ins Freie
Ne
23. D
Um die Originalität Schnitzlers in dieser
Schilderung recht zu erkennen, muß an die Novellistik
eines Kompert oder Karl Emil Franzos erinnert werden.
erfolgreichen Erzähler gehorten dem Zeitalter des
en Liberalismus an. Sie fühlten sich als Deutsche
ngen ebenso inbrünstig wie Berthold Auerbach an
schen Nationalität und Kultur. Für sie hatte das
m künstlerisch den Reiz einer absterbenden
k; das war dieselbe Quelle poetischen Gefühls,
mmermann als Erster die Poesie der Dorf¬
eschöpft hat (im „Oberhof"). Sie zeichneten
odernen Juden, sondern die Einwohner des
n Ghetto. Schnitzler aber ist kein
ndern Gegenwartsmensch; auf die nächste
st er nicht einmal gut zu sprechen, er macht
im Vorwurfe. Vor sich aber sieht er ein
Juden, das unter dem Antisemitismus
deutendste Errungenschaft des vorigen Jahr¬
die Gleichberechtigung der Konfessionen in
und Gesellschaft, wird bestritten; die Rassentheorie
et eine neue Scheidung auf, und es wird doch über¬
haupt nicht um Ideen, sondern nur um Macht gekämpft.
Die jetzige Generation von Juden ist in sich selbst ge¬
spalten. Konservative, Assimilisten, Zionisten stehen ein¬
ander gegenüber. Die Verwirrung der Köpfe und Gemüter
stört die innersten Fämilienbeziehungen. Väter und Söhne
verstehen sich nicht mehr, und zu alledem leben wir in
Oesterreich, dem „Land der sozialen Unaufrichtigkeiten“.
„Man habe hier — heißt es gelegentlich im Rdman —
beim politischen Kampf geradezu den Eindruck, wie wenn
box 3/1
— W I AeteUUU e
die scheinbar erbittertsten Gegner, während die bösesten
Worte hinüber= und herüberfliegen, einander mit den
Augen zuzwinkerten: Es ist nicht so schlimm gemeint.“
Strebertum und brutaler Materialismus in allen Lagern.
Derselbe Parlamentarier, der im Saale eine antisemitische
Brandrede hält, drückt draußen, im Büfett dem jüdischen
Parlaments
llegen die Hand. In solch einer Zeit leiden
Charc
olitische Komödie nicht mitmachen
könne
Das endlose Gerede über Juden und
auliche Naturen in einen Zustand
der sie zugrunde richten kann.
aber entsteht ein ingrimmiger
sten Parteien in die Arme
swerte Stück Zeitpsychologie
ist eindringlicher Seelen¬
hnet, und mit jener
ichen Urteil, die
1 —
zzi
ngen,
die
te.
ldigt,
viele
M. N—r.
ut.
Altce dene Gesch
schaft von Norddeuts
reuzer schlägt Bissing
„ 2 Giweas=Rinnd bliehen auch im Herron¬
Ne
23. D
Um die Originalität Schnitzlers in dieser
Schilderung recht zu erkennen, muß an die Novellistik
eines Kompert oder Karl Emil Franzos erinnert werden.
erfolgreichen Erzähler gehorten dem Zeitalter des
en Liberalismus an. Sie fühlten sich als Deutsche
ngen ebenso inbrünstig wie Berthold Auerbach an
schen Nationalität und Kultur. Für sie hatte das
m künstlerisch den Reiz einer absterbenden
k; das war dieselbe Quelle poetischen Gefühls,
mmermann als Erster die Poesie der Dorf¬
eschöpft hat (im „Oberhof"). Sie zeichneten
odernen Juden, sondern die Einwohner des
n Ghetto. Schnitzler aber ist kein
ndern Gegenwartsmensch; auf die nächste
st er nicht einmal gut zu sprechen, er macht
im Vorwurfe. Vor sich aber sieht er ein
Juden, das unter dem Antisemitismus
deutendste Errungenschaft des vorigen Jahr¬
die Gleichberechtigung der Konfessionen in
und Gesellschaft, wird bestritten; die Rassentheorie
et eine neue Scheidung auf, und es wird doch über¬
haupt nicht um Ideen, sondern nur um Macht gekämpft.
Die jetzige Generation von Juden ist in sich selbst ge¬
spalten. Konservative, Assimilisten, Zionisten stehen ein¬
ander gegenüber. Die Verwirrung der Köpfe und Gemüter
stört die innersten Fämilienbeziehungen. Väter und Söhne
verstehen sich nicht mehr, und zu alledem leben wir in
Oesterreich, dem „Land der sozialen Unaufrichtigkeiten“.
„Man habe hier — heißt es gelegentlich im Rdman —
beim politischen Kampf geradezu den Eindruck, wie wenn
box 3/1
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die scheinbar erbittertsten Gegner, während die bösesten
Worte hinüber= und herüberfliegen, einander mit den
Augen zuzwinkerten: Es ist nicht so schlimm gemeint.“
Strebertum und brutaler Materialismus in allen Lagern.
Derselbe Parlamentarier, der im Saale eine antisemitische
Brandrede hält, drückt draußen, im Büfett dem jüdischen
Parlaments
llegen die Hand. In solch einer Zeit leiden
Charc
olitische Komödie nicht mitmachen
könne
Das endlose Gerede über Juden und
auliche Naturen in einen Zustand
der sie zugrunde richten kann.
aber entsteht ein ingrimmiger
sten Parteien in die Arme
swerte Stück Zeitpsychologie
ist eindringlicher Seelen¬
hnet, und mit jener
ichen Urteil, die
1 —
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ngen,
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viele
M. N—r.
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Altce dene Gesch
schaft von Norddeuts
reuzer schlägt Bissing
„ 2 Giweas=Rinnd bliehen auch im Herron¬