Da
Tagebuch der Redegonda
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27. KLS en Aenenetene e en S enee
13. Januar 1925
de hier met wurde, bewies, daß auch der Zweiundsechzigjährige sich noch
aus freichster Auerkennung seines großen geistigen Werkes erfreut.
von Im Gegensatz zu dem anderen Dichter, den man immer mit ihm
#nsammen nennt, mit Sudermann, hat sich Schnitzler seine schöpfe¬
gen brische Kraft zu erhalten verstanden und er beglückt auch ente
ud¬ noch seine Mitwelt mit temperamentvollen, mondäuen, psycholo¬
gischescharfsinnigen Werten. Mit den lebenswahren Schauspielen
#.
„Liebelei“ und „Freiwild“ (1896), besonders aber den Grisetien¬
sidien des „Anatöl“ (1893), hats er sich zuerst in der Sitten¬
komödie erfolgreich bewährt, ebeser mit der erschütternden Gro¬
teste aus der Frauzösischen Revolution „Der grüne Kakahn“ vor
die Welt trat. Reichstes Seelenleben mit mauch reizvollen Shale¬
Kareschen Zügen offenbarte er 1902 in dem „Schleier der Bea¬
triee“. Weniger=glücklich war der Dichter mit dem jungen „Me¬
dardus“, dem 1902 und 1915 die anschaulich herausgearbeiteten
packenden Einakterreihen „Lebenöige Stunden" und „Komödie
der Worte“ solaten. Das Hervorragendste hat er wohl in geist¬
rt#vollen, gesucht scharssinnigen psychologischen Studien geschaffen,
die er geschickt in sehr unterhaltsame Formen zu kleiden weiß. —
ur Mit seiner Vorlesung gab uns der Dichter einen wertvollen, viel¬
er seitigen Ausschnitt aus seinem tiefen und ergreifenden Seelen¬
ze leben. Wir bedauern nur, daß er sich uns nicht ganz zu erkennen
nd gab. Die Novelle „Ausdem Tagebuch dei Redegonda“.
ige die er zuerst vorlas, ist ein kleines Meisterwerk, in dem Schein
ig=und Sein reizvoll, einsach und doch täuschend inemänderfließen.
en In das Arbeitsgebiet des praktischen Arztes, das Krankenhaus,
führte uns der Einakter „Die letzten Masken“ eine kurzen
Tragödie mit markanten, lebenswahren Gestalten, die von fast
s¬
shalespearesch=genialem Geiste erfüllt sind. Mit freudigem Bei¬
fall wurde das letzte Stück, der Einakter „Weihnachtsein¬
käufe“ aus den „Anatol“ ausgenommen, ein empfindsamer,
seingeistiger Dialog von berückender sprachlicher Schönheit. Wir
hr
sind dem Dichter sehr dankbar, daß er gerabe diese Probe aus dem
bekanntesten und schönsten seiner Werke für die Vorlesung aus¬
r
gewählt hat, ist es doch immer am erlebnisreichsten, einen Dichter
12
rim innersten, ureigensten selbstgeschöpften Geiste sprechen zu hö¬
#ren. Schnitzler sprach überzeugend, ruhig, unancenreich er ver¬
schwand gleichsam lächelnd hinter den austauchenden Gestalten seines
*
#großen Geistes. Kein Wunder, daß die außerordentlich zahlreiche
Zuhörerschaft — der kleine Bühnensaal war bis zum letzten
Platze besetzt —, stark in Banne seiner Erzählungen, miterlebte
und aufmerksam und gespannt lauschte. Es ist erfreulich, daß die
Intendanz der Städtischen Schauspiele sich bentüht, wie die Musil¬
direktion die Großen der Musik, bedeutende Persönlichkeiten der
modernen Literatur nach Baden=Baden zu ziehen.
Steuerkarten.
Tagebuch der Redegonda
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27. KLS en Aenenetene e en S enee
13. Januar 1925
de hier met wurde, bewies, daß auch der Zweiundsechzigjährige sich noch
aus freichster Auerkennung seines großen geistigen Werkes erfreut.
von Im Gegensatz zu dem anderen Dichter, den man immer mit ihm
#nsammen nennt, mit Sudermann, hat sich Schnitzler seine schöpfe¬
gen brische Kraft zu erhalten verstanden und er beglückt auch ente
ud¬ noch seine Mitwelt mit temperamentvollen, mondäuen, psycholo¬
gischescharfsinnigen Werten. Mit den lebenswahren Schauspielen
#.
„Liebelei“ und „Freiwild“ (1896), besonders aber den Grisetien¬
sidien des „Anatöl“ (1893), hats er sich zuerst in der Sitten¬
komödie erfolgreich bewährt, ebeser mit der erschütternden Gro¬
teste aus der Frauzösischen Revolution „Der grüne Kakahn“ vor
die Welt trat. Reichstes Seelenleben mit mauch reizvollen Shale¬
Kareschen Zügen offenbarte er 1902 in dem „Schleier der Bea¬
triee“. Weniger=glücklich war der Dichter mit dem jungen „Me¬
dardus“, dem 1902 und 1915 die anschaulich herausgearbeiteten
packenden Einakterreihen „Lebenöige Stunden" und „Komödie
der Worte“ solaten. Das Hervorragendste hat er wohl in geist¬
rt#vollen, gesucht scharssinnigen psychologischen Studien geschaffen,
die er geschickt in sehr unterhaltsame Formen zu kleiden weiß. —
ur Mit seiner Vorlesung gab uns der Dichter einen wertvollen, viel¬
er seitigen Ausschnitt aus seinem tiefen und ergreifenden Seelen¬
ze leben. Wir bedauern nur, daß er sich uns nicht ganz zu erkennen
nd gab. Die Novelle „Ausdem Tagebuch dei Redegonda“.
ige die er zuerst vorlas, ist ein kleines Meisterwerk, in dem Schein
ig=und Sein reizvoll, einsach und doch täuschend inemänderfließen.
en In das Arbeitsgebiet des praktischen Arztes, das Krankenhaus,
führte uns der Einakter „Die letzten Masken“ eine kurzen
Tragödie mit markanten, lebenswahren Gestalten, die von fast
s¬
shalespearesch=genialem Geiste erfüllt sind. Mit freudigem Bei¬
fall wurde das letzte Stück, der Einakter „Weihnachtsein¬
käufe“ aus den „Anatol“ ausgenommen, ein empfindsamer,
seingeistiger Dialog von berückender sprachlicher Schönheit. Wir
hr
sind dem Dichter sehr dankbar, daß er gerabe diese Probe aus dem
bekanntesten und schönsten seiner Werke für die Vorlesung aus¬
r
gewählt hat, ist es doch immer am erlebnisreichsten, einen Dichter
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rim innersten, ureigensten selbstgeschöpften Geiste sprechen zu hö¬
#ren. Schnitzler sprach überzeugend, ruhig, unancenreich er ver¬
schwand gleichsam lächelnd hinter den austauchenden Gestalten seines
*
#großen Geistes. Kein Wunder, daß die außerordentlich zahlreiche
Zuhörerschaft — der kleine Bühnensaal war bis zum letzten
Platze besetzt —, stark in Banne seiner Erzählungen, miterlebte
und aufmerksam und gespannt lauschte. Es ist erfreulich, daß die
Intendanz der Städtischen Schauspiele sich bentüht, wie die Musil¬
direktion die Großen der Musik, bedeutende Persönlichkeiten der
modernen Literatur nach Baden=Baden zu ziehen.
Steuerkarten.