I, Erzählende Schriften 24, Die dreifache Warnung, Seite 9

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dreifache Narnung
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ekgenrennen 1923. 20. April Targa=Florio des Majlan¬
der Automobil=Klubs; 10. Mai auf der Avus bei Berlin der
Große Preis von Deutschland, Ende Juni der Große Preis von
Italien. Frankreich will zwar dagegen Einspruch rheben, da
chon 14 Tage später der Große Preis von Frankreich folgen soll.
Ob der Einspruch jedoch von Erfolg begleitet ist, muß dahin¬
#estellt bleiben, umsomehr, als Bestrebungen, beide Veranstaltun¬
zen als Großen Preis von Europa zusammenzulegen gescheitert
ind. Im August wird Italien dann noch seine alljahrliche Alpen¬
ab.“ in vier Etappen und Belgien seinen Großen Preis der
Tourenwagen veranstalten.
Allgemeines. Deutscher Turn= und Sportaus¬
schuß. Montag den 30. d. Sitzung des Ausschusses im Kafser¬
hause Schopp.
Bühne
Kunst und Schrifttum.
Arthur=Schnitzler=Feiern.
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Vorlesung des Dichters.
Deutsches Haus.
Literatur. — Die letzten Masken. — Der grüne
Kakadu.
Schauspielhaus.
F. G. — Als eine Art Nachfeier des 60. Geburtstages
Arthur Schnitlers luden sowohl die Konzertdirektion so¬
wie die Theaterleitung den Wiener Dichter zu Gast. Und so
las er Mittwoch abeno im dichtgefüllten großen Festsaal des
Teutschen Hauses einige ällere Dichtungen vor. Zunachst die
kurze symbotische Geschichte „Die dreisache Warnung",
aus der Schnitzlers strenger Determinismus, ja Fatalismus
spricht, sodann die längere Novelle „Das Schicksal des
Freiherrn von Leisenbogh“ aus dem Bande „Däm¬
merseelen“. Hier spielt der Dichter sonverän und ironischg mit
den Problemen des Okkultismus und laßt in raffinierter Lech¬
nik zwischen den Zeilen seinen Spott über dergleichen Brimbo¬
rium hervorschimmern. Leider gelang es seiner eintönig farb¬
losen und leisen Lesemanier nicht, der Geschichte und namentlich
der erwähnten Belichtung Nachdruck zu geben. Noch weni¬
ger vermochte er die Burleske „Zum großen Wurstel“,
diese wahrhaft köstliche revueartige Selbstpersiflage seiner ge¬
samten Leitmotive zu verlebendigen. Einem Nichtkenner des
Textes dürfte es sehr schwer gesallen sein, die Fäden der Litera¬
turkomödie und das beziehungsreiche Ineinanderspiel der ver¬
schiedenen Gestaltensphären zu entwirren. Auch die „Weih¬
nachtseinkäufe“ aus „Anatol“ entbehrten der notwendi¬
gen Differenzierung in Ton und Gefühl des leichtsinnigen Me¬
lancholikers, der zu barsch, ja grob geriet, und der aus spitzer
Vosheit, überlegener Ironie, sentimentalem Einschlag und sich
selbst bedauernder Feigheit zusammengesetztem Gabrielle, die der
Vorlefer gar zu püppchenhaft geziert tonte. Aber über alle Man¬
gel des Vortrags hinweg schlug dem Dichter Schnitzler heiße
Begeisterung entgegen.
Das Theater hatte drei Einakter vorzubereiten verspro¬
chen. Zur Aufführung gelangten sie wohl, mit der Vorbereitung
war es aber nichi wert her. Ja, um es gerade heraus zu sagen,
die Aufführung geriet beschämend schlecht und um so peinlicher.
als der Dichter anwesend war und von unserem Theater ein
recht klägliches Bild nach Wien nehmen wird. Rollenunkennt¬
nis, Stockungen, Verschleppung der Tempos und vielsach dilet¬
tantische Leistunger drückten das Niveau des Abends auf sonü
hier nicht übliche Grade hinunter und versenkten die drei Dra¬
men streckenlang in ein Meer von Langeweile. „Literatur“
hielt Hans Götz als Tarsteller des Klemens immerhin noch in
achtbarer Höhe, ließ jedoch als Spielleiter das beflügelude Kom¬
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Nr. 49
Brünn, Freitag
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nando vermissen, statt Fritz Horn, der sich auch hier nicht
flücklich als Gilbert versuchte, die zeitverschleppende Manier
des breiten Sprechens und überflüssiger Gebärdenmätzchen ab¬
zustellen, und aus Mimy Jonstorffs sonst ansprechender
MNargarete etwas mehr Temperament herauszuholen. Störend
wirkte ferner das auf ein falsches Stichwort eingesetztesvorzei¬
ige Klingeln der Türglocke. „Die letzen Masten“ litten
unter Fritz Horns farblosem und langweiligem Rademacher
und auch Hans Hansen vermochte für den todgeweihten Schau¬
spieler nicht voll aufzukommen, wenn er auch im stummen Blick
manchen packenden Augenblick hatte. Karl Ranningers
Dichter Weihgast war in der übertünchten Hohlheit und verle¬
genen Verlogenheit recht gut stizziert. Das geniale Furioso des
„Grünen Keladus“, Schnitzlers theatralisch von ihm nie
mehr übertroffenes Meisterwerks, fiel gestern kläglich zu Boden.
