Gr
esle
Badearz
29. Doktor
eene eee e Cen en n K. A en hen heneschn he. 1
snate urrmmtmiandr Aun eenerce: mhr ure mermr: u
Von ganz anderer Art wie die beiden eben genann¬
niderbar klar gebaut
ten Bücher ist Franz Nabls neuestes Werk „Das
ngeren musikalischen
Grab des Lebendigen“. Der Verfasser, der
dichterischen Kom¬
sich mit seinem Roman „Odhof“ mit einem Schkitt
in der Literatur
in die erste Reihe österreichischer Erzähler gestellt hat,
und fesselnd, deshalb
nennt seine jüngste Schöpfung „eine Studie aus dem
zu empfehlen. Die
kleinbürgerlichen Leben“. Dies ist ein Zeichen seines
entsprechend den vier
künstlerischen Feingefühls, denn die Art und Weise,
(Buch der Kindheit),
mit der Nabl an seinen Stoff herangetreten ist, ist
0 (Buch der Reise)
durchaus eigen und hat mit den landläusigen Formen
Die Gestalten des
dichterischer Erzählungskunst fast nichts zu tun. Das
denen Lebensberufen,
Buch ist alles eher denn eine Unterhaltungslektüre und
benden zusammen¬
Kinder und Enkel,
seine einzelnen Abschnitte gleichen in ihrer unerbitt¬
lichen Folgerichtigkeit eher einem strafrichterlichen Alten¬
neiner Symphonie,
bündel, als einem Romankapitel. Der Dichter läßt
ng. Umrankung und
seine Personen nicht handeln, er erzählt, oder — noch
cht erfüllt haben —
besser ausgedrückt — berichtet von ihren Handlungen
es Herzens. Dieses
und legt deren Motive und damit den Charakter der
andelnden, mag wie
ens dichterisch etwas
Handelnden mit jener überzeugend scharfen Psychologie
isch jedoch sind Wie¬
klar, die wir an Schnitzle Buch vermissen und an
Der Hauptheld,
Krafts Buch sogar als end empfinden würden.
ebensphilosophie ist,
Das Grab des Lebendigen ist die Familie eines früh¬
verstorbenen Beamten, in der die älteste, kränkliche und
atur gut verkehren
en Buche von der
häßliche Tochter die Herrschaft über Mutter und Ge¬
wir leben dieses
schwister erlangt und alle durch fortgesetzt hämische und
verletzende Stichekeien zwingt, jeden Verkehr mit der
en Wachau zwischen
dank der prächtigen
Außenwelt zu vermeiden und nur sich selbst zu leben.
Das treibende Motiv dieser Handlungsweise ist nicht
m Mitgefühl selbst.
österreichische Sym¬
etwa Neid und Mißginst, sondern die immer stärker
werdende, dem Mädchen ganz ünbewußte, dennoch sexuell
wie diese breit bis
Makartblütenstrauß,
angehauchte Liebe zu dem eigenen Bruder, einem schwäch¬
mel, aber gedämpft
lichen, verkrüppelten Menschen. Die Durchführung des
Themas und die notwendigerweise allerdings gewalt¬
en Geste wird, von
osophischer Gedanken
same Lösung des Problems zeigen Nabl neuerdings als
von süßer Lyrik
starkes Talent. Beeinträchtigend wirkt eine riesige Weit¬
schweifigkeit in der Einzelmalerei, so daß der Band
rache Krafts ist eben¬
trotz der augenscheinlichen und =schädlichen Raumerspar¬
schön ist, fällt der
vörtern gelegentlich
nis des Verlegers, die die Lektüre zu keinem Vergnügen
werden muß, ohne
gestaltet, dennoch auf 676 stattliche engbedruckte Seiter
mdwörterstechers von angewachsen ist.
nen zu wollen.
box 4/
HASER 1917
Neue Treie Presse, Wie¬
[Necheinmal Schnitzlers „Doktor Gräsler“.]
Professor Anton Bettelheim schkeibt uns: Der Luftkurort!
Lanzarote ist kein Phantasiename, wie Ihr Feuilleton anzu¬
nehmen scheint; Lanzarote ist eine der kanarischen Inseln, auf
der Clavigo, der fragwürdige Held von Goethes Trauerspiel, das
Opfer des in seiner Schwester beleidigten Nächers Beaumarchais,
geboren wurde. Ob Schnitzler an diese Herkunft bei der Wahl
einer Hauptstation für seinen haltlosen Badearzt gedacht
hat, weiß ich nicht; wesensverwandt sind Clavigo und
schwächlich der spanische Literat
Gräsler nur wenig.
und Archivarius in Liebeshändeln sich auch gab, er hatte, in
erquicklichem Gegensatz zum deutschen Doktor Gräsler, doch
noch andere geistige Interessen, höhere Lebensaufgaben,
als im Herumtaumeln von einer Galanterie zur andern. Diese
Leere im Lebenslauf eines Arztes wirkt just in den Tagen des
Weltkrieges auf Leser, wie unsereiner, besonders verdrießlich.
