I, Erzählende Schriften 28, Frau Beate und ihr Sohn. Novelle, Seite 55

und ihr Sohn
Be
28.
Frau1. box 4/5
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Über einige Romane und Novellen
erst, und während etwa für die Menschen im „Weiten Land“ das
en sind. In Summa: jemand,
Leidenschaftlich, nur ein Reiz und ein Sport ist, empfinden wir hier
pen trachtet, spricht über eine
das Leidenschaftliche mit Macht heraufbrechen. Die Frau stürzt vor dem
den sind und von denen er
plötzlichen Andrang der gestauten Welle. Die ihren Sohn vor der Ver¬
führerin bewahren wollte, erliegt der heißen Werbung, mit der ein
junger Freund ihres Sohnes sie überfällt. Und nun gelingt es Schnitzler,
de sein soll, ist vielleicht noch
diese wie eine in Brand gesteckte Sommerscheune lichterloh flammende
ber ganz allgemein sind die
Frau dennoch in ihrem tiefsten Wesen als rein zu zeigen. Sie fühlt,
daß sie anderen verfallen wird, sie spürt ihre Schwäche gegenüber der
und ihr Sohn““ ist das
eignen jähen Leidenschaftlichkeit, und sieht sich zugleich zu wie einer
e. Hunderte von psychologi¬
Fremden, als die Reusche und Abgeschlossene, die Ehemalige, die sie
Jahrzehnten über uns aus¬
noch bis vor wenigen Wochen war.
dlogie ist verdunstet, weil sie
Sie will sich, will ihren Sohn der Wirrnis und Schuld des Blutes
n ist. Auch hier werden Ge¬
entreißen, sie denkt an Flucht und weiß doch, daß sie nicht sich selbst
diese Gedankengänge rollen
entflieht. Trüb schläge ihr Brlebnis über den beiden zusammen: Beatens
reten, und nur das Konkrete
junger Geliebter renommiert mit seinem Glück, Zugo wird in dem
orweg sei dieser Dunkt her¬
Kreise seiner gräflichen Geliebten zu einer Orgie verführt; nachdem
ernen Erzählungskunst muß
man ihm gesagt hat, wie seine Mutter lebe. Vun gehen die beiden
und Wirrnisse nicht direkt,
zu innerst Getroffenen, zu innerst Geschändeten, zusammen in den Tod.
s bei Thomas Mann, sondern
Und auf eine geheimnisvolle Weise verschwimmt nun in den beiden,
. Aber nicht immer kann das
die Mutter und Sohn sind und die dennoch ein gemeinsames Geschick
den, wie es meist bei Wilhelm
als ein Mann und als ein Weib erlitten und erleiden und durch eine
etischen Gedankengänge des
neue Gemeinsamkeit verbunden sind, durchaus keusch, durchaus un¬
Welt erwachenden Jünglings
körperlich, traumhaft, chaoshaft, das Gefühl. Sekundenlang sitzen sie
direkter Darstellung; die Kunst
beisammen, wortlos, ganz ohne ein Begehren, das man benennen und
t im Skelett zu geben, sondern
greifen könnte, und dennoch in einer zu innerst verbrecherischen Emp¬
findung. Gänzlich zwei Abgelöste, gänzlich zwei Derlorene, gänzlich
stärker als der Dramatiker:
zwei Menschen ohne Land, im Kaum, aufgesogen von dem Chaos,
uspiel „Das weite Land“ lang¬
das sie überkam und dem sie nicht gewachsen waren. „Und Beiden war
der Novelle von Frau Beate
es, als triebe ihr Rahn, der doch fast stille stand, weiter und weiter,
hintergründigen und abgrün¬
in wachsender Schnelle. Wohin trieb er sie? durch welchen Traum
eate, die Witwe eines großen
ohne Ziel? nach welcher Welt ohne Gebot? Mußte er jemals wieder
k dem Gedächtnis ihres Gatten
ans Land? Durfte er je?“ Von einer Dämmermusik umflüstert ist
abe Mann wird, als die erste
dieser Tod, von einer tristanhaften Untergangsseligkeit.
fahr ist, einer mondänen Dirne
Diese Geschichte ist in einem besondern Sinne modern: ein Bnde
in: da verwandelt sie sich selbst,
jener immer zarter, immer verzärtelter, immer subtiler, immer spezieller
chverwandele. Sie ist alle die
werdenden Kunst pspchischer Schilderung, welche die Verästelungen der
h; da nun der Sohn sich von
physischen und der pspchischen Adern bis ins kleinste nachzuzeichnen
Alles ist, wie is in früheren
sucht. Und gerade weil die erzählende Kunst gänzlich gewissermaßen in
s anders, oder sie sieht es jetzt
Pspchologie ausgeartet war und nur selten noch wie hier bei Schnigler