23. Der Ner
ins Freie
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aßt, 's ist immer die gleiche llich wohl tut einem das Buch, das einen Meister straf=[Schöyen, „Die weiße Sklavin“,) geht ein
variiert, nur das handwerk=Iser Novellenkompositionskunst, einen scharfen Psycho=Begleitwort des deutschen Nationalkomitees zur in¬
wachsen und seine Psychologie logen und einen liebenswürdigen Spötter zugleich ternationalen Bekämpfung des Mädchenhandels vor¬
ystischer Färbung. Die Fabel soffenbart. Ein Zyklus kleiner Romane, aus dem solauf und Anna Pappritz, die Schriftführerin des Bun¬
he dürftig: Ein Musiker, vor- salten und doch ewig jungen Born der Künstlerehe ge=ldes Deutscher Frauenvereine, hat dazu eine Vorrede
kungen, wandelt, ohne eigene schöpft. Schon Daudet glossierte gerne diese kitzlichstelgeschrieben. Sie wünscht ihm Mütter heranwachsen¬
ären und Verzettelungen aller! Erfindung aller ehelichen Hasardspiele. Hier gilt's der Töchter zu Leserinnen, in der richtigen Auffas¬
hinaus; als etwas lottriger,lder Frau allein. Alle Typen marschieren auf: Diessung, daß man mit Belletristik leichter in die all¬
tut er sich selber leid in seiner schwärmerische Verehererin, die nüchterne Hausfrau, sgemeinen Schichten dringe wie mit Fachschriften.
sich wunder was darauf ein, jdie Dulderin und die Ruhmestrompete eheherrlicher Worum es sich handelt, ist sonach leicht zu erraten.
as wahrhaftig bessere Quali=Vorzüge. Alles Typen mit nur ganz leise angedeu=Es ist die Geschichte einer Kopenhagener Offiziers¬
lb und halb hat sitzen lassen. teter Individualisierung. Und sie sind mit raffinier=tochter, die als Opfer von Mädchenhändlern ins
r an einem kleinen Hoftheaterster Kunst so fein geschliffen, daß sie sich zu einem
Elend geschleppt wird, nach mannigfachem Elend im
Weg machen wie ein Wagen, glänzenden Geschmeide wirksam einen.
Harem des Sultans landet, von dort entflieht, aber
naufs Geleise geschoben hat.
Als Satiriker voll irefflicher Veranlagung führt jaufs neue ihren Ausbeutern, der Schande und grä߬
liegt am drum und dran, das Ottomar Enking mit dem Klein"a#tidyll „Das lichem Tode verfällt. Die Geschichte hat vor anderen
prachtvoll und doppelt inter=Sofaauf Nummer 6“) sich ein. Die Idec ist sihres Genres den Vorzug der Dezenz. Ob sie durch¬
den er diesmal ins Wiener glänzend: in ihr lebt jene spielerische Frivolität der weg nur den gewollten Zweck der Warnung erreicht,
ber selbst wo er wie hier Fra=verlachten Erotik, die gallischer Ueberreife kostbares möchte ich bezweifeln. Soziale Aufklärung, eine sorg¬
r Bedeutung anschneidet, wird ]Erzeugnis ist, es lebt in ihr etwas von dem satirisch fältige Handhabung des Paßwesens, ein gut arbei¬
bleibt immer an der intellek=Ipolitischen Geist eines verfeinerten Simplizissimus stender Stellenvermittlungsdienst tun auf ästhetische¬
e haften. Die Genesis jenes und der italienischen Konsequenz aus der Renais=Irem Wege mindestens sicherere Dienste.
