I, Erzählende Schriften 27, Das Tagebuch der Redegonda, Seite 41

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Das Tagebuch der Redevonds
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ihr Recht ertrotzt und dem Meister die Wirkung seines Kön¬
nens bewiesen. (Mit dem Widerhall fängt die Kunst erst and,
sagt eine beginnende Künstlerin in der (Komödie der Verfüh¬
rung). Zürich wird dem spät in seinen Mauern erscheinenden
Dichter dies Echo seines Schaffens sicher dankbar zutragen.
DER BESUCH IM KLOSTER
AUS CASANOVAS HEIMFAHRT,!)
Von
ARTHUR SCHNITZLER
Vine plötzliche Biegung des Wegs, und das Kloster lag vor ihnen.
L Uber die hohe Umfassungsmauer ragten die schlanken Enden
der Zypressen. Auf das Geräusch des heranrollenden Wagens hatte
sich das Tor auf stan, ein Pförtner mit langem weißen Barte grüßte
bedächtig und ließ die Gäste ein. Durch einen offenen Bogengang,
zwischen dessen Säulen man beiderseits in einen ganz verwachsenen,
dunkelgrünen Garten sah, näherten sie sich dem eigentlichen Kloster¬
gebäude, von dessen grauen, völlig schmucklosen, gefängnisartigen
Mauern eine unfreundlich-kühle Luft über sie geweht kam. Olivo zog
an dem Glockenstrang, es tönte schrill und verhallte sofort, eine tief¬
verschleierte Nonne öffnete schweigend und geleitete die Gäste in den
geräumigen kahlen Sprechsaal, in dem nur ein paar einfache hölzerne
Stühle standen. Nach rückwärts war er durch ein dickstäbiges Eisen¬
gitter abgeschlossen, jenseits dessen der Raum in ein unbestimmtes
Dunkel verschwamm. Bitternis im Herzen, dachte Casanova jenes
Abenteuers, das ihm auch heute noch eines seiner wunderbarsten dünkte
und das in ganz ähnlicher Umgebung seinen Anfang genommen: in
seiner Seele stiegen die Gestalten der zwei Nonnen von Murano auf, die
in der Liebe für ihn als Freundinnen sich gefunden und ihm gemeinsam
unvergleichliche Stunden der Lust geschenkt hatten. Und als Olivo
im Flüsterton von der strengen Zucht zu sprechen anhub, in der hier
die Schwestern gehalten seien, die, einmal eingekleidet, ihr Antlitz un¬
verhüllt vor keinem Manne zeigen dürften und überdies zu ewigem
Schweigen verurteilt wären, zuckte um seine Lippen ein Lächeln, das
gleich wieder erstarrte.
1) S. Fischer, Berlin, 1918
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