27. Das Tayebuch der Redevonda
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Das Tageruen der Reusgenan
einander gegenübergestellt und wir wissen eindeutig, sie tödlich vergiften wird, so daß ihre Leibesfrucht
auf welcher Seite Schnitzler steht.
stirbt und statt ihres Sohnes, des Bruders König,
pr. Nan Gelsehmiet
Schnitzler, der jenem Dichterkreis entstammt, den
ein Tyrann auf den Thron steigt und das Vaterland
BERLIN N 4
de die Tehongtanbernne,
zugrunde richtet. Die Frage Schuld und Schicksal
man kurz „das junge Wien“ nannte, wird von
Soergel, dem bekannten Literarhistoriker u. a. sol¬
wird aufgerollt, der Weri des ganzen Daseins in
reieton: Korden 80s
Bornen Basahiaee
Zweifel gesetzt.
gendermaßen charakterisiert: Als Wiener ist er da¬
heim (in Wien), als Jude wird es das unbehagliche
„Die drei Masken“, ein Einakter, zeigen drei
Porn,d, 7, 3. 1925,
Gefühl des Fremdseins oder des Fremdwirkens nicht
Menschen, den Dichter, den Journalisten und den
klos. Er hat den Zug seines Volkes zur Skepsis, skep¬
Schauspieler in gewollter Typisierung. Die Charak¬
tisch ist er nicht wie Bahr gegenüber alten, auch
terzeichnung, namentlich des Schauspielers, ist gro߬
gegenüber neuen Wahrheiten, als Arzt ist er vorsich¬
artig, die Handlung nicht ganz klar, insofern als ste
siger in der Diagnose, vor der Verwechslung der
sich in guten Treuen sehr verschieden interpretieren
läßt. Der Journalist, im Leben ein Gescheiterter, jetzt
Sympthome mit den Ursachen ist er sicher... Um
Todeskandidat, will vor dem Tode seinen ehemaligen
das Wortpaar „Tod und Leben“ kreisen gern die Ge¬
danken seiner Menschen: das Leben wird weich um¬
„Freund“ sehen, einen angesehenen Dichter, um ein¬
Arthur Schnitzier.
ail menselih maltnaghe Ragng gerhsange¬
Wahrheit zu sagen: daß er ihn für einen Charakter¬
H. W. Schnitzler gehört auch zu jenen Dichtern,
luno halte und für einen „gemachten“ Dichter. Dem
nahe heilig gesprochen. Von schmerzlicher, schwer¬
deren Name besser bekannt ist, als ihre Werke. Wenn
mutsvoller Süße erscheint das Dasein: ein einsamer
Schausvieler macht er in einer Generalprobe vor,
man am Donnerstagabend einen Teil der überaus
Gang durch rieselnden Nebel, unterbrochen von kür¬
welche Ausdrücke er dem Freund an den Kopf
zahlreich erschienenen Zuhörer auf Herz und Nieren
zeren oder längeren Sonnenblicken, in denen dann
werfen, wie er seiner Verachtung Ausdruck verlei¬
geprüft hätte, würde sich das Resultat ergeben haben,
alles zärtlich aufleuchtet, in denen sich zwischen
hen werde. Wie derselbe aber kommt, schweigt er.
daß alle von ihm gehört, manche von ihm noch nichts
Mensch und Mensch festere Beziehungen anzubah¬
Warun? Weil er mit ihm, der auch seinen Kummer
gelesen und einige mit seinem „Reigen“ Bekanntschaft
und sein Elend durchgemacht hat, dessen Glück nur
nen scheinen. Doch flüchtig sind sie, fast gibt ihnen
einscheinbares ist, Mitleid hat? Oder weil er ihn, der
gemacht haben. Und doch hat Schnitzler vieles ge= nur Ahnung und Erinnerung Schönheit: tief auf
schrieben, das sein Wesen weit besser spiegelt, als
dem Grunde aller Dinge lebt eine leise Traurigkeit.
dennoch den Mund voll Phrasen hat, im Augenblick
jene „Komödbie der niederen Liebe“, wie der Rei¬
so verachtet, daß er sein Innerstes vor ihm nicht zu
Um Leben und Tod geht es auch in der knappen,
gen mit Recht genannt worden ist. Wir möchten da¬
entblößen vermag? Oder was der simpelste Grund
aber höchst spannend und lebendig geschilderten Er¬
mit in keiner Weise über diese Dichtung ein abfäl¬
zählung „Die dreifache Warnung“, die der Dichter
wäre, weil jener so drauflos schwaßt, daß er gelbst
gar nicht zum Worte kommt?
liges Urteil fällen, sondern nur dartun, daß sie durch¬
als erste, wenn auch nicht köstlichste Gabe darbot.
aus nicht als Krönungswerk Schnitzlers zu betrachten
Wichtiger als das Was erscheint uns das Wie dieser
A's Meister der Situation, sei sie so oder anders,
ist. — Diejenigen geschätzten Leser, die vor einem
als stets beweglicher Regisseur, der seine Gestalten
Geschichte. Der Dichter will zeigen, welche ungehel.