interessiert ihn, das das mitsancezeit, die sich nicht scheut, das Amüsante ins
! Wer das Titelblatt von Karl Ewalds, des
rschnittene Wienertum abson=!Groteske zu verzerren. Freilich: von all dem lebt ins#
n, Erzählung „Mein großes Mädel“)
so will, das mit Wiener Blut ihr ein Etwas nur. Das Sofa auf Nummer 6 in der siem, könnte auf Grund des nichtssagenden Backsisch¬
in) und das in Wien ebenso einzigen Badeanstalt eines norddeutschen Küsten=Tbildes darauf glauben, es handle sich da um irgend
wie eine ähnliche Mischungstädtchens tut geheimnisvolle erotische Wirkung auf leine kleine Liebesgeschichte bekannten Genres. Und
um treibenden Faktor wurde. leinen Einzelnen durch den natürlichen Zusammenhang das ist bedauerlich; es könnte manchen zurückschrecken,
hes Phänomen wird in dem eines liegen gebliebenen seidenen Unterrocks. Aberdem ich das Buch gönnen möchte. Denn es ist das
Fsichtigkeit des Mit=Leidenden diese Einzelwirkung wird zu einer das ganze Städt=ein so inniges, seelenvolles Buch, wie ich seit langem
u einem Resultat führt's frei-chen demoralisierenden Modewirkung und aus der jkeins gelesen. Es tut eine Wirkung, wie die nordische
iebt die halben Töne und die preußischen Kleinstadtkorrektheit wird schließlich eine Einsamkeit, wie das kühle blaue Wasser da oben, der
olegt man das Buch aus der zweite Lutetia mit all den Ehebrüchen, die dazu gee lichtblaue Himmel und hellgrüner, weiß durchleuch¬
einen Augenblick; enttäuscht, jhören. Selbst der Landesfürst kann sich dem Zauber tetar Birkenschlug. Eine große Wehmut quillt in
räumt dann zurück und es ist nicht entziehen und schließt, vom Sofa Nummer 6 einzn auf und eine große Sehnsucht, und das Herz
t dem Helden aus der Skepsis lansprechend stimuliert, den Reigen der Faune und weitet sich einem, daß man sich besser fühlt als bisher
gewandert durch die Herbst=Mänaden mit der bisher unberührt gebliebenen jun= und seinen Willen spannt, daß man den Segen
Reblaub; und in der Erinne=igen Gattin des zum Minister beförderten einstigen empfindet, den echtes Menschentum verleiht. Und
eDonaustadt mit ihrer Musik Entdeckers solchen Zaubers. Das launige Buch wäre hinter einem versinkt alle graue Theorie und alles
hrer Wehmut und ihrer Selbst¬
noch vortrefflicher, härte es der Seiten weniger und Gezänke in Kampfbüchern, die da über Eltern und
verzichtete es, die Idee straffer durchzuführen, auf Kinder, oder über das Jahrhundert des Kindes reden¬
Haltens, des Jungwieners, die gefallsüchtige Ausmalung zweifelhafter Situatio¬
1 Schöyen, Elisabeth: Die weiße Sklavin. Des zwanzigsten
*) hinterher, so wirkt das wie
nen, die für die Wirkung des Witzes entbehrlich wäre. Jahrhunderts Schmach. Roman. Einzig autorisierte Ueber¬
Dem Roman der Norwegerin Elisabethsetzung aus dem Norwegischen von Rhea Sternberg. Verlag
ein zu laulichtes Bad. Ordent¬
[Konkinent, G. m. b. H., Berlin.
3) Enking. Ottomar: Das Sofa auf Nummer 6, Ein Klein=
Ewald, Karl: Mein großes Mädel. Berechtigle Ueber¬
Künstlerfrauen. Ein Zyklus kleiner
München.
stadt=Idyll, 6. Auflage. Georg Müller, München.
setzung von Hermann Kiv. Albert Langen, München.
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aßt, 's ist immer die gleiche llich wohl tut einem das Buch, das einen Meister straf=[Schöyen, „Die weiße Sklavin“,) geht ein
variiert, nur das handwerk=Iser Novellenkompositionskunst, einen scharfen Psycho=Begleitwort des deutschen Nationalkomitees zur in¬
wachsen und seine Psychologie logen und einen liebenswürdigen Spötter zugleich ternationalen Bekämpfung des Mädchenhandels vor¬
ystischer Färbung. Die Fabel soffenbart. Ein Zyklus kleiner Romane, aus dem solauf und Anna Pappritz, die Schriftführerin des Bun¬
he dürftig: Ein Musiker, vor- salten und doch ewig jungen Born der Künstlerehe ge=ldes Deutscher Frauenvereine, hat dazu eine Vorrede
kungen, wandelt, ohne eigene schöpft. Schon Daudet glossierte gerne diese kitzlichstelgeschrieben. Sie wünscht ihm Mütter heranwachsen¬
ären und Verzettelungen aller! Erfindung aller ehelichen Hasardspiele. Hier gilt's der Töchter zu Leserinnen, in der richtigen Auffas¬
hinaus; als etwas lottriger,lder Frau allein. Alle Typen marschieren auf: Diessung, daß man mit Belletristik leichter in die all¬
tut er sich selber leid in seiner schwärmerische Verehererin, die nüchterne Hausfrau, sgemeinen Schichten dringe wie mit Fachschriften.
sich wunder was darauf ein, jdie Dulderin und die Ruhmestrompete eheherrlicher Worum es sich handelt, ist sonach leicht zu erraten.
as wahrhaftig bessere Quali=Vorzüge. Alles Typen mit nur ganz leise angedeu=Es ist die Geschichte einer Kopenhagener Offiziers¬
lb und halb hat sitzen lassen. teter Individualisierung. Und sie sind mit raffinier=tochter, die als Opfer von Mädchenhändlern ins
r an einem kleinen Hoftheaterster Kunst so fein geschliffen, daß sie sich zu einem
Elend geschleppt wird, nach mannigfachem Elend im
Weg machen wie ein Wagen, glänzenden Geschmeide wirksam einen.
Harem des Sultans landet, von dort entflieht, aber
naufs Geleise geschoben hat.
