„
linsty, der,
besonderer Lust bei der Sache i.
Vorlesung Artur Schnitzler.
0“ Artur Schnitzler las am gestrigen Abend in
der Prager Urania aus eigenen Werken. Er
wählte zumeist äliere Werke: die schöne Novelle
„Die dreifache Warnung“, die einaktige Tragi¬
komödie „Die letzten Masken“ ein Kapitel aus
dem Roman „Der Weg ins Freie“ und die gra¬
ziöse Burleske „Zum großen Wurstel", lauter
Stucke, in denen sich die Meisterschaft Schnitzlers,
frei von jedem falschen Ton, ebenso anspruchslos
wie bezwingend entfaltet. Schnitzler liest sehr
gut, völlig unbekümmert um die Wirkung, dabei
sorgfältig jede Nüance herausarbeitend. Der be¬
wunderungswürdige Geschmack, der den Dichter
leitet, kennzeichnet auch den Vorleser.
Die Schauspieler können von ihm lernen,
wie man seine Stücke zu spielen hat. Insbeson¬
dere die Vorlesung der „Letzten Masken“ war
sehr lehrreich. Man spielt Schnitzler gewöhnlich
entweder zu laut oder zu leise, zu pointenfreudig
oder zu betont diskret. Auf diesen einen Ton,
der um eine Schwingung zu laut oder zu leise ist,
kommt es bei Schnitzler an. Es war ein außer¬
ordentliches Vergnügen, zu sehen, wie selbstver¬
ständlich Stimmung in Stimmung überfließt, wie
unmerklich sich die schwierigsten Uebergänge er¬
geben, wenn Schnitzler selbst gestaltet.
Die Wirkung war außerordentlich stark.
Schnitzler wurde nach Gebühr gefeiert. Der große
Uraniasaal war überfüllt wie nie vorher.
1.
V.
ale Moten
###ten.
„ 0.
9)
Arthur Schnitzler in Prag. %/1 0.
ie,
Der Volksbildungsverein „Urania“ ehrte den
Dichter durch die gelungene Veranstaltung eines
Vortragsabends, der überaus gut besucht war, und
durch eine interne Begrüßungsfeier, bei der aller¬
dings die tatsächlichen Vertreter des geistigen deut¬
schen Prags in der Minderzallt waren. Das Neue
Deutsche The ter lündigte — nicht, wie zu erwarten
gewesen wäre, eine Festvorstellung im großen Hause,
etwa die längst fällige Neueinstudierung des „Jun¬
gen Medardus“, sondern — als Nachmittagsvorstel¬
lung auf der Kleinen Böhne „Liebelei“ an, und
zwar „in Anwesenheit des Dichters“ Tatsächlich
jedoch fand diese Aufführung in Abwesenheit
des in Prag anwesenden Dichters statt.
Arthur Schnitzlers Vorlesung in der „Urania“
gestaltete sich zu einem vollgültigen Erfolg einer Vor¬
tragskunst, die ungemäßes Pathos nicht minder mei¬
det, als trockene, sachliche, innerlich unbe eiligte
Deklamation. Es herrscht eine überzeugende Ueber¬
Eeinstimmung zwischen dem Wesen der dichterischen
Ceeu Ouan
7
Grag liche
1. November 1922.
und der rhetorischen Kunst Arrhur Schnitzlers. Das
X Iwal
fahrt nach
Streben nach absoluter Klarheit, das den Werken die¬
3. Novemb¬
ses Dichters Bewegung und Tiese verleiht, macht sich
auch in seiner Art zu lesen, deutlich bemerkbar. Man
X Einzi
hat den Eindruck, den genaues Hinhorchen auch be¬
Metropolit
stätigt, daß der Dichter das vor Jahren entstandene
Oper, gibt
Werk beim Vorlesen gleichsam kritisch mustert und,
vember in
indem er mit klarer ernster Stimme Wort um Wort
mittags. 2
abwägt, manchen Satz neu formt, Wendungen korri¬
„Tannhäuse
giert, durch Zusammenziehung die Konturen der
Lieder von
Dichtung schärfer herausarbeitet als dies bei der sei¬
Hildach, Si
nerzeitigen Nieverschrift geschehen.
Wetzler, Ha
So las Schnitzler die epische Dichtung „Die drei¬
X Emil
#iche Warnung“, mit klarem Ernst und einer Sicher¬
zert in Pre
hekt, die nichts mit Selbstsicherheit zu tun hatte. Die
Programm.