Jahr der Aufführung der „Liebelei“ im Stadttheater
hnicht nur schafft, sondern auch führt, für den es keine
ren Wirkungen kleine Ursachen haben können. Ein
Grenzen zwischen Wirklichkeit und Nichtwirklichkeit
beigewohnt haben, werden mir ohne weiteres recht Jüngling verscheucht mit em Hauch einen Schmet¬
geben. Denn dort werden eben Liebe und Liebeleil terling, der sich auf den: der Königin setzen und kgibt, erweist sich der Dichter in seiner vor etlichen
Jahren entstandenen Groteske „Der grüne
Kakadu“. Es handelt sich um eine Spelunke im
Paris des Jahres 1789, am Tage des Bastillensturms.
Prospère, ein ehemaliger Theaterdirektor, hat den
klugen Einfall gehabt, seine ehemaligen Schauspieler
in seiner Kneipe Verbrecherszenen aufführen zu las¬
sen, um seine Gäste im Wahn zu halten, sie befänden
sich an einem der unheimlichsten Orte von Paris.
Die Sache zieht, wenn der Trick auch bei den Stamm¬
gästen allmählich bekannt wird. Und nun hören wir
die Schauspieler ihre Rolle sprechen, wir erleben alles
in größter Erregung mit. Unsere Erregung steigert
sich, wie Henri, der Begabteste von ihnen, erzählt,
er habe den Liebhaber seiner gestern angetrauten
Frau, einen Herzog, erdolcht. Ist es wahr oder nicht?
Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit? Jetzt tritt der
Herzog ein und Henri stößt ihm den Dolch in den
Hals. Flucht der adligen Gäste, der Pöbel strömt
herein und gröhlt Freiheitslieder. — Aber auch hier
tritt diese leise Traurigkeit zutage, von der oben die
Rede war. Bevor Henri weiß, daß seine Frau, die er
gestern vor den Altar geführt, mit dem Herzog be¬
trogen wird, malt er sich aus, wie er seinem Beruf
Valet sagen und auf dem Lande ein stilles und
zurückgezogenes Dasein in Liebe und Zufriedenheit
führen wolle. So viel Weichheit und Innigkeit liegt
in jenen Sätzen, aber auch schon die Skepsis gegen¬
über dem Glück, das da kommen soll.
Schnitzler ist nicht nur ein Dichter, er ist auch
ein gewandter und mitreißender Vortragskünstler,
der seinen Werken ein vorzüglicher Interpret ist. —
Der stürmische Beifall der Anwesenden wird ihn
davon überzeugt haben, daß seiner Kunst Beachtung
des Geistes wie des Herzens zuteil wurde.
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Das Tageruen der Reusgenan
einander gegenübergestellt und wir wissen eindeutig, sie tödlich vergiften wird, so daß ihre Leibesfrucht
auf welcher Seite Schnitzler steht.
stirbt und statt ihres Sohnes, des Bruders König,
pr. Nan Gelsehmiet
Schnitzler, der jenem Dichterkreis entstammt, den
ein Tyrann auf den Thron steigt und das Vaterland
BERLIN N 4
de die Tehongtanbernne,
zugrunde richtet. Die Frage Schuld und Schicksal
man kurz „das junge Wien“ nannte, wird von
Soergel, dem bekannten Literarhistoriker u. a. sol¬
wird aufgerollt, der Weri des ganzen Daseins in
reieton: Korden 80s
Bornen Basahiaee
Zweifel gesetzt.
gendermaßen charakterisiert: Als Wiener ist er da¬
heim (in Wien), als Jude wird es das unbehagliche
„Die drei Masken“, ein Einakter, zeigen drei
Porn,d, 7, 3. 1925,
Gefühl des Fremdseins oder des Fremdwirkens nicht
Menschen, den Dichter, den Journalisten und den
klos. Er hat den Zug seines Volkes zur Skepsis, skep¬
Schauspieler in gewollter Typisierung. Die Charak¬
tisch ist er nicht wie Bahr gegenüber alten, auch
terzeichnung, namentlich des Schauspielers, ist gro߬
gegenüber neuen Wahrheiten, als Arzt ist er vorsich¬
artig, die Handlung nicht ganz klar, insofern als ste
siger in der Diagnose, vor der Verwechslung der
sich in guten Treuen sehr verschieden interpretieren
läßt. Der Journalist, im Leben ein Gescheiterter, jetzt
Sympthome mit den Ursachen ist er sicher... Um
Todeskandidat, will vor dem Tode seinen ehemaligen
das Wortpaar „Tod und Leben“ kreisen gern die Ge¬
danken seiner Menschen: das Leben wird weich um¬
„Freund“ sehen, einen angesehenen Dichter, um ein¬
Arthur Schnitzier.
