mrrade ein Badearzi) Heute
abgesehen von der harten Zeit, sind die Balneologen nicht mehn
Megierungsrat jene flatterhaften Geschöpfe, die die Badepromenaden ablaufen“
er sich als
um Kur zu schneiden.
erung großen
Auch der nicht seßhafte Arzt ist ernst und seriös aufzae
fassen und muß allen Anforderungen des praktischen Lebens
eginn seiner
und der Wissenschaft entsprechen. Aber mußte Gräsler gerade
del“ (Reigen)
ein Dr. med. universae sein, er hätte können ebenso ein Reisen¬
Dichter und
der in Parfümerien sein. Cr wird als ein schwankendes Rohr
sich Ruhm
dargestellt, der sich nur von erotischen Trieben beherrschen läßt
geholt.
für den jedes weibliche Wesen, das ihm zufällig begegnet, maß
Dichter über
gebend erscheint für die Dispositionen in der Praxis.
im Buche
Er läuft hinter jeder nach, er, der schon 48jührige Mann
chter in den der in der Nacht, in der er ein Frauenzimmer auf seiner Bude
8 Bild von
hat, zu einem schwer kranken Kinde gerufen wird und mit
brünstigem Blick die Mutter betrachtet, er, der Dr. Gräsler,
fast allen
der so wenig die ärztlichen Vorschriften achtet, daß er dem
geschildert zu
scharlachkranken Kinde keine Seruminspektion macht, das
Kind im Hause beläßt und sofort wieder zu seiner Geliebten
r Romanen, hinaufsteigt. Die einzige prophylaktische Maßregel besteht daring
Sanitätsrat, daß er seiner Flamme Katharina nicht die Schokolade#
Hausstandes bonbons verabreicht, die man ihm oben präsentiert — wegen
fort bei den der — Infektionsgefahr.
die Ursache
Dieser Arzt Dr. Gräsler, dessen Schwester sich erhängts
alte Sani= warum, dies wird man nie erfahren, ist ie Melancholiken
ei der mi߬
nur ein alter Steiger, der ein Sanatorium gründen will, aber
die Idee wieder abhängig macht von — einem Weide. Da ihn
dies Weib einen Korb gibt, de ihr die Liebe zu ihm verflogen
ist, so heiratet er zu guter Letzt die kleine Frau Sommer, eine
dubiose Existenz, und führt sie in seinen klimatischen Kurort.
So sehen wir also den Arzt Dr. Schnitzler auch in seinen
eigenen ursprünglichen Beruf die ganz gewöhnliche Errtik dick,
aufgetragen hineinzubringen und alle menschlichen Handlungen,
sogar die eines äkteren Praktikers, seine wichtigsten Entschlüsse
fürs Leben von Liebeserregungen und momentanen sinnlichen.
Reizzuständen abhängig machen.
So hat der Dichter Artur Schnitzler den Arzt in sich
verleugnet.
Hoffentlich bringt er wied# etwas, das unseren Stan##
rehabilitiert.
AAEFDISR7
Wonchene Puste Machntchten
München
Literatur und Wissenschaft
* Daktor Gräsler, Badearzt. Erzählung v.
[Artur Schnitzlen (S. Fischer, Berlin.)
Ein-###
drei Jahren. Der
Wiener Dichter hat lange geschwiegen. Nahm
ihm der Krieg das Port von den Lippen? Hing
er tiefen Gedanke nach, schuf er am größeren
Werke? Ach nein, s ist eine Geschichte aus dem
Alltag, und in jeden Sinne ein echter Schnitzler.
Der Doktor Gräsler ist ein etwas grämlicher,
tatschwacher Herr, der unzufrieden und ent¬
schlußlos durch das Leben stapft wie durch einen
nebligen Tag und, wenn die Sonne durch die
Wolken bricht, leicht blinzelt, er wagt es nicht,
die Augen weit aufzumachen. Solche Leute
haben häufig ein Glück, das sie nicht verdienen.
Der fade Mensch findet ein schönes Mädchen,
warm und besonnen, er kann sie gewinnen. Sie
schreibt ihm einen herrlichen Brief, ihr Ja. Dok¬
tor Gräsler, statt zu ihr zu eilen, sie um den
Hals zu nehmen, läuft davon. Um dieser Mäd¬
chengestalt, dieses Briefes willen darf man das
Buch wert halten. Sabine ist reiner und gesun¬
der, als der ganze Schnitzlersche Frauenreigen.