Zusammenstellung des Programmes (das der Dich¬
Chopin, Se
ter immer wieder zu verändern pflegt; in allen tsche¬
lären Prei
choslovakischen Städten „wohin ihn seine Vortrags¬
Habel.
reise geführt hat, las er immer wieder andere Werke
X Vortr
vor), ist an sich als ein kleines Meisterwerk anzu¬
November
sprechen. Der Einakter „Die letzten Masken“ hätte
ter Paul K
manchem Regisseur und Schauspieler Neues lehren
seinen nich
die Komödie
können. So wurde z. B. die — in Prag seinerzeit
à Kronen 1
fälschlicherweise possartisch aufgefaßte — Rolle des
arrivierten Schriftsiellers hier erst in ihrer ganzen
X Jakol
amusischen Hohlheit erkennbar. Einem klugen Ka¬
der „Urank
überzeugend und mit verhaltenem Temperament vor¬ bedeutet die
X Woche
getragen, die Burleske vom „Großen Wurstel“ die
das Werk des Dichters, sein Publikum und die seine „Körperpfler
Stücke aufführenden Theaterdirektoren ebenst scharf Univ.=Profe.
charakterisierte, wie des Lebens Seltsamkeiten und 4 Kronen,
zu der mann, Jörn
das Törichte der Literaten=Literatur —
gliedern ein
Schnitzlers Werk in schroffem Gegensatz steht —
fügung.
überhaupt. Ein genußreicher, hormonischer Abend,
Wien). Frei
für dessen Veranstaltung der EUrania“ Dank ge¬
„Urania“. 2
bührt.
bunzlau, Lel
Das Reigen
Kronen Mit
Berliner Theater und Kunst.
Dr. Max K
Käthe Darsch hat eine nrue Rosle, die Christine unmson 9#
linsty, der,
besonderer Lust bei der Sache i.
Vorlesung Artur Schnitzler.
0“ Artur Schnitzler las am gestrigen Abend in
der Prager Urania aus eigenen Werken. Er
wählte zumeist äliere Werke: die schöne Novelle
„Die dreifache Warnung“, die einaktige Tragi¬
komödie „Die letzten Masken“ ein Kapitel aus
dem Roman „Der Weg ins Freie“ und die gra¬
ziöse Burleske „Zum großen Wurstel", lauter
Stucke, in denen sich die Meisterschaft Schnitzlers,
frei von jedem falschen Ton, ebenso anspruchslos
wie bezwingend entfaltet. Schnitzler liest sehr
gut, völlig unbekümmert um die Wirkung, dabei
sorgfältig jede Nüance herausarbeitend. Der be¬
wunderungswürdige Geschmack, der den Dichter
leitet, kennzeichnet auch den Vorleser.
Die Schauspieler können von ihm lernen,
wie man seine Stücke zu spielen hat. Insbeson¬
dere die Vorlesung der „Letzten Masken“ war
sehr lehrreich. Man spielt Schnitzler gewöhnlich
entweder zu laut oder zu leise, zu pointenfreudig
oder zu betont diskret. Auf diesen einen Ton,
der um eine Schwingung zu laut oder zu leise ist,
kommt es bei Schnitzler an. Es war ein außer¬
ordentliches Vergnügen, zu sehen, wie selbstver¬
ständlich Stimmung in Stimmung überfließt, wie
unmerklich sich die schwierigsten Uebergänge er¬
geben, wenn Schnitzler selbst gestaltet.
Die Wirkung war außerordentlich stark.
Schnitzler wurde nach Gebühr gefeiert. Der große
Uraniasaal war überfüllt wie nie vorher.
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Arthur Schnitzler in Prag. %/1 0.
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schen Prags in der Minderzallt waren. Das Neue
Deutsche The ter lündigte — nicht, wie zu erwarten
gewesen wäre, eine Festvorstellung im großen Hause,
etwa die längst fällige Neueinstudierung des „Jun¬
gen Medardus“, sondern — als Nachmittagsvorstel¬
lung auf der Kleinen Böhne „Liebelei“ an, und
zwar „in Anwesenheit des Dichters“ Tatsächlich
jedoch fand diese Aufführung in Abwesenheit
des in Prag anwesenden Dichters statt.
Arthur Schnitzlers Vorlesung in der „Urania“
gestaltete sich zu einem vollgültigen Erfolg einer Vor¬
tragskunst, die ungemäßes Pathos nicht minder mei¬
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Deklamation. Es herrscht eine überzeugende Ueber¬
Eeinstimmung zwischen dem Wesen der dichterischen
Ceeu Ouan
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1. November 1922.
und der rhetorischen Kunst Arrhur Schnitzlers. Das
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Streben nach absoluter Klarheit, das den Werken die¬
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ses Dichters Bewegung und Tiese verleiht, macht sich
auch in seiner Art zu lesen, deutlich bemerkbar. Man
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Metropolit
stätigt, daß der Dichter das vor Jahren entstandene
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Werk beim Vorlesen gleichsam kritisch mustert und,
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So las Schnitzler die epische Dichtung „Die drei¬
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manchem Regisseur und Schauspieler Neues lehren
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können. So wurde z. B. die — in Prag seinerzeit
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überzeugend und mit verhaltenem Temperament vor¬ bedeutet die
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das Werk des Dichters, sein Publikum und die seine „Körperpfler
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charakterisierte, wie des Lebens Seltsamkeiten und 4 Kronen,
zu der mann, Jörn
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gliedern ein
Schnitzlers Werk in schroffem Gegensatz steht —
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