ail menselih maltnaghe Ragng gerhsange¬
Wahrheit zu sagen: daß er ihn für einen Charakter¬
H. W. Schnitzler gehört auch zu jenen Dichtern,
luno halte und für einen „gemachten“ Dichter. Dem
nahe heilig gesprochen. Von schmerzlicher, schwer¬
deren Name besser bekannt ist, als ihre Werke. Wenn
mutsvoller Süße erscheint das Dasein: ein einsamer
Schausvieler macht er in einer Generalprobe vor,
man am Donnerstagabend einen Teil der überaus
Gang durch rieselnden Nebel, unterbrochen von kür¬
welche Ausdrücke er dem Freund an den Kopf
zahlreich erschienenen Zuhörer auf Herz und Nieren
zeren oder längeren Sonnenblicken, in denen dann
werfen, wie er seiner Verachtung Ausdruck verlei¬
geprüft hätte, würde sich das Resultat ergeben haben,
alles zärtlich aufleuchtet, in denen sich zwischen
hen werde. Wie derselbe aber kommt, schweigt er.
daß alle von ihm gehört, manche von ihm noch nichts
Mensch und Mensch festere Beziehungen anzubah¬
Warun? Weil er mit ihm, der auch seinen Kummer
gelesen und einige mit seinem „Reigen“ Bekanntschaft
und sein Elend durchgemacht hat, dessen Glück nur
nen scheinen. Doch flüchtig sind sie, fast gibt ihnen
einscheinbares ist, Mitleid hat? Oder weil er ihn, der
gemacht haben. Und doch hat Schnitzler vieles ge= nur Ahnung und Erinnerung Schönheit: tief auf
schrieben, das sein Wesen weit besser spiegelt, als
dem Grunde aller Dinge lebt eine leise Traurigkeit.
dennoch den Mund voll Phrasen hat, im Augenblick
jene „Komödbie der niederen Liebe“, wie der Rei¬
so verachtet, daß er sein Innerstes vor ihm nicht zu
Um Leben und Tod geht es auch in der knappen,
gen mit Recht genannt worden ist. Wir möchten da¬
entblößen vermag? Oder was der simpelste Grund
aber höchst spannend und lebendig geschilderten Er¬
mit in keiner Weise über diese Dichtung ein abfäl¬
zählung „Die dreifache Warnung“, die der Dichter
wäre, weil jener so drauflos schwaßt, daß er gelbst
gar nicht zum Worte kommt?
liges Urteil fällen, sondern nur dartun, daß sie durch¬
als erste, wenn auch nicht köstlichste Gabe darbot.
aus nicht als Krönungswerk Schnitzlers zu betrachten
Wichtiger als das Was erscheint uns das Wie dieser
A's Meister der Situation, sei sie so oder anders,
ist. — Diejenigen geschätzten Leser, die vor einem
als stets beweglicher Regisseur, der seine Gestalten
Geschichte. Der Dichter will zeigen, welche ungehel.
Jahr der Aufführung der „Liebelei“ im Stadttheater
hnicht nur schafft, sondern auch führt, für den es keine
ren Wirkungen kleine Ursachen haben können. Ein
Grenzen zwischen Wirklichkeit und Nichtwirklichkeit
beigewohnt haben, werden mir ohne weiteres recht Jüngling verscheucht mit em Hauch einen Schmet¬
geben. Denn dort werden eben Liebe und Liebeleil terling, der sich auf den: der Königin setzen und kgibt, erweist sich der Dichter in seiner vor etlichen
Jahren entstandenen Groteske „Der grüne
Kakadu“. Es handelt sich um eine Spelunke im
Paris des Jahres 1789, am Tage des Bastillensturms.
Prospère, ein ehemaliger Theaterdirektor, hat den
klugen Einfall gehabt, seine ehemaligen Schauspieler
in seiner Kneipe Verbrecherszenen aufführen zu las¬
sen, um seine Gäste im Wahn zu halten, sie befänden
sich an einem der unheimlichsten Orte von Paris.
Die Sache zieht, wenn der Trick auch bei den Stamm¬
gästen allmählich bekannt wird. Und nun hören wir
die Schauspieler ihre Rolle sprechen, wir erleben alles
in größter Erregung mit. Unsere Erregung steigert
sich, wie Henri, der Begabteste von ihnen, erzählt,
er habe den Liebhaber seiner gestern angetrauten
Frau, einen Herzog, erdolcht. Ist es wahr oder nicht?
Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit? Jetzt tritt der
Herzog ein und Henri stößt ihm den Dolch in den
Hals. Flucht der adligen Gäste, der Pöbel strömt
herein und gröhlt Freiheitslieder. — Aber auch hier
tritt diese leise Traurigkeit zutage, von der oben die
Rede war. Bevor Henri weiß, daß seine Frau, die er
gestern vor den Altar geführt, mit dem Herzog be¬
trogen wird, malt er sich aus, wie er seinem Beruf
Valet sagen und auf dem Lande ein stilles und
zurückgezogenes Dasein in Liebe und Zufriedenheit
führen wolle. So viel Weichheit und Innigkeit liegt
in jenen Sätzen, aber auch schon die Skepsis gegen¬
über dem Glück, das da kommen soll.
Schnitzler ist nicht nur ein Dichter, er ist auch
ein gewandter und mitreißender Vortragskünstler,
der seinen Werken ein vorzüglicher Interpret ist. —
Der stürmische Beifall der Anwesenden wird ihn
davon überzeugt haben, daß seiner Kunst Beachtung
des Geistes wie des Herzens zuteil wurde.