawin. Die letzte Ge¬
deutet dieses Grauen als Freigabe,
dahinschwindet, aber er trifft den Dichter nicht,
staltung dieses Typus war der Fabrikant Hof¬
sprochene Abtretung und wählt sich
der, wenn er einer ist, nicht aus der alltäglichen
reiter in „Das weite Land“ und dort zuerst tritt
umwerbenden Jugend einen Gelieb
Wirklichkeit seiner Zustände und Wünsche schöpft,
er in den Kreis jenes Problems, von dem das
wacht die Eifersucht Hofreiters, e
sondern aus dem Quell der Trämme, der der
neue Werk erfüllt ist: das Ende des Abenteurers,
jungen Mann heraus und tötet ihn
Phantasie ewige Jugend, ja Kindlichkeit verleiht.
sein Zurücktreten in das Dunkel gewöhnlichen
Das Duell fehlt auch in der No
Arthur Schnitzler, der stets in erster
Menschentums — das Altern. Ist die Aufmerr¬
der ebenfalls der Jüngling von #
Reihe unter den an erotische Probleme Gefesselten
samkeit einmal auf die vermutere Verwandtschaft
älteren Rivalen fällt. Dies ist der
genannt wurde, gehört zu jenen, die auch noch nach
der beiden Werke gelenkt, so entdeckt sie ohne
von der „Liebelei“ an immer wieder
der Lebenswende neue Fragen zu stellen und neue
Mühe, daß einer der Gegenspieler des Verführer¬
gang. Im Vorhergehenden aber ha#
Lösungen zu gestalten vermögen: beides heute
Helden in beiden dieselbe Figur ist, nur mit den
Novelle und dem Drama eine durch
vielleicht mit geringerer Kraft wie einst, aber mit
durch Milien und Kostüm gebotenen Veränderun¬
änderung stattgefunden. Die Hand##
den weiteren Fernsichten und der harmonischeren
gen, hier als Bankier Natter, dort als Marchese
dieselbe, aber ihre Akteure haben m
Beleuchtung des Abends. In seinem Schaffen
Celsi auftretend. Beide wissen, daß sie betrogene
Stellung getauscht. Im „weiten La#
gibt es keinen Riß, keine unüberbrückbare Spal¬
Ehemänner sind, und ertragen es scheinbar ge¬
alternde Bezauberer, der sein Recht
tung; die Gestalten und Motive der Jugend ver¬
duldig, als ein unentrinnbares Schicksal, aber
tritt und dann den, der seine Stelle
schwinden nicht, sie wandeln sich langsam, weich
heimlich mit den Zähnen knirschend und gegen
der Herausforderung lohnt; in der
und nachgebend. Jedes spätere Werk fügt sich wie
ihren glücklichen Rivalen Ränke spinnend, bis sie
ist es der Vertreter der neuen, he
das Glied einer Kette an ein früheres an. Der
sich beim Gelingen ihrer Pläne mit schadenfrohem
Generation, der junge Leutnant Lo
Nachweis solcher Uebergangsstellen und unter= Trotz als „Schurken“ demaskieren. Der geschärftere Geliebte dem alten Abenteurer ver#
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