I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 48

23. Der Ner
ins Freie
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Der hegans Tene
er seine kleinen Abenteuer nicht mehr als große führen wird, mit Die jüdische Seele kommt auch im eigensten Bezirk nicht zur Ruhe;, Schnitzler hoch
ferer Anhänglichkeit führt
tiven Kraft
jeder fühlt sich für den anderen mitverantwortlich und keiner entfernt
ie ihrer bürgerlichen Familie
geringerem Einsatz und verdoppelter Sparsamkeit des Gefühls.
beklagen. Nich
k, wenn sie nicht ihre Stimme
Schnitzler hat sich durchaus gehütet, au den Scheitel seines Helden sich so weit von der Rasse, um nicht noch an diesem nationalen
einsetzt, die m
ufene Künstlerin in die be¬
besondere Ehrenqualitäten zu häufen: seine beste Eigenschaft ist die Schamgefühl teilzunehmen. Sie sind eben wie Gefangene, die alle
könnte, wie es
Ugehüllt, eine von den selb¬
Zurückhaltung; er treibt weder seine Vorzüge noch seine Mängel ins dieselbe Kette drückt, die einander nicht helfen können, weil in der
tatsächlich erlc
Glänzende, und es ist gerade seine Vorurteilslosigkeit, seine Duld= Intimität der Gefangenschaft die Distanz und damit die Möglichkeit
Frauen, die schamhaft stolz
Schriftstellern
samkeit, verbunden mit guten Manieren die ihn zwischen lauter des Respekts aufhört. Kein Jnde hat Respekt vor dem andern.
huen freiwillig gegeben wird,
fast durchgä
eit aus jeder Sitnation ihre
eckigeren und rücksichtsloser bewegten Figuren in einer gewissen Gemeinsam kann das Judentum nichts unternehmen, um den „Weg
Geist a
nicht ohne Folgen, aber die
Passivität verlöschen läßt. Seine wohlwollende Neutralität wird nur ins Freie“ zu finden, und es wird nicht einmal dem Einzelnen er¬
Neigang besitz
ein kotes Kind zur Welt.
in Anspruch genommen, um die fast aufreibende Debatte über das lauben, ihn für sich zu suchen. Das ist, ohne Rücksicht auf alle
und sein Ich
Piebesgeschichte, daß sie mit
Judentum zu ertragen, die den weitaus größeren Teil des Buches aus= feineren Nuancen, die Summe der Meinungen, die Schnitzler von
wegen diese
nd ohne Empfindsamkeit durch¬
füllt. Dem Künstler und Kunstliebhaber in diesem Baron kann der Ver= den verschiedenen Repräsentanten des Judentums zusammentragen
muß, so ka
Stilen Kenner, der sich durchaus
kehr mit seinen Standesgenossen nicht genügen, und soziehtes ihn in einen läßt. Es kann nicht gesunden, besonders nicht in einem so un¬
von den jüdischen Salons, die bei allem Snobismus in einer literarischen gesunden Lande wie Österreich, dessen öffentliches Leben von Un=sichtigkeit
aupten kann. Schnitzler hat
urchken
r bürgerlichen Tragödie vom
Sphäre liegen, und in denen man sich nur mit Witz, mit Geistes- aufrichtigkeit beherrscht wird. Nicht einmal der Haß ist da echt,
physisch
Pathos eines Musikus Miller
gegenwart, mit irgend einem Schein von Überlegenheit behaupten von dem die Parteien leben, nur die Mißgunst und die kleinliche
solche A
kann. Diese Ehrenbergs mögen für Wien und nicht nur für Wien Auflehnung gegen das Talent, gegen alle Tüchtigkeit und Unab¬
fen, und es scheint mir fast,
Nervosité
bare Familie Rosner in Ruhe
typisch sein. Die Frauen bleiben immer anziehend, von einer Viel= hängigkeit. Schnitzlers eigenes Talent hat die spezifisch österreichische
keunze
m Baron und einem unbe¬
seitigkeit, die sich mit Nam' und Art von überall anschmiegsam verträgt, Sinnlichkeit, die etwas quietistische Wiener Urbanität mit jüdisch
erhobe
ch doch nicht groß genug. um
und trotz ihrer dauernd erregten, nach keiner Seite verschlossenen Ein= analytischem Geiste aufs glücklichste amalgamiert. Um so merk¬
1 Bilder
erständlich zu machen. Anna
drucksfähigkeit ermüden sie nicht, weil sie unter dieser plauschenden würdiger dieses Bekenntnis der Hoffnungslosigkeit, der Zerriebenheit,
urteilen
seine Leidenschaft als eine
Frivolität doch an irgend eine Tiefe von Treu und Glauben, von einer diese doppelte nationale Trauer, die dem Buche die Seele gegeben
Bewi
hmit egoistischen Rücksichten,
Anhänglichkeit, einer Verzagnis oder Seelennot glauben machen. Ihre hat, eine Seele, die sich nun allerdings den entsprechenden Körper
erleunt,
ten aller Art vertragen
gepflegte Lustigkeit haucht vielleicht in Augenblicken mit der Kühle nicht bauen konnte.
