I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 17

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Badearz
29. Doktor Graesler
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Nr. 92.
Berliner Tageblatt.
Dienstag, den 20. Februar 1917.
W
zählen, sondern auch diesenigen Bürger, die auf ein festes Eure Mru in Sharwrnnburg. k. Aisred Kähser und Dr. Josef Kaufs¬
mann. Durch Verleihung des Titels Sanitätsrat sind ausge¬
Sechs Mon
kommen angewiesen wären. Es würde notwendig, die Besoldungs¬
zeichnet worden die Aerzte Dr. Max Bayer in Schöneberg, Dr. Max
verhältnisse der städtischen Beamten und Arbeiter einer Revision zu
Beese, Dr. Martin ##ntscher Dr. Leopold Bernhard, Dr. Karl Borne= Eine empfindlich
kammer des La#
mann in Charlottenburg, Dr. Gustav Brock in Charlottenbure Dr.
unterziehen. Bei künftigen Schulbauten könnten aus Sparsam¬
dem ein Versto
Karl Davidsohn, Dr. Max Feldmann in Charlottenburg, Dr. Richard
keitsrücksichten die teuren Aulen fortbleiben; Versammlungen
mit Lebensmitte
Friedländer in Charlottenburg, Dr. Friedrich Gisevius, Dr. Alfred
könnten in der Turnhalle abgehalten werden. Der Redner kam
wie seiner Frau
Goldschmidt in Wilmersdorf, Dr. Alfred Hayn in Charlottenburg,
dann auf die Teuerung zu sprechen und empfahl, daß die Ge¬
lässigkeit o
Dr. Georg Hennig in Wilmersdorf. Dr. Friedrich Herrmann, Dr.
meinden in Zukunft noch mehr als bisher preisbildend auf
Eugen Herzfeld in Schöneberg, Dr. Otto Heusler in Charlottenburg, betreiben. Trotz
dem Lebensmittelmarkte wirken mögen. Es müsse überhaupt eine
kauft, allerding
Dr. Jonathan Hirsch, Dr. Richard Iutrosinski, Dr. Paul Kruczkowski
Neuorientierung der städtischen Politik eintreten.
lager in den B
in Charlottenburg, Dr. Friedrich Kühne in Neukölln, Dr. Fritz Lam¬
mers, Dr. Leo Lehnsen, Dr. Erich Lewek, Dr. Georg Leiser, Dr. Adolf
Gericht sah abe
Die Stadtgemeinden haben Außerordentliches im Kriege geleistet
und den angebli
Lilienthal in Charlottenburg, Dr. Max Loewenberg in Wilmersdorf,
und sind deshalb voll berechtigt, mit Forderungen für ein
CARENTE
lisch, sondern ein ganz unzweifelhaftes Wienerisch gesprochen
fühlte, wie gan
habe. Der Doktor gab die eine Amerikanerin preis, die ohne¬
ahe.
er beina
Doktor Gräsler, Badearzt
dies in der Behandlung eines Kollegen stand, hatte aber dafür hät
mit einem französischen Ehepaar aufzuwarten, das schon die
Erzählung
ganze Welt bereist hätte und es nirgends schöner fände als
(Nachdruck verboten.]
von
gerade hier. Nun begann die ältere Schwester ernsthaft die
(8. Fortsetzung.]
schöne Wald= und Hügellandschaft zu preisen und die behage
Arthur Schnitzler.
liche Freundlichkeit ihres Städtchens, das sich erst dann in
Der Doktor schüttelte den Kopf. „Es scheint aber, daß auch
seiner ganzen Anmut entfalte, wenn die Fremden über alle
k
dieser Beruf Fräulein Sabine keine völlige Befriedigung ver¬
Berge wären. Und Frau Schleheim, sich an den Doktor
schaffte, da sie ihn nach wenigen Jahren aufgab, wenn ich
wendend bekräftigte: „Sie sollten wirklich einmal einen Winter
a
neulich recht verstanden habe?“
hier verbringen, da wüßten Sie erst, wie schön es hier sein B
„Damit hat es eine eigene Bewandtnis,“ erwiderte Schle¬
kann.“ Dr. Gräsler erwiderte nichts; doch alle konnten merken,
heim. „Als Pflegerin lernte sie einen jungen Arzt kennen, mit
daß in seinen Augen sich Fernen spiegelten, die den übrigen
tro
dem sie sich verlobte. Ein sehr tüchtiger junger Arzt, wie
sich bisher noch nicht aufgetan hatten und kaum jemals auf¬
man behauptet, der zu den größten Hofinungen berechtigte.
tun würden.
