I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 30

Badearzt
Graesler
box 4/7
29. Doktor
ardesten Laucafer
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1. Beiblatt.
Berliner Tageblatt.
Druck und Verlag von Rudolf Mosse in Berlin.
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Inlikrg, e ist feillergeil in eitbeilt Schleiden an den Mogiserur erumt.
rar hat infolge des An= kehrs um baldige Einführung der Gebührenfreiheit im
worden, daß Berlin tatkräftig und bahnbrechend bei allen auf die
(fast um die Hälfte) und Postscheckverkehr gebeien wird.
Broiversorgung bezüglichen Fragen vorangegangen ist und sein Vor¬
einer immer stürker fühl¬
Das Bootsunglück bei Grünau, das sich am 23. Juli 1916
gehen als vorbildlich zu bezeichnen ist.
geführt. Daher hatte die
infolge des Zusammenstoßes des Dampsers „Hindenburg“ mit
for¬
dem Motorboot „Anna“ ereignete und 22 Menschenleben
und verlangt, daß für
derte, wird demnächst auch das Reichsgericht beschäftigen. Die
Die Preisforderungen der Havelobstzüchter. Vor einigen
Mark gezahlt würde. Die
Schuld an dem Unglück wurde bekanntlich dem Führer des Damap¬
Tagen hatten, wie berichtet, die Havelobstzüchter eine Versammlung
und beabsichtigt anscheinend
sers „Hindenburg“, dem Schiffsführer Gottlieb Kanwischer
einberufen, in der bereits jetzt eine Festsetzung der Preise für das
bereits früher angekündig.
zur Last gelegt, der von der ersten Strafkammer des Landgerichts II
Obst vorgenommen wurde. Es h adelt sich hier um die Erzeuger¬
Aerzteschaft soll den Unter¬
wegen fahrlässiger Tötung und wegen fahrlässiger Bewirkung des
höchstpreise für 1917, zu denen noch ein Zuschlag von 10 Prozent für
erkrankten Kriegerfamilien
Sinkens eines Schiffes zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt
den Groß= und 25 Prozent für den Kleinhandel kommt. Es dürfte
en, um damit die Kosten in
wurde. Kanwischer wurde zwar aus der Untersuchungshaft ent¬
wohl kein Zweifel darüber bestehen, daß die Beschlüsse der Züchter
n Erfahrungen mit derarti¬
lassen, da er ein geborener Russe ist, aber in Schutzhaft genommen,
weifeln, ob man, wie es in
aus der er jetzt auf Antrag seines Verteidigers, Rechtsanwalts Bahn
erst einer eingehenden Prüfung des Kriegsernährungsamtes und der


