I, Erzählende Schriften 26, Der Mörder. Novelle, Seite 1

26. Der Moerder
Der Reeider box 4/3
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gestreckt hätte. Neun Jahre spater jäg er in dem Kämlichen
von oben gewährt: die Dürchführung des konstikundnellen Beredsamkeit, die
Zimmer, von Wachslichtern umflackert, im Saige. Der
Prinzips im politischen Leben Oesterreichs. Auf Grund
Betrugsprozesse Rich
Tod ist ein genialer Plastiker und ließ alle Gedanken¬
des Februarpatents trat am 6. April der erste nieder¬
hoher Politik empo#
und Leidensspuren, die das Leben in diese edlen Züge
österreichische Landtag zusammen. Eine seiner wichtigsten!
schafft hatte, mach
geritzt und gefurcht hatte, deutlich hervortreten. In der Aufgaben war, aus seiner Mitte die Reichsratsabgeord= ließen kaum einen
eines begüterten Fabriksbesitzers, mit auffallender Freund¬
zum Willkommskuß
Der Mörder.
lichkeit entgegenkam, und er so plötzlich die leichte Möglich¬
etwas gezwungenes
Novelle von Artur Schnitzler.
keit einer Verbindung vor sich sah, die seiner Stellung
Gefühl der Erleicht
und seinem Vermögen angemessen war, begann er jene
stieg, die Nachricht
Ein junger Mann, Doktor beider Rechte, ohne seinen
andere, die wie ein heiter zwangloses Abenteuer ange¬
sei trotz aller Gehei
Beruf auszuüben, elternlos, in behaglichen Umständen
fangen, als lästige Fessel zu empfinden, die ein junger
der Gerüchte doch
lebend, als liebenswürdiger Gesellschafter wohl gelitten,
Mann von seinen Vorzügen unbedenklich abschütteln
seine sich überstürze
stand nun seit mehr als einem Jahre in Beziehungen zu
dürfte. Doch die lächelnde Ruhe, mit der Elise ihn immer
als daß Elise, was
einem Mädchen geringerer Abkunft, das, ohne Verwandt¬
wieder empfing, ihre sich stets gleichbleibende Singabe in
zu Zeit an Herzkrä
schaft gleich ihm, keinerlei Rücksichten auf die Meinung
den spärlicher werdenden Stunden des Zusammenseins,
rasch zu erholen pfl
der Welt zu nehmen genötigt war. Gleich zu Beginn der Be¬
die ahnungslose Sicherheit, mit der sie ihn aus ihren
länger anzuhalten
kanntschaft, weniger aus Güte oder Leidenschaft als aus
Armen in eine ihr unbekannte Welt entließ, all dies
seiner schuldvollen
dem Bedürfnis, sich seines neuen Glückes auf möglichst
drängte ihm nicht nur jedesmal das Abschiedswort von
heftig berührt, daß
ungestörte Weise zu erfreuen, hatte Alfred die Geliebte
den Lippen, zu dem er sich vorher stets fest entschlossen
in Beweisen von
veranlaßt, ihre Stellung als Korrespondentin in einem
glaubte, sondern erfüllte ihn mit einet Art von quälendem
vor Mitternacht, o
ansehnlichen Wiener Warenhause aufzugeben. Doch nach¬
Mitleid, dessen kaum bewußte Aeußerungen einer so
kommen, hatte er n
dem er sich längere Zeit hindurch, von ihrer dankbaren
herzlich vertrauenden Frau wie Elise nur als neue und
Reise entworfen, au
Zärtlichkeit umschmeichelt, im bequemsten Genusse gemein¬
innigere Zeichen seiner Neigung erscheinen mußten. Und
von ihren üblen Zu
samer Freiheit wohler befunden hatte als in irgend einem
so kam es dahin, daß Elise sich niemals heißer von ihm
früheren Verhältnis, begann er nun allmählich jene ihm
Niemals hatte
angebetet glaubte, als wenn er von einer neuen Begeg¬
wohlbekannte verheißungsvolle Unruhe zu verspüren, wie
so durchtränkt von
nung mit Adele, wenn er durchbebt von der Erinnerung
sie ihm sonst das nahe Ende einer Liebesbeziehung an¬
genommen als in #
süßfragender Blicke, verheißender Händedrücke und zuletzt
zukündigen pflegte, ein Ende, das nur in diesem Falle
weg ernstlich einen
im Rausch der ersten heimlichen Brautküsse in jenes stille,
vorläufig nicht abzusehen schien. Schon sah er sich im
er seine Flucht aus
ihm allein und seiner treulosen Liebe geweihte Heim
Geiste als Schicksalsgenossen eines Jugendfreundes, der,
Gebot seiner für ei
zurückgekehrt war; und statt mit dem Lebewohl, das er
vor Jahren in eine Verbindung ähnlicher Art verstrickt,
schaffenen unsteten
sich noch auf der Schwelle vorgenommen, verließ Alfred
nun als verdrossener Familienvater ein zurückgezogenes
kunstvollen Verschli
die Geliebte allmorgendlich mit erneuten Schwüren ewigen
und beschränktes Leben zu führen gezwungen war; und
in den Schlaf; ab
Angehörens.
manche Stunden, die ihm ohne Ahnungen solcher Art an
die Spalten der I
So liefen die Tage durch, beide Abenteuer hin;
der Seite eines anmutigen und sanften Wesens, wie Elise
ihm die aufgewandt
endlich blieb nur mehr zu entscheiden, welcher Abend für
es war, das reinste Vergnügen hätten gewähren müssen,
erscheinen. Ja, er
die unvermeidlich gewordene Aussprache mit Elisen besser
begannen ihm Langeweile und Pein zu bereiten. Wohl
nun die leidende
gewählt wäre, der vor oder der nach der Verlobung mit
war ihm die Fähigkeit und, was er sich noch höher an¬
haft fern wie eine
Adelen; und an dem ersten dieser beiden Abende, da ja
rechnen mochte, die Rücksicht eigen, Elise von solchen
blühend im Duft u
doch noch eine Frist vor ihm lag, erschien Alfred in einer
Stimmungen nichts merken zu lassen, immerhin aber
stand. Um die
durch die Gewohnheit seines Doppelspiels fast beruhigten
hatten sie die Wirkung, ihn wieder öfter die Geselligkeit
Adelens seine Wer
Seelenverfassung bei der Geliebten.
jener gutbürgerlichen Kreise aufsuchen zu lassen, denen
aber doch nicht mit
er im Laufe des letzten Jahres sich beinahe völlig ent¬
Er fand sie blaß, wie er sie vorher niemals gesehen,
wurde. In gutmüt
fremdet hatte. Und als ihm bei Gelegenheit einer Tanz¬
weibers oft versuch
in der Ecke des Diwans lehnen; auch erhob sie sich nicht
unterhaltung eine vielumworbene junge Dame, die Tochter wie sonst bei seinem Eintritt, um ihm Stirn und Mund 1 die Forderung, Alf