streng
bedingungslos vorher Sa
Man kann sich ungefähr vorstellen, wie ein Zola oder
der Einsamkeit an, die wir in besonders geselligen Naturen nicht
hervorzu
am Leben geblieben, wahr¬
grundlos vermuten. Es ist, als ob solche geübten Fragestellerinnen Manpassant, beide auf verschiedene Art unerschrockene Hand¬
Aben
gitimiert; so aber entgleitet
mit einer letzten großen Frage zurückhielten, die ausgesprochen, sie werker, die mit der schweren Maschinerie des Romans um¬
auf eine äußere
Einfach weil er sich noch nicht
I verstummen müßte In diesem Hause stellen auch Vater und Sohn zugehen wußten, das innere Erlebnis
Wirkn
lt ihn nicht; denn sie weiß
einen Typus des Extrems dar. Der Alte, ein recht unsentimentaler Aktion gebracht hätten. Man konute einen überzeugten Juden
ihrem
zu schätzen als bloßes Mitleid
Geschäftsmann, möchte doch nicht sterben, ohne Jerusalem gesehen nehmen, der auf alle typischen Hindernisse der widerstehenden
Einzeln
einfacher Sinn durchschauen
zu haben, und der Junge hat sich als Reservelentnant seinem Um. Welt stößt, oder einen erfolgreichen Renegaten, der doch mit den
Auf d
Auf keinen Fall wird sie ihre
gang schon so ausgezeichnet akklimatisiert, daß er an keinem Kirchen= letzten inneren Widerständen in sich selbst nicht fertig wird. Schnitzler
die Lieder dieses beinahe ge¬
grüßen. Um sie hat nicht die Faust, um eine aus tausend Widersprüchen gebildete
portal vorübergehen kann, ohne es zu
Judent
mögen, der nun als Kapell¬
herum lernt nun Baron Georg alle Spielarten des Juden= Materie zu einer primitiven Wucht zusammenzufassen, auch als !
Schni
tums kennen, von
geht, um dort oder wo
#en begeisterten Zionisten bis zu dem Dramatiker hat er dieses dramatische Ungestüm nicht bewiesen, das
hier
nden. Aber er wird es
Kavalier, der jedem ver# t, daß er Jnde ist, weil man es sonst über das unendliche Spiel der Nuance von sich selbst fortgerissen
fordernden und prüfen¬
nicht glauben würde, und#er die Hand steis an der geladenen in glücklicher Blindheit hinwegstürmen müßte. Zu ihm sprachen
Dilettant seine ungedul¬
K
Pistole hat für den Fall, das irgend jemand diese Eröffnung auch zu viel Stimmen, von denen keine ungehört bleiben wollte,
ten zusammenraffen lernt,
zu
nur mit dem unwillkürlichsten Bucken eines despektierlichen Lächelns und so hat seine Gerechtigkeit oder sein Skeptizismus die Form
du
Anstand zu gelten. Diese Ge¬
beantworten sollte. Alle diese Leute. meint Schnitzler oder der der Debatte gewählt, die nun wieder nicht für sich allein
tzlersche Art vorgetragen und
Baron, kommen nie zu einer rechten Ruhe, weil sie ihr Jndentum existieren kann, weil er das Thema mit den Privaterlebnissen
dem Roman herauslösen um
zu ausdrücklich betonen oder verschweigen und man läßt sie auch des Barons Georg in einen recht äußerlichen und häufig verstörenden
Künstlerischer Besonnenheit zu
nicht zur Ruhe kommen, weil kein Christ sich rein mit ihrer Per= Zusammenhang gebracht hat. Wenn Schnitzler nicht nur aus Ohn¬
ektionen über diesen Fall von
liten
sönlichkeit ohne irgend einen stillen Vorbehalt gegen die Rasse be= macht, sondern viel gewisser aus der Delikatheit seines Geschmacks
erzen weit hinauswirft. Das
vom Ge
schäftigen kann.
der traditionellen Banalität einer geradlinig konstruierten Aktion
d in diesem Augenblick stand
zum Kav
Die Juden mögen ihr neues Vaterland noch so leidenschaftlich auswich, so kann man sich andererseits eine reinere Form der bloß
empfangene Leben weiter¬
daß sie n
lieben, sie werden immer wieder daran erinnert, daß sie Fremde sind, gedanklichen Auseinandersetzung, der bedeutenden Plauderei vorstellen,
Willen dienend, der nur die
mit einer
daß es Gefühle, Instinkte gibt, auf die sie kein Recht haben, und die Männer wie Anatole France und Theodor Fontaue diesem Thema
dividualität so erhebend zu
Schnitzlerschen
so geht aus dieser Unsicherheit, aus dieser dauernden Gereiztbeit gegenüber wohl gefunden hätten Zu dieser modernsten, bequemsten, vom
hat er vorwegnehmend durch¬
zuhängen, die
eine Nervosität hervor, die auch den bestmeinenden ungeduldig Stoff am wenigsten belasteten Technik berechtigt vielleicht nur die Weis¬
led geworfen, ist er auf den
macht, nicht zuletzt übrigens gegen die Seiten dieses Buches, die heit des Alters, wie der greise Nestor in Homers Schätzung mit Reden] flüge in die
stisch zurückgewichen, nur daß! eine der unfruchtbarsten Diskussionen immer wieder aufnehmen. statt mit Taten vollgültig zahlen darf. Zu dieser Freiheit fehlt es die Stetigkeit