Man erkannte es einfach nicht wieder. Ein hilfloses, anödendes
Schneckentempo brach ihm das Genick. Die Spielleitung Fritz
Horns ließ den Dichter im Erfassen der Revolutionsstim¬
mung (der männergejangvereinsartige Preis der „Freiheit“ durch
die Komparserie half dem Leichnam nicht mehr auf die Beine
und im Herausarbeiten der mannigfachen prachtvollen Charai¬
tergestalten im Stich. Nennt man aus der Fülle der Namen
Ernst Neuhardts zeitgetreuen Vicomie von Nogeant, Else.
Dietrichs stilvolle Marquise und den im ganzen ann
baren Henri Hans Richters,
der aber im entschei
Schlußmoment versagte, so hat man wirklich alles
Lobenswerte erschöpft. Soll dieser Schnitzler=Abend
Spielplan weiter ausgenützt werden se wüssen den Wiederauf¬
führungen weitere intensive Proben
ngehen.
chnitz¬
ler dunkte nach dem zweiten Stücke für
hen, ausschlie߬
lich ihm geltenden Beifall, ließ sich aber nach dem dritten nicht
mehr sehen.
„Vereinigte deutsche Cheater in Brunn.
Deutsches Haus: Heute geschlossen. Morgen nachmit¬
tag Schülervorstellung bei halben Preisen Der zerbro#
Krug“ und „Einen Jux will er sich machen“. Abend Erstauft
rung der neueinstudierten Operette „Boccaccio“ mit Frl. Cordy
Millowitzsch in der Titelrolle als Gast (blaus. Sonntag nachmit¬
tag bei ermäßigten Preisen „Die Tangokönigin“ Gastspiel
Cordy Millowitzsch in der Titelrolle, abend erste Wiederholung
von „Boccaccio“ mit Frl. Cordy Millowitzsch als Gast saußer
Stammrecht). Montag und Dienstag geschlossen. Mittwoch
nachmittag Die schöne Helena“, Gastspiel Cordy Millowitzsch,
ermäßigte Preise, abend „Boccaccio, Gastspiel Cordy Millo¬
witzsch (gelb).
Gastspiele des Kammersängers Fritz Kraus
von den Staatsopern Wien und München: Kammersarger Fritz¬
Kraus, der in der ve igen Spielzeit an der Wiener Staatsoper
mit einem derartigen Erfolg gastierte, daß er kommenden Win¬
ter einer Vereinbarung beider Staatsopern gemäß seine künst¬
lerische Tätigkeit zwischen der Wiener und Munchener Oper tei¬
len wird, gastiert Donnerstag als Turiddu und Canio in der#
beiden Opern „Cavalleria Rusticana“ und „Bajazzo“ und Sams¬
tag als Don Jose in „Carmen“ Fritz Fraus zählt heute zu
den ersten Sternen des Kunsthimmels. In begreiflicher Spau¬
nung sieht man darum seinem ersten hiesigen Gastspiel entgegen.
Freitag geschlossen.
Schauspielhaus: Heute „Literatur", „Letzte Masken“.
und „Der grüne Kakadu“ (Vereinsvorstellung. außer Stamm¬
recht). Morgen eine Wiederholung des neuen Lustspiels „Die
beiden Herren der gnädigen Frau“ frots. Um 22 Uhr erste
Nachtvorstellung dieser Spielzeit, die Erstaufführung des fran¬
zösischen Schwankes „Der Hühnerhof“ von Tristan Bernard.
Jugendlichen ist der Eintrift nicht gestattet. Sonntag nachm
tag bei ermäßigten Preisen „Die beiden Herren der gnädi
Frau“, abend Erstaufführung des neuen Schwankes „Far
Hannemann“ (außer Stammrecht). Montag und Dienst#
schlossen. Mittwoch gelangt nachmittag bei ermäßigten Pr
nach mehrjähriger Pause „Der Müller und sein Kind“ zur Auf¬
führung, abend werden die Schnitzlerschen Einak
S A ZU

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