I, Erzählende Schriften 25, Die Hirtenflöte. Novelle, Seite 1

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Telephon 12.801.
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„ODSEITEN
l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeltungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Verfretungen
In Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genk, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohme Gewähr).
u Se. Tuselsenel.
S
lnehe
SCHNITZLERS „Hirtenflöte“ ist in dem schon früher an¬
gekündigten Luxusdrucke, mit neuen Radierungen von Ferdi¬
nand Schmutzer, im Deutsch=Österreichischen Verlage er¬
schienen. Die schönen Einbände wurden nach einem Entwurf
von Prof. Hoffmann, in der Wiener Werkstätte angefertigt.
Wir stehen diesem ersten Versuch, das illustrierte Buch in so
vortrefflicher Form mit Bildern in Original=Reproduktionen
neu zu beleben, mit großer Sympathie gegenüber und möchten
erfreut konstatieren, daß ein überaus liebes Büchlein hier ent¬
standen ist. Immerhin darf nicht verschwiegen werden, daß
bedauerlicherweise einige kleine Versehen mit unterlaufen sind,

die offenbar schwer zu vermeiden sind, wenn ein Verlag ganz
auf österreichische Firmen angewiesen ist. Der Registerstand
ist zum Teil so wenig ordentlich eingehalten, daß es auch den¬“
Laien stören muß.
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Zeitung: Berliner Zeitung am Mittag
Ort:
Berlin
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7 Der kolerierte Arthur Schuttzler.
7 Kaiser Franz Joseph hat, wie aus Wien
Emeldet wird, Arthur Schnihzlers „Hirtenflte¬
für dies k. k. Fideikommiß=Bibliothek angenom¬
imen. Das wäre weiter nicht verwunderlich;
denn Schnitzler gehört denn doch in deutschen
Landen zu den besten Namen und seine Werke
sind wohl auch amüsanter als der größte Teil
der patriotischen Gelegenheitsschriften, die kaiser¬
lichen Bibliotheken ehrfurchtsvoll gewidmet
werden. Aber man erinnert sich dabei des Um¬
stands, daß noch jüngst ein anderes Werk Schnitz¬
lers, das Schauspiel „Professor Bernardi“,
von der österreichischen Zensur als gegen die
katholische Religion gerichtet verboten wurde.
Auch war Schnitzler einmal, vor vielen
Jahren, k. u. k. Regimentsarzt. Aber ein mili¬
tärischer Ehrenrat hat, auch vor vielen Jahren,
befunden, daß Schnitzler nicht würdig sei, Offi¬
zier zu sein, weil er in seiner Novelle „Leutnant
Gustl“ die Ehrbegriffe des Offiziersstandes
lächerlich gemacht hahe. So ändern sich die
Zeiten!
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Wom:
7— Bücherfreunden und Kunstliebhabern ist in der vor
kurzem erschienenen Luxusausgabe von Schnitzlers
„Hirtenflöte“ (Deutsch=österreichischer Verläß,
Suerer
besonders rare Delikatesse durch die neun Originalradierungen
von Schmutzer geboten worden, welche diesem Büchlein als
Illustrationen beigegeben sind. Nun wäre freilich zu sagen,
daß es wenige Geschichten gibt, die so unmöglich zu illustrieren
sind, wie dieses mertwürdige psychologisch=allegorische Märchen,
das in goetheisch abgeklärter Sprache phantastisch=fabelhafte Be¬
gebenheiten erzählt, die einer grauen Vergangenheit anzuge¬
hören scheinen, indes durch zahlreiche Anspielungen der Ein¬
druck eines modernen Milieus hervorgerufen wird. So bleibt
die Erzählung gewissermaßen im zeitlosen Schweben und be¬
wahrt dadurch ihr nebelhaft=symbolisches Wesen, das einer
präzisen., optisch=gegenständlichen Fassung, wie sie der Maler
oder Zeichner, und noch dazu der realistische, von heute geben
muß, widerstrebt. Vielleicht hätte ein Künstler von der Arl
Genellis hier eine entsprechende Ausdrucksform gefunden,
vielleicht auch, um Modernere zu nennen, Klimt oder Beards¬
ley, wenngleich diese letzteren durch eine ornamental stili¬
sierende Manier und durch ein Betonen des Erotischen den
Schwerpunkt sicherlich zu weit nach der anderen Seite ver¬
schoben hätten. Es wäre interessant, den Dichter selbst darüber
zu hören, inwiefern er seine Absichten durch solche Ueber¬
tragung ins Bildhaft=Körperliche gehemmt oder gefördert
findet. Man mag da an das Wort erinnern, das Brahms an
Klinze schrieb, als ihm dieser seine Vadierungen zu Brahms¬
schen Liedern zugeschickt hatte: „Manchmal beneide ich Sie
darum, wie deutlich Sie mit dem Stift sein können, manchmal
freue ich mich, daß ich es nicht zu sein brauche.“ Sehen wir
aber von diesen theoretischen Spitzfindigkeiten ab, so ist zu
bemerken, daß die technisch reizenden (zum Teile wohl unter
der Lupe gearbeiteten) Nadelminiaturen des berühmten Ra¬
dierers, rein für sich betrachtet, wie auch als Teil eines biblio¬
graphischen Gesamtkunstwerkes — so mag man dieses auf
kostbarstem Pavier sorgfältig gedruckte und prächtig ein¬
gebundene Büchlein nennen — den Kenner erfreuen werden.
Weitaus das liebste ist mir freilich das erste Blait, das Porträt
des Dichters; doch findet sich auch unter den eigentlichen
Illstrationen manches Schöne — wie es von einem Künstler)
die Schmutzer nicht anders zu erwarten war. A. F. S.