Doktor Gräsler hat nochmals Glück. Es schenkt
ihm ein herzliches junges Ding. Und Jun
eite wienerische Geschichte in Liebelei in
zmut und leiser Tragik. In traulicher Woh¬
nung ein kurzes, versch
wiegenes Glück, vielleicht
das echte Glück. Menf
t wie Doktor Gräsler
fühlen das nicht. Nun wieder will er Sabine ge¬
winnen, die ihm schon verloren ist. Er weiß
nicht, welche ihm bestimmt Sabine oder Ka¬
tharina. Sabine ist stolz; abgewiesen, meint er,
Katharina, die süße bescheidene, hingebende,
ire die rechte; sie wäre
vesen. Doktor
äsler hatte ein
ind behan¬
ter hat das Mä
ihr Lesen. das ihm un
um
Dann heitgtet er eine
KAucRRR
ime
— 4
Witwe. Alltäglich, lächerlich ist der Schluß. Der
Sinn aber ist doch schön und von Bedeutung.
Es ist Schnitzlers Technik, mit ein paar leich¬
ten, lässig eleganten Strichen Gestalten und Ge¬
schehnisse zu zeichnen, verschnörkelt da, und da
flüchtig, allzu flüchtig. Seine und seiner Helden
bittere Erkenntnis ist ein Kokettieren, die Ironie
ballzu gleichmütig; das Leidenschaftliche seziert,
das ist Schnitzler, der Arzt, der sonst auch in die¬
ser Geschichte dem Dichter vieles gab. Das So¬
ziale ist gestreist. Das Verhältnis zwischen dem
wohlhabenden Manne und der Tochter des klei¬
nen Beamten, die bekannte Sache. Das Mädel
ist bei Schnitzler feinfühliger und reicher, er ist
in ihrer Schuld. Von feinstem Reiz ist der
Hauch von Wehmut, der sich wie ein zarter,
Schleier über Katharinas Glück und Ende senkt.,
Doktor Gräsler verlebt alljährlia, den Som¬
mer im Norden, den Winter im Süden. Er
wird im Norden künftig leben. Das ist sein Ge¬
schick, und nun begreifen wir den Schnitzlerschen
Gedanken, wir, die Sohnsucht nach des Lebens
E. Hr.
Süden haben.
abgesehen von der harten Zeit, sind die Balneologen nicht mehn
Megierungsrat jene flatterhaften Geschöpfe, die die Badepromenaden ablaufen“
er sich als
um Kur zu schneiden.
erung großen
Auch der nicht seßhafte Arzt ist ernst und seriös aufzae
fassen und muß allen Anforderungen des praktischen Lebens
eginn seiner
und der Wissenschaft entsprechen. Aber mußte Gräsler gerade
del“ (Reigen)
ein Dr. med. universae sein, er hätte können ebenso ein Reisen¬
Dichter und
der in Parfümerien sein. Cr wird als ein schwankendes Rohr
sich Ruhm
dargestellt, der sich nur von erotischen Trieben beherrschen läßt
geholt.
für den jedes weibliche Wesen, das ihm zufällig begegnet, maß
Dichter über
gebend erscheint für die Dispositionen in der Praxis.
im Buche
Er läuft hinter jeder nach, er, der schon 48jührige Mann
chter in den der in der Nacht, in der er ein Frauenzimmer auf seiner Bude
8 Bild von
hat, zu einem schwer kranken Kinde gerufen wird und mit
brünstigem Blick die Mutter betrachtet, er, der Dr. Gräsler,
fast allen
der so wenig die ärztlichen Vorschriften achtet, daß er dem
geschildert zu
scharlachkranken Kinde keine Seruminspektion macht, das
Kind im Hause beläßt und sofort wieder zu seiner Geliebten
r Romanen, hinaufsteigt. Die einzige prophylaktische Maßregel besteht daring
Sanitätsrat, daß er seiner Flamme Katharina nicht die Schokolade#
Hausstandes bonbons verabreicht, die man ihm oben präsentiert — wegen
fort bei den der — Infektionsgefahr.
die Ursache
Dieser Arzt Dr. Gräsler, dessen Schwester sich erhängts
alte Sani= warum, dies wird man nie erfahren, ist ie Melancholiken
ei der mi߬
nur ein alter Steiger, der ein Sanatorium gründen will, aber
die Idee wieder abhängig macht von — einem Weide. Da ihn
dies Weib einen Korb gibt, de ihr die Liebe zu ihm verflogen
ist, so heiratet er zu guter Letzt die kleine Frau Sommer, eine
dubiose Existenz, und führt sie in seinen klimatischen Kurort.