Solche Urteile stammen nicht aus Pharisäismus. Der Zufall
wollte, daß mir Schnitzlers neues Buch zuging, als ich gerade
Suions Kaiserbiographien aus der Hand legte, die von nichts
weniger als von Tugendhelden handeln. „Was hat Dich,“
schreibt der Wüstling Antonius, „gegen mich verrückt? Etwa
daß ich“ (meine Verdeutschung mildert) „mit der Königin
Kleopatra lebe? Sie ist meine Frau. Habe ich denn erst
jetzt damit angefangen oder nicht vielmehr sogar vor neun
Jahren? Und Du selbst, hältst Du's nur mit der
Dei Leben, daß Du,
auf
Drugilla? Ich wette
wenn Du diesen Brief liefest, bereits die Tertulla oder die
Tyrentilla oder die Rufilla oder die Salvia Titiscenaia oder alle
zusammen gehabt hast. Und liegt etwa überhaupt etwas daran,
wo und bei wem man seiner Lust nachgeht?“ Welche Antwort
ein Dr. Gräsler auf diesen Zynismus eines kriegerischen Mannes
der Tat geben wi#ede, bekümmert mich nicht weiter. Schnitzler,
der eine ganze Gaterie lebenstreu geschauter Aerzte gemalt hat,
nach meinem Empfinden ein bischen zur Unzeit
kam uns
inmitten des Weltkrieges — diesmal mit einem nicht gerade
herzstärkenden, nur im Irrgarten der Liebe herumtaumelnden
Kavalier. Allerdings begegnete ihm die heimische und in den
Marken auch die reichsdeutsche Zensur sehr schnöde, als er in
— meines Erachtens
einem ernsten und bedeutenden Werk
im „Pro¬
seinem nach der „Liebelei“ bedeutendsten Werke —
fessor Bernhardi“, nicht bloß einen an sich nicht ganz zweifellosen
Gewissenskonflikt eines großen Klinikers, sondern zugleich ein
satyrisch sefgreifendes Gemälde mit den Charakterköpfen ganzer
Professorentollegien und Ministerialbureaux sein und fest,
mutig und witzig vor Augen führte. Daß ein Schauspiel wie
der „Professor Bernhardi“ vor und nach Kriegsausbruch
unseren Bühnen fernbleiben soll, halte ich für ein Unrecht. Und
vor allem als ehrlicher, wenngleich nicht kritikloser Anwalt
der Aufführung des „Bernhardi“ habe ich mir erlaubt, mit
Bedenken gegen „Toktor Gräsler“ nicht zurückzuhalten.
esle
Badearz
29. Doktor
eene eee e Cen en n K. A en hen heneschn he. 1
snate urrmmtmiandr Aun eenerce: mhr ure mermr: u
Von ganz anderer Art wie die beiden eben genann¬
niderbar klar gebaut
ten Bücher ist Franz Nabls neuestes Werk „Das
ngeren musikalischen
Grab des Lebendigen“. Der Verfasser, der
dichterischen Kom¬
sich mit seinem Roman „Odhof“ mit einem Schkitt
in der Literatur
in die erste Reihe österreichischer Erzähler gestellt hat,
und fesselnd, deshalb
nennt seine jüngste Schöpfung „eine Studie aus dem
zu empfehlen. Die
kleinbürgerlichen Leben“. Dies ist ein Zeichen seines
entsprechend den vier
künstlerischen Feingefühls, denn die Art und Weise,
(Buch der Kindheit),
mit der Nabl an seinen Stoff herangetreten ist, ist
0 (Buch der Reise)
durchaus eigen und hat mit den landläusigen Formen
Die Gestalten des
dichterischer Erzählungskunst fast nichts zu tun. Das
denen Lebensberufen,
Buch ist alles eher denn eine Unterhaltungslektüre und
benden zusammen¬
Kinder und Enkel,
seine einzelnen Abschnitte gleichen in ihrer unerbitt¬
lichen Folgerichtigkeit eher einem strafrichterlichen Alten¬
neiner Symphonie,
bündel, als einem Romankapitel. Der Dichter läßt
ng. Umrankung und
seine Personen nicht handeln, er erzählt, oder — noch
cht erfüllt haben —
besser ausgedrückt — berichtet von ihren Handlungen
es Herzens. Dieses
und legt deren Motive und damit den Charakter der
andelnden, mag wie
ens dichterisch etwas
Handelnden mit jener überzeugend scharfen Psychologie
isch jedoch sind Wie¬
klar, die wir an Schnitzle Buch vermissen und an
Der Hauptheld,
Krafts Buch sogar als end empfinden würden.
ebensphilosophie ist,
Das Grab des Lebendigen ist die Familie eines früh¬
verstorbenen Beamten, in der die älteste, kränkliche und
atur gut verkehren
en Buche von der
häßliche Tochter die Herrschaft über Mutter und Ge¬
wir leben dieses
schwister erlangt und alle durch fortgesetzt hämische und
verletzende Stichekeien zwingt, jeden Verkehr mit der
en Wachau zwischen
dank der prächtigen
Außenwelt zu vermeiden und nur sich selbst zu leben.