Als Satiriker voll irefflicher Veranlagung führt jaufs neue ihren Ausbeutern, der Schande und grä߬
liegt am drum und dran, das Ottomar Enking mit dem Klein"a#tidyll „Das lichem Tode verfällt. Die Geschichte hat vor anderen
prachtvoll und doppelt inter=Sofaauf Nummer 6“) sich ein. Die Idec ist sihres Genres den Vorzug der Dezenz. Ob sie durch¬
den er diesmal ins Wiener glänzend: in ihr lebt jene spielerische Frivolität der weg nur den gewollten Zweck der Warnung erreicht,
ber selbst wo er wie hier Fra=verlachten Erotik, die gallischer Ueberreife kostbares möchte ich bezweifeln. Soziale Aufklärung, eine sorg¬
r Bedeutung anschneidet, wird ]Erzeugnis ist, es lebt in ihr etwas von dem satirisch fältige Handhabung des Paßwesens, ein gut arbei¬
bleibt immer an der intellek=Ipolitischen Geist eines verfeinerten Simplizissimus stender Stellenvermittlungsdienst tun auf ästhetische¬
e haften. Die Genesis jenes und der italienischen Konsequenz aus der Renais=Irem Wege mindestens sicherere Dienste.
interessiert ihn, das das mitsancezeit, die sich nicht scheut, das Amüsante ins
! Wer das Titelblatt von Karl Ewalds, des
rschnittene Wienertum abson=!Groteske zu verzerren. Freilich: von all dem lebt ins#
n, Erzählung „Mein großes Mädel“)
so will, das mit Wiener Blut ihr ein Etwas nur. Das Sofa auf Nummer 6 in der siem, könnte auf Grund des nichtssagenden Backsisch¬
in) und das in Wien ebenso einzigen Badeanstalt eines norddeutschen Küsten=Tbildes darauf glauben, es handle sich da um irgend
wie eine ähnliche Mischungstädtchens tut geheimnisvolle erotische Wirkung auf leine kleine Liebesgeschichte bekannten Genres. Und
um treibenden Faktor wurde. leinen Einzelnen durch den natürlichen Zusammenhang das ist bedauerlich; es könnte manchen zurückschrecken,
hes Phänomen wird in dem eines liegen gebliebenen seidenen Unterrocks. Aberdem ich das Buch gönnen möchte. Denn es ist das
Fsichtigkeit des Mit=Leidenden diese Einzelwirkung wird zu einer das ganze Städt=ein so inniges, seelenvolles Buch, wie ich seit langem
u einem Resultat führt's frei-chen demoralisierenden Modewirkung und aus der jkeins gelesen. Es tut eine Wirkung, wie die nordische
iebt die halben Töne und die preußischen Kleinstadtkorrektheit wird schließlich eine Einsamkeit, wie das kühle blaue Wasser da oben, der
olegt man das Buch aus der zweite Lutetia mit all den Ehebrüchen, die dazu gee lichtblaue Himmel und hellgrüner, weiß durchleuch¬
einen Augenblick; enttäuscht, jhören. Selbst der Landesfürst kann sich dem Zauber tetar Birkenschlug. Eine große Wehmut quillt in
räumt dann zurück und es ist nicht entziehen und schließt, vom Sofa Nummer 6 einzn auf und eine große Sehnsucht, und das Herz
t dem Helden aus der Skepsis lansprechend stimuliert, den Reigen der Faune und weitet sich einem, daß man sich besser fühlt als bisher
gewandert durch die Herbst=Mänaden mit der bisher unberührt gebliebenen jun= und seinen Willen spannt, daß man den Segen
Reblaub; und in der Erinne=igen Gattin des zum Minister beförderten einstigen empfindet, den echtes Menschentum verleiht. Und
eDonaustadt mit ihrer Musik Entdeckers solchen Zaubers. Das launige Buch wäre hinter einem versinkt alle graue Theorie und alles
hrer Wehmut und ihrer Selbst¬
noch vortrefflicher, härte es der Seiten weniger und Gezänke in Kampfbüchern, die da über Eltern und
verzichtete es, die Idee straffer durchzuführen, auf Kinder, oder über das Jahrhundert des Kindes reden¬
Haltens, des Jungwieners, die gefallsüchtige Ausmalung zweifelhafter Situatio¬
1 Schöyen, Elisabeth: Die weiße Sklavin. Des zwanzigsten
*) hinterher, so wirkt das wie
nen, die für die Wirkung des Witzes entbehrlich wäre. Jahrhunderts Schmach. Roman. Einzig autorisierte Ueber¬
Dem Roman der Norwegerin Elisabethsetzung aus dem Norwegischen von Rhea Sternberg. Verlag
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3) Enking. Ottomar: Das Sofa auf Nummer 6, Ein Klein=
Ewald, Karl: Mein großes Mädel. Berechtigle Ueber¬
Künstlerfrauen. Ein Zyklus kleiner
München.
stadt=Idyll, 6. Auflage. Georg Müller, München.
setzung von Hermann Kiv. Albert Langen, München.