So sehen wir also den Arzt Dr. Schnitzler auch in seinen
eigenen ursprünglichen Beruf die ganz gewöhnliche Errtik dick,
aufgetragen hineinzubringen und alle menschlichen Handlungen,
sogar die eines äkteren Praktikers, seine wichtigsten Entschlüsse
fürs Leben von Liebeserregungen und momentanen sinnlichen.
Reizzuständen abhängig machen.
So hat der Dichter Artur Schnitzler den Arzt in sich
verleugnet.
Hoffentlich bringt er wied# etwas, das unseren Stan##
rehabilitiert.
AAEFDISR7
Wonchene Puste Machntchten
München
Literatur und Wissenschaft
* Daktor Gräsler, Badearzt. Erzählung v.
[Artur Schnitzlen (S. Fischer, Berlin.)
Ein-###
drei Jahren. Der
Wiener Dichter hat lange geschwiegen. Nahm
ihm der Krieg das Port von den Lippen? Hing
er tiefen Gedanke nach, schuf er am größeren
Werke? Ach nein, s ist eine Geschichte aus dem
Alltag, und in jeden Sinne ein echter Schnitzler.
Der Doktor Gräsler ist ein etwas grämlicher,
tatschwacher Herr, der unzufrieden und ent¬
schlußlos durch das Leben stapft wie durch einen
nebligen Tag und, wenn die Sonne durch die
Wolken bricht, leicht blinzelt, er wagt es nicht,
die Augen weit aufzumachen. Solche Leute
haben häufig ein Glück, das sie nicht verdienen.
Der fade Mensch findet ein schönes Mädchen,
warm und besonnen, er kann sie gewinnen. Sie
schreibt ihm einen herrlichen Brief, ihr Ja. Dok¬
tor Gräsler, statt zu ihr zu eilen, sie um den
Hals zu nehmen, läuft davon. Um dieser Mäd¬
chengestalt, dieses Briefes willen darf man das
Buch wert halten. Sabine ist reiner und gesun¬
der, als der ganze Schnitzlersche Frauenreigen.
Doktor Gräsler hat nochmals Glück. Es schenkt
ihm ein herzliches junges Ding. Und Jun
eite wienerische Geschichte in Liebelei in
zmut und leiser Tragik. In traulicher Woh¬
nung ein kurzes, versch
wiegenes Glück, vielleicht
das echte Glück. Menf
t wie Doktor Gräsler
fühlen das nicht. Nun wieder will er Sabine ge¬
winnen, die ihm schon verloren ist. Er weiß
nicht, welche ihm bestimmt Sabine oder Ka¬
tharina. Sabine ist stolz; abgewiesen, meint er,
Katharina, die süße bescheidene, hingebende,
ire die rechte; sie wäre
vesen. Doktor
äsler hatte ein
ind behan¬
ter hat das Mä
ihr Lesen. das ihm un
um
Dann heitgtet er eine
KAucRRR
ime
— 4
Witwe. Alltäglich, lächerlich ist der Schluß. Der
Sinn aber ist doch schön und von Bedeutung.
Es ist Schnitzlers Technik, mit ein paar leich¬
ten, lässig eleganten Strichen Gestalten und Ge¬
schehnisse zu zeichnen, verschnörkelt da, und da
flüchtig, allzu flüchtig. Seine und seiner Helden
bittere Erkenntnis ist ein Kokettieren, die Ironie
ballzu gleichmütig; das Leidenschaftliche seziert,
das ist Schnitzler, der Arzt, der sonst auch in die¬
ser Geschichte dem Dichter vieles gab. Das So¬
ziale ist gestreist. Das Verhältnis zwischen dem
wohlhabenden Manne und der Tochter des klei¬
nen Beamten, die bekannte Sache. Das Mädel
ist bei Schnitzler feinfühliger und reicher, er ist
in ihrer Schuld. Von feinstem Reiz ist der
Hauch von Wehmut, der sich wie ein zarter,
Schleier über Katharinas Glück und Ende senkt.,
Doktor Gräsler verlebt alljährlia, den Som¬
mer im Norden, den Winter im Süden. Er
wird im Norden künftig leben. Das ist sein Ge¬
schick, und nun begreifen wir den Schnitzlerschen
Gedanken, wir, die Sohnsucht nach des Lebens
E. Hr.
Süden haben.