tra
Ich selbst hatte nicht mehr Gelegenheit, ihn kennen zu
un
Als man sich eine Weile später zu einem Spaziergang be¬
Tropfen
lernen ...“ Er endete leise und rasch, da Karl eben vorbei¬
Laune schien
reit machte, erklärte der Hausherr, lieber daheim zu bleiben
gelaufen kam. „Der junge Mensch ist leider gestorben.“
die älteren Da
und in einer Geschichte der französischen Revolution weiter¬
„Gestorben,“ wiederholte Gräsler vor sich hin und ohne
jüngeren stockt
zulesen, für welche Epoche er sich ganz besonders zu interessieren
tiefere Anteilnahme.
srumm eine sch
behauptete. Anfangs hielt sich die kleine Gesellschaft eng zu¬
Karl hatte zu melden, daß unter den Tannen der Kaffee
einander ver
sammen, später aber, wie mit Absicht, ließ man Gräsler mit
bereit stände. Die Herren begaben sich in den Garten und
nur je.
Sabine vorangehen, und heute fühlte er sich ihr gegenüber
der Doktor wurde den Besucherinnen vorgestellt, einer Witwe
sicherer, überlegener und vertrauter als je vorher. Es erschien
mit ihren zwei Töchtern, die, beide etwas jünger als Sabine,
ihm nicht unmöglich, daß Sabine mit jenem jungen Arzte, der
Die Schulf
ihm vom Sehen schon wohl bekannt waren, gleich wie er
ihr Bräutigam gewesen und gestorben war, in innigeren Be¬
seiner Mutter
ihnen, so daß bei Kaffee und Kuchen bald eine unbefangen
ziehungen gestanden hatte, als Vater und Mutter ahnen
Tagen und, wi
heitere Unterhaltung in Gang kam. Die beiden Fräulein hatten
mochten. In diesem Falle durfte sie als junge Witwe gelten,
verstimmung
Gelegenheit, den Herrn Doktor an jedem Nachmittag um drei¬
was den Altersunterschied zwischen ihm und ihr immerhin ein
ärztlich gewür
viertel Drei von ihrem Fenster aus, wo sie zu dieser Zeit
wenig ausglich.
wobei es auch
natürlich immer mit Näharbeiten beschäftigt wären, aus dem
Man beschloß den freundlichen Tag bei den Klängen des
genesen war.
Gasthof treten zu sehen, wobei er, wie sie behaupteten, ganz
Badeorchesters auf der großen Terrasse des Kurhauses mit
Sabinen allein
regelmäßig seine Taschenuhr herausnehme, ans Ohr hielte,
einem gemeinsamen Abendessen, zu dem sich auch Herr Schle¬
Eltern, ein ih
den Kopf schüttelte und mit höchster Eile den Weg nach seiner
heim einfand so elegant, ja geckenhaft gekleidet, daß sich der
verständnis
Wohnung einschlüge. Was denn der Herr Doktor daheim
Doktor ihn nicht recht aus den Unbilden der französischen Re¬
sprach von sei
so Wichtiges zu tun hätte? fragte die Jüngere mit lustigen
volution emportauchend vorstellen konnte. Die Freundinnen
vielgetürmten
Augen. Ordination halten? Das sei doch wohl ein Spaß!
Sabinens gaben ihrer Bewunderung zwar scherzhaften, aber
der altväterisch
Kranke kämen bekanntlich nie in diesen Kurort. Der inter¬
unverhohlenen Ausdruck, während Sabine selbst, wenn der
wartete, um f
essante junge Mann, der immer im Rollstuhl zur Trinkhalle
Doktor ihren Blick richtig deutete mit dem Aufzug ihres
vor kurzem au
hingefahren werde, der sei von der Kurverwaltung engagiert,
Herbstrast zu
Vaters nicht völlig einverstanden schien. Im übrigen war die
eigentlich sei es ein Schauspieler aus Berlin, der in den Ferien¬
Laune allerseits die beste, und das kleine Fräulein ließ es an
sam und ma
monaten gegen freie Station hier immer den Kranken zu
spaßig=boshaften Bemerkungen über die anderen Gäste nicht
sich vorstellen,
spielen habe. Ebenso wie die elegante Dame mit den siebzehn
in jene Wohn
fehlen. So hatte sie bald die Dame mit den siebzehn Hüten
Hüten keineswegs eine Amerikanerin sei oder gar eine
einkehrte, und
entdeckt, die in Gesellschaft von drei jungen und einem älteren
Australierin, wie die Fremdenliste behauptete, sondern so gut
Herrn an einem Nebentisch saß und zu einem Wiener Walzer
noch eine gen
eine Europäerin wie sie alle, und daher gestern abend mit
dem Offizier in Zivil, der zu ihrem Besuch aus Eisenach in einer in Australien sicher nicht üblichen Weise den Kopf hin! Vaterstadt auf
hier eingetroffen, auf der Bank im Kurgarten keineswegs eng= und her wiegte. Als Dr. Gräsler in irgendeinem Augenblick! Augen dazu m