min


sehr, mein Fräulein, das ist ja wirklich eine sehr praktische
„Aber ein kleines Viertelstündchen.“
Einrichtung
besonders für Gauner.“
„Es gehr wirklich nicht. Giten Abend.“ Sie wandte sich
Badearzt
„Die hätten kein Glück,“ erwiderte das junge Mädchen. „Wir
zum Gehen.
sind hier lauter ehrliche Leute.“
„Bitte noch nicht,“ rief Dr. Gräsler in beinahe angstvollem
„Daran zu zweifeln liegt mir selostverständlich fern. Aber
Ton, so daß das junge Mädchen stehen blieb und lächelte.
[Nachbruck verboten.]
wofür werden mich nun wohl die Leute gehalten haben?“
„Wir wollen doch unsere Bekanntschaft nicht so brüsk ab¬
itler.
„Für einen Fremden; was Sie doch wohl auch sind.“ Sie
brechen.“
blickte ihm neugierig ins Gesicht.
eit wählte er diesmal
Sie hatte sich wieder zu ihm gewandt und sah lächelnd
„Man könnte mich wohl so nennen,“ erwiderte er, schaute in
reiter Krämpe, fand im
unter ihrem dunklen Strohhut zu ihm auf. „Gewiß nicht,“
die Luft, und dann sich rasch wieder an seine Nachbarin
Gesichte stand, als die
sagte sie, „das wäre ja gar nicht möglich. Nun kennen w#:
wendend: „Für was für eine Art von Fremden würden Sie
er sich sonst verpflichtet
uns einmal, und dabei muß es bleiben. Und wenn Sie mir
mich wohl halten?“
) für Täuschung halten,
irgendwo begegnen sollten, so werde ich inner gleich wissen,
„Jetzt höre ich Iynen natürlich an, daß Sie ein Deutscher
Spazierganges in be¬
das ist der Herr — aus Portugal.“
sind, vielleicht ganz aus der Nihe. Aber im Anfang, da habe
Frauen= und Mädchenblick
Aber wenn ich Sie bäte, mein Fräulein, mir zu einer
ich gedacht, Sie sind von weit her aus Spanien oder
btzlich fiel ihm ein, daß
solchen Begegnung Gelegenheit zu geben, um ein Stündcher.
Portugal.“
kommen sein könnte; er
mit Ihnen plaudern zu dürfen.“
„Portugal?“ wiederhol#e er und griff unwillkürlich nach
Briefen war eingelangt.
„Ein Stündchen gleich? Sie müssen wohl viel überflüssig.
seinem Hut. „Nein, ein Portugiese bin ich freilich nicht. Ich
hen nachgesandt; — von
Zeit haben.“
kine es allerdings ein wenig,“ setzte er beiläufig hinzu.
Erst enttäuscht, sah er doch
„So viel Ihnen beliebt, mein Fräulein.“
„Ja, das denk' ich mir. Sie sind wohl viel in der Welt
ja Unmögliches erwartet
„Das ist nun bei mir leider nicht so.“
Herumgekommen.“
em und spazierte wieder
Bei mir natürlich auch nicht immer.“
„Ein wenig,“ erwiderte Gräsler, und in seinen Augen
ter kant er auf den Einfall,
„Aber jetzt haben Sie wohl Urlaub?“
glänzte es mild von Erinnerungen fremder Länder und Meere.
en ihm hielt, eine Strecke
„Gewissermaßen ja. Ich bin nämlich Arzt. Gestatten Sie,
Er merkte mit Befriedigung, daß der Blick des jungen
r rückwärtigen Plattform
daß ich mich Ihnen vorstolle, Dr. Emil Gräsler — hier ge¬
in ersten Mal mit leiser
Mädchens außer Neugier auch eine gewisse Bewunderung zu
bürtig und hier zuharse, setzte er rasch und wie eine Schuld
idtischen Viertels, das er
verraten begann. Ganz unerwartet sagte sie aber: „Hier muß
gestehend hinzu.
ich aussteigen. Wünsche weiter gute Unterhaltung in unserer
sjahren nichts anderes z
Das junge Mädchen lächelte. „Gar von hier.“ sagte sie.
Stadt.“
nd Ackerland. Die meisten
„Nein, was Sie sich verstellen können! VorIhnen muß man
stiegen, und jetzt erst fiel
„Danke sehr, mein Fräulein,“ sagte Gräsler und lüstete
sich wahrhaftig in Acht nehmen.“ Sie blickte kopfschüttelnd zu
ner gezeigt hatte. Er warf
den Hut. Das junge Mädchen war ausgestiegen, und von der
ihm auf.
uekte, daß zwei Augen den
Straße her ickte es ihm zu; vertrauter, als es die kurze Dauer
„Also wann kann ich Sie wiedersehen?“ fragte Gräsler
neten. Sie gehörten einem
der Bekann. schaft hätte erwarten lassen. Einer kühnen Ein¬
dringender.
as einfach, aber anmutig
gebung folgend sprang Gräsler von dem Wagen ab, der sich
Sie schaute zuerst nachdenklich vor sich hin, dann sagte
Zeit neben ihm auf der
eben wieder in Bewegung setzte, trät auf das Mädchen zu, das
sie: „Wenn es Ihnen nicht langweilig ist, so können Sie mich
hwohl, daß kein Schaffner
verwundert stehen geblieben war, und sagte: „Da Sie mir eben
morgen abends wieder nach Hause begleiten.“
oben werfend, und unter
gute Unterhaltung gewünscht haben, mein Fräulein, und die
„Gern, gern. Und wo darf ich Sie erwarten?“
dessen Rand sie mit einer
unsere so vielversprechend anfing, wäre es vielleicht das
ufblickend.
Beste
„Das Beste wir' wohl sein, Sie gehen gegenüber vom Ge¬
was steif.
„Vielversprechend,“ unterbrach ihn das Mädchen. „Ich schäft auf und ab, ich bin nämlich in dem Handschuhladen von
erklärte das iunge Mäd¬
Kleimann, Numero vierundzwanzig, Wilhelmstraße. Um
wüßte nicht.“ Es klang wie eine ehrliche Ablehnung; und so
sieben Uhr schließen wir. Da können Sie dann, wenn es Ihnen
führer, sehen Si, wohl, da
fuhr er in etwas bescheidenerem Tone fort: „Ich wollte
recht ist, mit mir wieder auf der Trambahn bis hierher
Zehnpfennigtck hinein,
sagen — mein Fräulein, Sie versteben so anmutig zu
plaudern, und es wäre doch eigentlich schade —“
fahren.“ Sie lächelte.
begab sich nach vorn tat,
Sie zuckte leicht die Achseln. „Ich bin schon zu Hause und „Sollten Sie wirklich nicht mehr Zeit für mich übrig
haben?“
Cortsetzung folgt.)
wiederholte: „Ich danke man erwartet mich zum Abendessen.“