Das treibende Motiv dieser Handlungsweise ist nicht
m Mitgefühl selbst.
österreichische Sym¬
etwa Neid und Mißginst, sondern die immer stärker
werdende, dem Mädchen ganz ünbewußte, dennoch sexuell
wie diese breit bis
Makartblütenstrauß,
angehauchte Liebe zu dem eigenen Bruder, einem schwäch¬
mel, aber gedämpft
lichen, verkrüppelten Menschen. Die Durchführung des
Themas und die notwendigerweise allerdings gewalt¬
en Geste wird, von
osophischer Gedanken
same Lösung des Problems zeigen Nabl neuerdings als
von süßer Lyrik
starkes Talent. Beeinträchtigend wirkt eine riesige Weit¬
schweifigkeit in der Einzelmalerei, so daß der Band
rache Krafts ist eben¬
trotz der augenscheinlichen und =schädlichen Raumerspar¬
schön ist, fällt der
vörtern gelegentlich
nis des Verlegers, die die Lektüre zu keinem Vergnügen
werden muß, ohne
gestaltet, dennoch auf 676 stattliche engbedruckte Seiter
mdwörterstechers von angewachsen ist.
nen zu wollen.
box 4/
HASER 1917
Neue Treie Presse, Wie¬
[Necheinmal Schnitzlers „Doktor Gräsler“.]
Professor Anton Bettelheim schkeibt uns: Der Luftkurort!
Lanzarote ist kein Phantasiename, wie Ihr Feuilleton anzu¬
nehmen scheint; Lanzarote ist eine der kanarischen Inseln, auf
der Clavigo, der fragwürdige Held von Goethes Trauerspiel, das
Opfer des in seiner Schwester beleidigten Nächers Beaumarchais,
geboren wurde. Ob Schnitzler an diese Herkunft bei der Wahl
einer Hauptstation für seinen haltlosen Badearzt gedacht
hat, weiß ich nicht; wesensverwandt sind Clavigo und
schwächlich der spanische Literat
Gräsler nur wenig.
und Archivarius in Liebeshändeln sich auch gab, er hatte, in
erquicklichem Gegensatz zum deutschen Doktor Gräsler, doch
noch andere geistige Interessen, höhere Lebensaufgaben,
als im Herumtaumeln von einer Galanterie zur andern. Diese
Leere im Lebenslauf eines Arztes wirkt just in den Tagen des
Weltkrieges auf Leser, wie unsereiner, besonders verdrießlich.
Solche Urteile stammen nicht aus Pharisäismus. Der Zufall
wollte, daß mir Schnitzlers neues Buch zuging, als ich gerade
Suions Kaiserbiographien aus der Hand legte, die von nichts
weniger als von Tugendhelden handeln. „Was hat Dich,“
schreibt der Wüstling Antonius, „gegen mich verrückt? Etwa
daß ich“ (meine Verdeutschung mildert) „mit der Königin
Kleopatra lebe? Sie ist meine Frau. Habe ich denn erst
jetzt damit angefangen oder nicht vielmehr sogar vor neun
Jahren? Und Du selbst, hältst Du's nur mit der
Dei Leben, daß Du,
auf
Drugilla? Ich wette
wenn Du diesen Brief liefest, bereits die Tertulla oder die
Tyrentilla oder die Rufilla oder die Salvia Titiscenaia oder alle
zusammen gehabt hast. Und liegt etwa überhaupt etwas daran,
wo und bei wem man seiner Lust nachgeht?“ Welche Antwort
ein Dr. Gräsler auf diesen Zynismus eines kriegerischen Mannes
der Tat geben wi#ede, bekümmert mich nicht weiter. Schnitzler,
der eine ganze Gaterie lebenstreu geschauter Aerzte gemalt hat,
nach meinem Empfinden ein bischen zur Unzeit
kam uns
inmitten des Weltkrieges — diesmal mit einem nicht gerade
herzstärkenden, nur im Irrgarten der Liebe herumtaumelnden
Kavalier. Allerdings begegnete ihm die heimische und in den
Marken auch die reichsdeutsche Zensur sehr schnöde, als er in
— meines Erachtens
einem ernsten und bedeutenden Werk
im „Pro¬
seinem nach der „Liebelei“ bedeutendsten Werke —
fessor Bernhardi“, nicht bloß einen an sich nicht ganz zweifellosen
Gewissenskonflikt eines großen Klinikers, sondern zugleich ein
satyrisch sefgreifendes Gemälde mit den Charakterköpfen ganzer
Professorentollegien und Ministerialbureaux sein und fest,
mutig und witzig vor Augen führte. Daß ein Schauspiel wie
der „Professor Bernhardi“ vor und nach Kriegsausbruch
unseren Bühnen fernbleiben soll, halte ich für ein Unrecht. Und
vor allem als ehrlicher, wenngleich nicht kritikloser Anwalt
der Aufführung des „Bernhardi“ habe ich mir erlaubt, mit
Bedenken gegen „Toktor Gräsler“ nicht zurückzuhalten.