I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 6

Rassenfrage und Professoren¬
weisheit.
aber das diese eute sich als
di. Einheimischen ansehen und Sie und mich
als die Fremden, das kann man ihnen doch
nicht übelnehmen. Das ist doch schlleßlich
nor der Ausdruck ihres gesunden Instinktes
jur anthropologisch und geschichtlich feststehende
Tatsachen. Dagegen und baher auch gegen
alles, was daraus sofet ist weder mit
jüdischen noch mit chritlieen Sentimentali¬
(Arthur Schnitzler, „Der Weg ins Freie“.)
In jenen furchtbaren Völkerschlachten, die ganz
Europa bis tief nach Kleinasien und Afrika hinab ein
Jahrtausend lang, von Cäsars Gallierkriegen bis ins
IX. Jahrhundert nachchristlicher Zeit durchtobten,
sehen wir die Völker sich gegenseitig vernichten und
in Meeren von Blut ersticken. Wir sehen uralte Völker¬
schaften vom Erdboden verschwinden und aus den
Trümmern und dem unendlichen Blute neue Völker,
neue Rassen, neue Sprachen entstehen. Vielfach ver¬
worren und verschwommen zuerst, doch immer aus¬
geprägter, immer deutlicher scheiden sich allmählich
die charafteristischen Merkmale der neuen Typen. Da
gibt es keine schwer zu enträtselnden Mythen aus
prähistorischen Epochen, sondern der ganze Vorgang
dieser gewaltigen Umwälzung spielt sich förmlich vor
unseren Augen ab und wir können mit kritischem Blicke
diesen Prozeß verfolgen, nicht anders, als der Land¬
wirt die Produkte aus den Kreuzungen seiner Tier¬
rassen beobachtet. Und wenn wir da sehen, wie aus
dem brodelnden Hexenkessel von dieser beispiellosen
Vernichtung, Gärung und Entwicklung einzig un¬
berührt das Volk der Juden hervorgeht, da erfaßt
uns ein mächtiges Staunen.
Fragen wir uns nach dem Grunde dieser Er¬
scheinung, nach der Kraft, die dieses winzige Volk
befähigt hat, den Orkan, der die ganze alte Welt zer¬
stört und eine neue Welt erschaffen hat, unversehrt zu
überdauern, so finden wir eine einzige Antwort:
Sein Wille und sein Gesetz. Sein Wille, der
kraft einer legendären Verheißung nach der Herr¬
schaft der Welt strebt, und sein Gesetz, das ihm mit
drakonischer Strenge die Reinerhaltung der Rasse zur
Pflicht macht und die Uebertretung dieses Gebotes mit
den schwersten Strafen ahndet. Denn es steht ge¬
schrieben: „Ich werde dir große und feine Städte
geben, die du nicht gebauet hast, und Häuser alles
Gutes voll, die du nicht gfüllet best, und ausgehauene
Brunnen, die du nicht ausgehauen hast, und Wein¬
berge und Oelberge, die du nicht gepflanzt hast.“
(Deuteronom. VI. 10.) — Das ist allerdings eine
legendäre Verheißung Jahves, des furchtbaren Juden¬
gottes, an sein Volk, doch die Legende ist Wille
geworden und bildet die Triebkraft dieses Volkes durch
die Jahrhunderte. Nur ihm, seinem auserwählten
Volke. verheißt Jahve die Herrschaft der Welt
und auch dann nur, wenn es, seinen Zorn und
seine Rache fürchtend, sich nicht mit den
„Säuen“ vermengt. Denn „keine Bastard soll
in die Gemeinde Jahves kommen, auch nicht
noch zehn Generationen“ (Deuteronom. XXIII. 2) und
verflucht und ausgestoßen ist derjenige, der „den
heiligen Samen gemein macht“ (Esra IX. 2).
Die Geschichte des Judenvolkes ist das
durch das Gesetz geregelte, beispiellos streng ein¬
gehaltene, bewußt durchgeführte Rassenprinzip,
wie es ähnlich bei keinem Volke durch die
Jahrtausende der Weltgeschichte, niemals und nirgends,
vorgekommen ist.
Und Jahves Verheißung leuchtete ihm!
Ueber die ganze Kulturwelt verstreut, doch fest
zusammenhaltend im Gefühle der Gleichartigkeit, stets
unter fremden Gastvölkern lebend, doch stets im vollen
Bewußtsein der fremden Art, die es von seiner
Umgebung scheidet, streckt es langsam, zielbewußt, zweck¬
mäßig, durchdacht die Hand nach Macht und Herrschaft
aus, nach den Gütern, die der Genius seiner Gast¬
völker erschuf. „Ich will dir Häuser geben, alles Gutes
voll, die du nicht gefüllet hast!“
Doch niemals gelänge es ihm, diesem unkriege
Schönherrs Drama „Erde“. (Buchansaahe
und mehr braucht der Mensch nit!“, das ist der
mit dem er sich zufrieben in die Trostlosig¬
fügt. Allein da traten
Inhalt des