I, Erzählende Schriften 26, Der Mörder. Novelle, Seite 3

26. Der Moerder
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Derheender
Dr. Berger mit Namen
zweideutig bezeichnet, daß kein Mensch in T..,
klaren sein konnte, wer gemeint sei. Es war die Rede von mir nuten. Sie hal ihm auch genützt, wenn auch Fellelche n und 0
einem Landtagsabgeordneten, der erst jüngst durch den
nur für den Augenblick. Es scheint mir keine allzu kühne
jedoch haben beide
Mut seiner Beredsamkeit die Versammlung elektrisiert hatte
Hypothese, daß dem alten Routinier volkstümlicher poli¬
gefunden und jede
wie noch keiner (Schuselkas Rede in der Adreßdebatte),
tischer Schauspielerei, als er diese Zeilen schrieb, die
ihr Daseinsrecht.
und dem am letzten Karfreitag die Zahlungsauflage mit
Paraderolle, die ein solcher Schritt Dr. Bergers ihm auf
Goldlack und
Exekutionsandrohung wegen einer Schuld von 200 Gulden! den Leib schreiben würde, schon in dämmernden Umrissen
aus, daß man ihn
zugekommen sei. Der „menschenfreundliche Gläubiger oder lockend vor der Seele stand. Er hat sie nachher auch —
ihm vermischt sich der
Reisen begeben, um so in der Entfernung die Kraft und,
Befreiung. Bald aber wies er beides, Hoffnung wie Be¬
anderes, das er erleb
die Widerstandsfähigkeit seiner Gefühle zu prüfen, und er
fürchtung, mit so heftiger Bewegung von sich, daß am
Dies ereignete sich im
widersetzte sich sogar dem Vorschlag eines Briefwechsels
Ende nichts in ihm war als die kindlich=freudige Er¬
einem hellen Herbstta
zwischen den jungen Leuten, um die Möglichkeit einer
wartung einer bunten Lustfahrr ins Weite in Gesellschaft
lebhaft und blühend
Selbsttäuschung auch auf diesem Wege mit Sicherheit
eines liebenswürdig anhänglichen Geschöpfes; und noch
Händen an ihr Herz
ausgeschaltet zu wissen. Wenn Alfred mit den Absichten
am Abend des gleichen Tages plauderte er mit der arg¬
blickte und sofort wie
von heute wiederkehrte, und wenn er dann bei Adelen
losen Geliebten in heiterster Laune über die reizvollen
einer Pflicht bewußt
die gleichen Empfindungen wiederfände, die sie heute zu
Aussichten der bevorstehenden Reise.
verursachen. Dies abe
hegen überzeugt sei, so werde der sofortigen Vermählung
Da der Frühling im Anzug war, suchte Alfred mit
Erbitterung, die er
des jungen Paares von seiner Seite nicht das Geringste im
Elisen zuerst die milden Ufer des Genfersees auf. Später
Besorgten zu verberg
Wege stehen. Alfred, der sich diesen Bedingungen nur
stiegen sie zu kühleren Gebirgshöhen empor, verbrachten
selbst daran zu glaub
widerstrebend zu fügen schien, nahm sie in Wahrheit wie
den Spätsommer in einem englischen Seebad, besuchten im
gewiß schon etliche
eine neue Fristerstreckung des Geschicks innerlich auf¬
Herbst holländische und deutsche Städte, um endlich dem
Kränkung Ausdruck,
atmend entgegen, und nach kurzem Besinnen erklärte er,
einbrechenden trüberen Wetter unter den Trost südlicher
hielte, beschwor sie,
unter diesen Umständen sich schon heute verabschieden zu
Sonne zu entfliehen. Bis dahin war nicht nur Elise, die
Arzt aufzusuchen, und
wollen, wäre es auch nur, um damit zugleich das Ende
über die nahe Umgebung Wiens früher nicht hinaus¬
schlag mit Rücksicht
der geforderten Trennungszeit näher heranzurücken. Adele
gekommen war, wie eine köstlich Träumende an der Hand
Heilkünstlern des
schien zuerst von dieser unerwarteten Fügsamkeit verletzt
ihres geliebten Führers durch dieses Jahr der Wunder
plötzlich, wie überströ
zu sein, doch nach einer kurzen vom Vater verstatteten
geschwebt; auch Alfred, so klar er sich immerfort der Zu¬
hier, unter freiem Hi
Unterredung unter vier Augen hatte Alfred seine Braut
kunft mit ihren nur aufgeschobenen Schwierigkeiten be¬
vorübergingen, seine
dahin gebracht, daß sie ihn um seiner Liebesklugheit
wußt war, hatte, von dem Glück Elisens wie mitgefangen,
er, gleich einer fliege
willen bewunderte und ihn mit Schwüren der Treue, ja
sich der anmutigen Gegenwart unbedenklich hingegeben.
jagen, dessen Vorhand
mit Tränen in den Augen in eine gefährliche Trennungs¬
Und während er zu Beginn der Reise Begegnungen mit
setzte, den er aber ba
ferne entließ.
Bekannten vorsichtig auszuweichen gesucht, es möglichst
Stunden der Langw#
Kaum auf die Straße gelangt, begann Alfred schon
vermieden hatte, mit Elisen sich auf belebteren Promenaden
die Reise, wie er mit
allerlei Möglichkeiten zu erwägen, die im Laufe dieses ihm
und in den Speisesälen großer Hotels zu zeigen, forderte
gewesen war. Zuglei
zur Verfügung stehenden Jahres eine Lösung seiner Be¬
er später mit einer gewissen Absichtlichkeit das Schicksal
langen nach Adelen
ziehungen zu Elisen herbeiführen könnten. Und sein
heraus und war gerne gefaßt, durch eine Depesche seiner
machungen zu Trotz,
Drang, die schwierigsten Angelegenheiten des Lebens ohne
Braut des Treubruchs bezichtigt und damit zwar eines
an sie sandte, in der
tätiges Eingreifen zu erledigen, war so übermächtig, daß
noch immer heiß ersehnten Besitzes, zugleich aber alles
flehte und die er unte
jen ir nicht nur über seine Eitelkeit den Sieg davontrug,
Zwiespalts, aller Unruhe und aller Verantwortung ledig
Wenige Tage spä
sondern auch dem Aufschweben düsterer Ahnungen günstig
zu werden. Doch keine Depesche, noch sonst eine Nach¬
widerung, die lautete
war, vor denen sein wehleidiges Wesen sonst gerne zurück¬
richt aus der Heimat drang zu ihm, denn Adele hielt sich
Mit dem zerknitterten
schreckte. In dem Zwang ungewohnt engen Zusammen¬
gegen Alfreds eitle Erwartung so streng wie er selbst
nun trotz des fragwü
seins, wie es die Reise mit sich brachte, so dachte er, könnte
nach der vom Vater geforderten Uebereinkunft.
begriff aller Hoffnung
es wohl geschehen, daß Elise, erkaltend, sich allmählich von
Doch es kam die Stunde, in der, für Alfred
gleitung die Fahrt n
ihm abwendete; und auch das Herzleiden der Geliebten
wenigstens, dies Wunderjahr ein jähes Ende nahm und lich schönster Teil der
bot den Ausblick auf eine freilich unerwünschtere Art der mit einem Male zauberlos, ja öder als iraend ein! Elise hätte von verschl#
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