I, Erzählende Schriften 25, Die Hirtenflöte. Novelle, Seite 8

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Wiener Allgemeine Zeitung, Wien

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[Arthur Schnitzler in der Urania.] Vor ausverkauftem
Haus las dieser Dichker Jugunsten wohltätiger Kriegsfürsorge
gestern abends aus seinen gesammelten Novellen „Die Hirten¬
flöte“, und aus seinen dramarischen Werken zwei Szenen
des „Medardus“. Die „Hirtenflöte“ einem großen Publikum
in einem weitläufigen Saal zu Gehör zu bringen, wäre
jedem ausübenden Künstler abzuraten. Denn gerade diese
edelste Novelle Schnitzlers ist in eine Form gegossen, welche “.
unmittelbarerer dramatischer Färbung der Wiedergabe #
widerstrebt. Zu Anfang und zu Ende nur treten Erasmus
und Dionysias Gestalten handelnd auf den Plan, sonst
aber fließt der Strom der Erzählung durch die weiten
Gefilde der Seelen ruhig und majestätisch dahin. Niemand
als derjenige, der dies ungeheure Schicksal Dyonisias erdachte,
konnte es auch leidenschaftslos, losgelöst von jeder
individuellen Ausschmückung erzählen. Und eben daß Arthur
Schnitzler die Novelle nicht las, sondern es vielmehr klang,
als derjenige, der dies ungeheure Schicksal Dionysias erdachte,
eben das bewahrte dieser Dichtung ihre einzige Art. Der
Wirklichkeit entrückt und doch aus dem tiefsten Sinn des
Geschehens geschöpft; zeitlos und doch den Rätseln dieser
Zeit entstiegen, gelangt „Die Hirtenflöte“ zu einer Monu¬
mentalität der Form, welche stellenweise die Novelle zum
Epos steigert. Der Streik, die Kriegsszenen, die Fürsten¬
orgie wirken wie Gesänge. Und der Kontrast von leiden¬
schaftlichstem Geschehen und abgeklärter, jeder unmittelbaren
Teilnahme sich entziehender Mitteilungsart rückt das Er¬
lebnis in die Höhen der Symbolik. Diesen Ton der Ferne
anzuschlagen, diese Stimmung des Geheimnisses festzuhalten,
welches der Menschen Gesetze über Menschenmacht stellt,
dieses kalte, weite Flimmern, Aufleuchten und Verlöschen¬
lassen eines von Dionysos getriebenen Schicksals gelang
Arthur Schnitzler durch seine enthaltsame, gleichsam unper¬
sönliche Art des Vortrages vollkommen. Das Publikum
folgte mit lautloser Aufmerksamkeit. Als Gegensatz glitten
dann die zwei raschen, kriegslauten Szenen der gegen
Napoleon ziehenden Jungwiener vorüber. Hier kam die
dramatische Zeichnung, welche mit einem Strich einen vollen,
ganzen Menschen lebendig macht, zu starker Geltung. Wohl¬
tuend war die vornehme Art, mit der Schnitzler die feurigen
Vaterlandsworte, welche wie für die Gegenwart geschrieben.
scheinen, „unterstrichen“ sprach. Er sollte für deutsche
und österreichische Theaterdirektoren einen Regiekurs lesen:
Wie spielt man patriotische Stücke?
S. 2.
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Schnsucht und Tias
gurgen zeigt. Wer' um Werk tauchte
Schlstzens #serns A#bends in der Erm
die Gewißheit, daß hier einer Alkörds
einer gewaltinen Weltenmüsik griff, der viellsicht auserwählt,
ihrer braufenden Harmönien Schlüssel und Grundierung
noch zu finden und in hohen Melodien wiederzugebenn
L.U.